AMORELIE ruft auf: Be the change!

be the change

Täglich werden wir Zeug*innen von Ungleichheit. Und oft hat diese Ungleichheit mit der Herkunft oder der geschlechtlichen Identität zu tun. Gender Gap. Orgasm Gap, Gender Data Gap, Gender Care Gap … you name it. All diese Babys haben einen Namen – und sie vereint nicht nur das Wort „Gap“, sondern die offensichtliche Tatsache, dass unsere Welt ist in vielen Dingen auf den Mann ausgerichtet ist. Dazu muss man nicht mal „ganz genau“ hinschauen. Obwohl Mann und Frau in Deutschland per Gesetz gleichberechtigt sind, sind sie es im Netz, auf der Straße, im Job oder im Alltag nicht.

Wenn wir nicht endlich für Gleichheit sorgen, wird die Gesellschaft weiterhin gespalten bleiben und sich nie wandeln. Deshalb rufen wir dazu auf: Be the Change!

Es ist an der Zeit, gegen diese Ungleichheiten in Bezug auf Einkommen, Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand, sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu kämpfen. Wie reagiert man in ungerechten Situationen richtig? Oft fühlen wir uns machtlos oder haben das Gefühl, dass unser Handeln keine Auswirkungen hat. Aber das stimmt nicht. Es braucht bloß 25 % der Menschheit, um etwas in der Gesellschaft zu bewirken. Jede*r von uns hat also Einfluss. Gemeinsam sind wir stark, und gemeinsam können wir etwas verändern. Machst Du mit? Bist Du eine*r der 25 %?

„Gaps” zeigen auf, dass unsere Welt noch in vielen Dingen auf den Mann ausgerichtet ist.

Wir haben uns die bekanntesten Gaps einmal genauer angeschaut. Welche Ungleichheiten sind am prominentesten in der Gesellschaft und im Alltag verankert? Mit welchen Nachteilen haben Frauen zu kämpfen? Und wie können wir mit wenigen Mitteln für Veränderung sorgen? Um die Gaps so genau wie möglich darzustellen, verzichten wir ausnahmsweise darauf, von Personen mit Penis oder Vulva zu sprechen. Stattdessen übernehmen wir mit den Begriffen „Mann“ und „Frau“ den Tone of Voice aus den Quellen und dem allgemeinen, medialen Diskurs.

Inhalt

GENDER GAP
GENDER ORGASM GAP
GENDER PAY GAP
GENDER DATA GAP
GENDER CARE GAP
WO KANN ICH MICH ENGAGIEREN?

GENDER GAP

Sharon McCutcheon @sharonmccutcheonEine Gender Gap bezeichnet allgemein eine Ungleichheit von Männern und Frauen, wie etwa die Gender Pay Gap (Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern). Im Speziellen bezieht sich Gender Gap auf das hier: Bürger_in. Genau, dieser kleine unscheinbare Strich hat die wichtige Aufgabe in der Schriftsprache, symbolisch Raum für Menschen und eine Vielfalt der Geschlechter zu lassen. Der Gender-Gap ist neben dem Gender-Sternchen und dem Gender-Doppelpunkt eine weitere Form der gendersensiblen Schreibweise und soll als orthografisches Zeichen alle Geschlechter adressieren. Doch nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen und in schriftlichen Medien findet man immer häufiger den Gender-Gap oder ein anderes Genderzeichen. Auch in der verbalen Kommunikation regt dieser vermeintlich simple Unterstrich die Menschen dazu an, beim Sprechen eine Pause zwischen Wortstamm und Endung zu machen, um Diversität auszudrücken und alle Menschen sprachlich einzuschließen.

Tipp: Nutze gendersensible Sprache

Egal, ob Du Dich für den Gender-Gap, den Gender-Doppelpunkt oder das Gender-Sternchen (so wie wir) entscheidest: Du schließt damit alle Menschen ein und erkennst die Diversität und Vielfalt der Gesellschaft an. Natürlich ist das ein Prozess, der nicht von heute auf morgen perfekt gelingt. Wichtig ist aber, dass Du Dir bewusst machst, dass die deutsche Sprache an vielen Stellen noch sehr binär ist und nur die Geschlechter im Sinne von Frau und Mann umfasst. Mit ein bisschen Feingefühl lassen sich aber Alternativen finden: Lehrende anstatt Lehrer oder Lehrerin, Nachbarschaft anstatt Nachbarn, Ansprechperson anstatt Ansprechpartner – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Während Du in der Schriftsprache meist genügend Zeit hast, solche Ausdrücke zu finden und gendersensible Schreibweisen zu nutzen, funktioniert verbale Kommunikation schneller. Nimm Dir für den Anfang mehr Zeit und mache Pausen beim Reden. So kannst Du das Gesagte überdenken und Dich notfalls verbessern. Mit der Zeit kommen die Pausen von alleine und Freunde werden automatisch zu Freund*innen. Stelle Dir das Gender-Sternchen einfach als Atempause vor.

“Dieser kleine unscheinbare Strich hat die wichtige Aufgabe in der Schriftsprache, symbolisch Raum für Menschen und eine Vielfalt der Geschlechter zu lassen.”

GENDER ORGASM GAP

Die Gender Orgasm Gap – auch Orgasmuslücke – bezeichnet die allgemeine Ungleichheit zwischen heterosexuellen Männern und Frauen in Bezug auf die sexuelle Befriedigung. Genauer gesagt geht es darum, wie oft eine Frau im Gegensatz zum Mann zum Höhepunkt kommt. Woran liegt das? Wir haben oft noch falsche oder veraltete Sex-Bilder im Kopf, denn die sind durch Pornos geprägt. Da läuft das klassische Drehbuch so ab: Sie tut alles, damit er kommt. Ende. Was ist hier schiefgelaufen? Genau, Sex wird mit Penetration und der Befriedigung des Mannes gleichgesetzt. Das ist natürlich Unsinn. Guter Sex ist gleichberechtigt. Leider wurden aber einige verstaubte Klischees in die heutige Zeit übertragen, unter anderem das Vorurteil, dass jede Form von klitoraler Stimulation zum Vorspiel gezählt wird. Der „richtige“ Sex beginnt erst danach, also kann man das Vorspiel ja auch mal verkürzen oder überspringen. Diese fehlgeleitete Ignoranz führt dazu, dass Frauen beim Sex weniger oft kommen. Dabei ist die Klitoris ein mächtiges Organ, das für atemberaubende Orgasmen sorgt.

Was bedeutet also guter Sex und wie macht man ihn gleichberechtigt? Zuerst sollten wir damit anfangen, unser Verständnis von Sex zu überdenken. Bedeutet guter Sex für mich, zum Orgasmus zu kommen oder ist ein stimulierender Weg mein Ziel? Für Männer bedeutet das, sich neben ihrer eigenen Befriedigung auch um die ihrer Partnerin zu kümmern. Aber es gibt noch mehr Wege, die Orgasmuslücke zu schließen:

Tipp 1: Die eigenen Vorlieben kennen (lernen)

Eine Bereicherung beim Erkunden neuer Hotspots ist zum einen Deine Hand und zum anderen Sexspielzeug. Beides unterstützt dabei, Deine Bedürfnisse auf das nächste Level zu heben und legen darüber hinaus neue Facetten Deiner Lust frei. Möchtest Du auf Erkundungstour gehen? Für den Anfang haben wir Dir hier einige Hilfsmittel zur Selbstbefriedigung aufgelistet, damit Dein Solo noch schöner wird:
Wir erklären Euch mit nützlichen Infos und Tipps, wie, wo und womit Ihr bei der Masturbation dem Höhepunkt auf die Sprünge helfen könnt.
Make SelfloveDie Einsteigerbox für sie. Jedes Produkt verspricht ein ganz eigenes Abenteuer, bei dem Du Deinen Körper besser kennenlernst, neue Vorlieben entdeckst und Dein Lustempfinden steigerst. Mit ausführlichem Selflove-Guide und Tipps zur Selbstbefriedigung wird Deine Reise unvergesslich.

Tipp 2: Über die eigenen Bedürfnisse reden

Sex ist toll. Sex macht Spaß. Sex ist wichtig für eine Beziehung. Wie oft man Sex braucht, sollte allerdings jede*r für sich selber entscheiden und sich nicht an gesellschaftlichen Idealen orientieren. Was allerdings ein Beziehungs- und Sex-Boost sein kann, ist reden. Wenn wir wissen, was uns erregt und was eher nicht, sollten wir auch den Mut aufbringen, das offen zu kommunizieren. Paare, die über ihren gemeinsamen Sex sprechen und Vorlieben zum Ausdruck bringen, haben eine größere Chance darauf, dass ihre Wünsche erhört und erfüllt werden.

Tipp 3: Aufklärung

„Ein Typ, der sich gern bedienen lässt, aber keine Pussys im Gesicht mag, kommt mir eh nicht mehr ins Bett”, schreibt Katja Lewina in „Sie hat Bock“. Chapeau! Genau darum geht es. Kommunikation, Feingefühl und Spaß – auf beiden Seiten. In ihrem Buch geht es um Zuschreibungen weiblicher Körper und Lust, Macht im Bett und was wir uns alle mal wirklich durch den Kopf gehen lassen sollten, wenn wir von Gleichberechtigung sprechen.

Lies auch: Oral Sex Gap –  Statistisch geben Frauen mehr Blowjobs, als dass sie selbst Oral befriedigt werden. Woran liegt das? Ist die Vulva etwa unbeliebt?

GENDER PAY GAP

Der Gender Pay Gap – also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern – steht für eine statistische Kennzahl, die Unterschiede des Durchschnittsverdienstes von Frauen und Männern abbildet. Kurzum: Weltweit bekommen Männer für gleiche und gleichwertige Tätigkeiten noch immer mehr Gehalt als Frauen (das kann sogar in ein und demselben Unternehmen der Fall sein). In Deutschland beträgt die Lohnlücke im Jahr 2020 rund 18 %. (bereinigter Wert *).

Häufig wird der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit Faktoren begründet wie: Frauen haben eine geringere Berufserfahrung (häufig aufgrund von Babypausen und Teilzeitbeschäftigungen), berufliche Position, Betriebsgröße, Branche etc… Dass es sich hierbei um eine geschlechtsspezifische Diskriminierung handelt, wird gern in den Hintergrund gerückt, oder – wie im genannten Beispiel – mit angeblichen Gründen für geringere Einkünfte abgespeist. Dabei ist Fair Pay nicht nur die messbare Spitze des Gleichstellungseisbergs, sondern schafft auch echte Chancengleichheit.

Was wir alle tun können, um den Gender Pay Gap zu schließen:

Über Geld sprechen – darf ich das? Transparenz ist eines der wichtigsten Instrumente zur Entgeltgleichheit und der Schlüssel auf dem Weg zur Gleichstellung. Leider enthalten viele Arbeitsverträge weiterhin Verschwiegenheitsklauseln, die es Beschäftigten untersagen, über ihre Gehälter zu sprechen. Dass diese Klauseln in den meisten Fällen gar nicht rechtskräftig sind, wissen die wenigsten. Seit 2017 sichert das Entgelttransparenzgesetz Beschäftigten in Deutschland einen Auskunftsanspruch zu und fordert Unternehmen auf, ihre Entgeltstrukturen zu überprüfen.

Tipp 1: Über Geld sprechen – was ist meine Arbeit wert?

Transparenz muss nicht heißen, alle Gehälter in der Kantine auszuhängen. Vielmehr bedeutet es, dass es keine Gehaltsunterschiede gibt, die nicht erklärt werden können. Um das zu garantieren, braucht es klare Tätigkeitsbeschreibungen und Stellenbewertungen. Welche Leistung ist wie viel wert? Welche Qualifikationen werden wie entlohnt? Welche Rolle soll meine Erfahrung bei der Bewertung spielen? Gehälter intern zu benennen, Gehaltstabellen extern zu veröffentlichen oder Gehaltsbänder bereits in Stellenausschreibungen zu kommunizieren – all das sind Möglichkeiten, um von Anfang an transparent zu kommunizieren.

Tipp 2: Hoch pokern

Ein Faktor, auf den jede Frau selbst Einfluss nehmen kann, ist das eigene Auftreten. Das ist gar nicht so einfach, denn egal, wie stark oder in welcher Führungsposition die Frau ist, in unserer Gesellschaft wird ihr häufig Kompetenz abgesprochen (Wir erinnern uns, der Spitzname für Angela Merkel war “Landesmutti”). Gegen diese Klischees, Vorurteile und Zuschreibungen anzukämpfen, ist das eine. Das eigene Verhalten liegt zum Glück in unserer Hand. Coachings für Frauen setzen genau da an, um zu lernen, sich nicht unter Wert zu verkaufen. Das Statistische Bundesamt stellte fest, je höher die Position, desto größer ist der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen. Daher sollten Frauen bereits beim Berufseinstieg hoch pokern. Verhandeln ist hier das Stichwort.

Ein schönes und aktuelles Beispiel: Das US-Nationalteam im Frauen-Fußball hat bereits viermal die Weltmeisterschaft geholt, aber wurde noch immer wesentlich schlechter bezahlt als das Männer-Team. Die Frauen haben für eine gleiche Bezahlung gekämpft und nach jahrelangem Rechtsstreit gewonnen. Sie erhalten künftig vom US-Verband US Soccer die gleiche Bezahlung wie die Männer. We like!

GENDER DATA GAP

Unser Wissen beruht auf Datenerhebungen, die allerdings zum größten Teil von Männern über Männer gesammelt wurden und werden.

Bei der Gender Data Gap handelt es sich um eine (unabsichtliche) Verzerrung wissenschaftlicher Studien zugunsten von Männern. Unser Wissen beruht auf Datenerhebungen, die allerdings zum größten Teil von Männern über Männer gesammelt wurden und werden. Das führt dazu, dass Wissen und Daten über Frauen lückenhaft sind, was gravierende und teils gefährliche Auswirkungen auf deren Gesundheit haben kann. Besonders kritisch ist die fehlende Datenlage in der Medizin und im Straßenverkehr. Medikamente werden seit jeher an Männern getestet.
Dementsprechend sind Dosierungsanweisungen bei Medikamenten für den männlichen Organismus bestimmt, was für Frauen eine erhöhte Gefahr von Überdosierungen darstellen kann. Auch Symptome gelten schnell als atypisch, wenn sie nicht gehäuft bei Männern auftreten. Deshalb werden Herzinfarkte häufiger bei Frauen als bei Männern übersehen, da Frauen im Gegensatz zu “typischen” Symptomen wie Brustschmerzen, eher unter Bauchschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit leiden.

Und auch im Straßenverkehr müssen Frauen mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen rechnen. Jegliche Produktentwicklungen sind am männlichen Körperbau angepasst – der am häufigsten eingesetzte Crash-Dummy wiegt 76 kg und ist 1,77 m groß. Frauen sind im Durchschnitt leichter und ihr Körper wird bei einem Auffahrunfall schneller in Richtung Windschutzscheibe geschleudert. Bis heute ist es in der EU auch nicht vorgeschrieben, Crash-Tests mit Dummys durchzuführen, die dem Körperbau einer Schwangeren nachempfunden sind.

Auch im Alltag ergeben sich durch die Gender Data Gap Nachteile für Frauen. So orientiert sich die Durchschnittstemperatur in Büros am Stoffwechsel von Männern und auch Produkte im Supermarkt sind für Frauen schwieriger zu erreichen. Das sind zwar im Vergleich zu gesundheitlichen Risiken eher zu vernachlässigende Nachteile, doch irgendwo muss man ja auch anfangen.

Tipp 1: Lies Dir Wissen an

Dieser Tipp lässt sich quasi auf alles anwenden, aber insbesondere auf die Gender Data Gap, da diese erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt ist. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die Journalistin und Autorin Caroline Criado-Perez, die 2020 das Buch “Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert” veröffentlicht hat. Darin zeigt sie anhand von wissenschaftlichen Studien auf, dass wir in einer Welt leben, die von Männern für Männer gemacht wurde – und wie die Hälfte der Weltbevölkerung dadurch ignoriert wird. Mit ihrem Buch wird die systematische Diskriminierung von Frauen aufgedeckt und ein Wandel des Systems angestrebt. Unsere Must-have-Leseempfehlung!

Tipp 2: Hinterfrage Daten

Der Impuls, Daten in wissenschaftlichen Studien für selbstverständlich zu nehmen, ist nachvollziehbar, da man solchen Publikationen automatisch Seriosität zuspricht. Dennoch zeigt das Buch von Criado-Perez sehr deutlich, dass Datenlücken existieren. Das bedeutet nicht, dass die Daten per se falsch sind, sondern dass wir als Leser*innen vielmehr die Perspektive der Daten hinterfragen sollten. Wer ist/sind der*die Autor*innen? Aus welchen Menschen besteht die Datenlage? Welche Schlüsse werden gezogen? Welche Perspektive nimmt der*die Autor*in dabei ein?
Auch im Alltag können wir selbst aktiv werden und unsere Gesundheit schützen, indem wir lieber einmal mehr unsere*n Ärzt*in zu Dosierungen oder Symptomen befragen.

 

GENDER CARE GAP

Photo by Reneé Thompson on Unsplash

Die Gender Care Gap ist ein Indikator für den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Männer und Frauen für unbezahlte Care-Arbeit aufwenden. Darunter fallen die Kindererziehung und Hausarbeit, aber auch die Pflege von Angehörigen und sogar ehrenamtliches Engagement. Ein Gutachten der Bundesregierung zeigt, dass Frauen mehr unbezahlte Care-Arbeit leisten als Männer: Aktuell liegt die Gender Care Gap bei 52,4 Prozent. Das heißt, Frauen wenden im Durchschnitt täglich 52,4 Prozent mehr Zeit für unvergütete Care-Arbeit auf. Doch was bedeutet das in Stunden? Während Männer durchschnittlich 2 Stunden und 46 Minuten unbezahlten Care-Tätigkeiten nachgehen, sind es bei Frauen ganze 4 Stunden und 13 Minuten – das macht eine Differenz von 87 Minuten pro Tag. Nicht mit einberechnet in der Care-Arbeit ist auch die mentale Belastung, die durch Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmern entsteht. Schließlich übt man nicht einfach nur die Care-Arbeit aus, sondern plant diese beispielsweise auch gedanklich. Auch wenn die Gender Care Gap nach Alter und Lebenssituation variiert, hat sie grundsätzlich wirtschaftliche Nachteile für Frauen. Um der Care-Arbeit nachgehen zu können, üben Frauen häufiger Teilzeitbeschäftigungen aus als Männer. Daraus resultieren niedrigere Einkommen und letztendlich auch niedrigere Alterssicherungsansprüche.

Tipp 1: Partnerschaftliche Teilung der Care-Arbeit

Auch wenn es so einfach klingt: Teile Dir mit Deinem*Deiner Partner*in die Care-Arbeit, vor allem in Bezug auf Kindererziehung und Hausarbeit. Der erste Schritt ist, sich gemeinsam bewusst zu machen, welche Aufgaben anfallen und wer diese bisher wann erledigt. Nur so könnt Ihr gemeinsam ein Bewusstsein für den Arbeitsumfang entwickeln. Habt Ihr erst einmal einen Überblick, könnt Ihr anfangen, Tätigkeiten gerecht aufzuteilen, die neben Eurer Vollzeit-Arbeit anfallen. Struktur und Aufgabenverteilung sind das A und O.

 

Tipp 2: Kenne Dein Mental Load

Du kennst sicher das Gefühl, wenn Du nach einem langen Tag im Bett liegst und Dich fragst, wieso Du so erledigt bist. Vielleicht hast Du das Gefühl, einen Marathon gelaufen zu sein, obwohl Du „nur“ auf der Arbeit warst und Sachen organisiert hast. Stichwort Mental Load: Darunter versteht man die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht. Kognitive Arbeit und Mental Load sind Teil der Gender Care Gap. Weil Frauen in der Regel mehr Verantwortung für Haushalt und Erziehung übernehmen, sind sie automatisch erste Ansprechpartner*innen für Fragen in diesen Bereichen – und haben demnach eine erhöhte kognitive Auslastung. Deshalb ist es ratsam, wenn Du Dir einen Überblick über Deine Wochenarbeitszeiten verschaffst, inklusive kognitiver Arbeit. Nur so kannst Du die ungleiche Verteilung in Bezug auf das Mental Load identifizieren und eine Ausgewogenheit in der Beziehung einfordern.


Wir wissen, Dir liegt Veränderung am Herzen. Aber natürlich geht das nicht von heute auf morgen und schon gar nicht alles auf einmal. Veränderungen brauchen Zeit, Routine und erfolgen schrittweise. Um Dein Ziel zu erreichen, kannst Du Dir Deine ersten Schritte in kleine, realisierbare Taten einteilen. Wir geben Dir für den Anfang etwas Inspiration an die Hand:

WO KANN ICH MICH ENGAGIEREN?

Be the changeDie Organisation wellcome ist ein bundesweit agierendes Sozialunternehmen, das Eltern entlastet, berät und vernetzt, damit Kinder liebevoll und gesund aufwachsen können. Durch fehlende Kinderbetreuungsplätze sind Mütter oft gezwungen, weniger zu arbeiten. Dadurch haben sie nicht nur mit weniger Einkommen zu kämpfen, sondern auch mit fehlender Alterssicherung. wellcome möchte das ändern, am besten gemeinsam mit Dir. Du kannst Dich entweder ehrenamtlich engagieren oder Geld spenden. Deine Hilfe macht den Unterschied.

FAIR SHARE ist ein relativ junger, gemeinnütziger Verein, der sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt und eine neue Organisationskultur im gemeinnützigen Sektor prägen möchte. Wie geschlechtergerecht die Zivilgesellschaft wirklich ist, erfährst Du im FAIR SHARE Monitor 2022 durch aktuelle Zahlen und Fakten zur Geschlechtergerechtigkeit. Mitmachen kannst Du auch: Unterstütze den Verein mit einer Spende, mach mit als Freiwillige*r oder sorge für mehr Aufmerksamkeit, indem Du Dich der FAIR SHARE Community auf Twitter anschließt. Deine Stimme zählt.

Vielleicht hast Du schon mal von Pinkstinks gehört. Die Zeiten gendern sich? Die Bildungsorganisation setzt sich gegen Sexismus und starre Geschlechterrollen in Medien und Werbung ein. Neben einem Online-Magazin leistet sie Bildungsarbeit in Kitas und Schulen und verschafft sich Gehör mit reichweitenstarken digitalen Kampagnen. Engagiere Dich gemeinsam mit Pinkstinks für vielfältige Geschlechterrollen: Abonniere den Newsletter, werde Förder*in, melde Werbung, bestelle Infomaterial oder spende. Sei dabei! Du engagierst Dich schon für Geschlechtergerechtigkeit oder kennst weitere Organisationen und Möglichkeiten, für Veränderung zu sorgen? Teile uns Deine Gedanken gerne als Kommentar unter diesem Artikel oder via Instagram mit.

Be the change!

*Man unterscheidet hier auch noch einmal zwischen einem ‚bereinigten‘ und einem ‚unbereinigten‘ Wert. Bereinigter Gender Pay Gap = Hier wird jener Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der auf strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtergruppen zurückzuführen ist, wie Unterschiede bei Berufen, Beschäftigungsumfang, Bildungsstand, Berufserfahrung oder der geringere Anteil von Frauen in Führungspositionen. Unbereinigter Gender Pay Gab = Hier wird die Differenz zwischen den durchschnittlichen Bruttoverdiensten von Frauen und Männern gebildet. Wer tiefer eintauchen möchte, kann das hier tun.
Geschrieben von
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