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Fakten zum Oralsex Gap
Wie der SO LIEBEN WIR AMORELIE Report zum Sex- und Liebesleben der Deutschen 2017 ergab, träumen Männer und Frauen von Oralsex. Es ist die Fantasie Nummer eins. Mit 64% (Männer) und 41% (Frauen) steht es bei beiden Geschlechtern ganz klar an erster Stelle der sexuellen Begierden. ABER:
In einer aktuellen kanadische Studie mit knapp 900 heterosexuellen Befragten (Studierende) gaben 63% der Männer an, bei ihrem letzten Sex oral befriedigt worden zu sein. Bei den Frauen waren es nur 44%. Doch nicht nur das: Neben dem unausgeglichenen Ergebnis zeigt sich, dass nur 28% der Frauen den Blowjob sehr genossen haben. 55% von ihnen fanden ihn irgendwie angenehm und 17% haben den aktiven Oralsex nicht genossen. Im Gegenzug haben 52% der Männer angegeben, dass es sehr angenehm war, die Frau oral zu befriedigen. Weitere 41% fanden es irgendwie angenehm und nur 7% mochten es nicht.
Das heißt, dass Frauen allgemein häufiger Oralsex bei Männern praktizieren, es mehrheitlich aber nicht sehr genießen, während Männer Frauen seltener lecken, es aber über die Hälfte von ihnen sehr genießt. Diese Ergebnisse – so unlogisch sie scheinen mögen – zeigen, dass Frauen nicht allein den Männern die Schuld für den Oralsex Gap in die Schuhe schieben können. Haben die Herren etwa bei den Antworten geflunkert oder liegt dieses Ungleichgewicht auch an den Frauen selbst?
Gründe für den Oralsex Gap
Ja, Cunnilingus kann anstrengend sein. Nackenstarre, Atemnot und Kieferprobleme eingeschlossen. Das ist bei einem Blowjob aber nicht anders. Dennoch sind statistisch gesehen mehr Frauen bereit, einen Blowjob zu geben. Ist an der allgemeinen Wahrnehmung, Männer seien zimperlicher als Frauen, etwa doch was Wahres dran? Oder sind Männer in puncto Oralsex einfach nur faul?
Weder noch. In einer nicht repräsentativen Studie mit 71 jugendlichen Teilnehmern haben zwei Londoner Wissenschaftlerinnen erforscht, was hinter dem Oralsex Gap stecken könnte. Der Konsens der Befragung lautete: Wer etwas bekommen will, muss auch geben können. Da waren sich die Männer einig. Doch die Praxis sieht anders aus. Die drei am häufigsten genannten Gründe für den Oralsex Gap waren folgende:
- Oralsex bei einer Frau ist eine große Herausforderung, die Überwindung kostet
- Lecken ist uncool – „Sie hat mir einen geblasen“ klingt vor Kumpels viel besser
- Frauen fühlen sich unwohl beim Cunnilingus, weil ihnen ihre Vagina peinlich ist
Oha. Und wie lösen wir diese Probleme nun…?
Kommunikation in der Partnerschaft
Eine erste Quintessenz ist also, ein großer Anteil an Männern leckt seine Partnerin nicht ungern, sondern ist sich lediglich unsicher und tut es deshalb seltener. Das ist absolut verständlich und das sollten wir akzeptieren – und vor allem eine Hilfestellung anbieten. Am wichtigsten dabei ist offene und ehrliche Kommunikation bevor sich ein Frustgefühl einstellt. Das Schlimmste ist, sich heimlich etwas zu wünschen – oder noch schlimmer: etwas zu erwarten – es aber nicht mitzuteilen. Niemand kann Gedanken lesen. Und nur weil Ihr ihm einen Blowjob gegeben hat, ist er im Gegenzug nicht dazu verpflichtet, sich zu revanchieren. Klar, nett wäre es schon. Fair auch. Aber eben keine Selbstverständlichkeit.
Nachfragen
Traut Euch, offen anzusprechen, warum er Euch nicht oder nur selten leckt. Nehmt die Bedenken ernst und bietet Lösungsvorschläge an. Ein Positionswechsel kann gegen einen steifen Nacken helfen. Legt Euch einfach ein großes Kissen unter den Po, wenn er zwischen Euren Schenkeln abtaucht – so kommt er besser an das Allerheiligte. Oder sie lehnt sich an die Wand, während er vor ihr kniet und – ein Bein auf seiner Schulter – auf perfekter Höhe ist. Erklärt ihm, dass er es zunächst nicht bis zum bitteren Ende durchziehen muss, sondern Cunnilingus erstmal nur Vorspiel sein kann.
Hat er Angst, etwas falsch zu machen oder Euch sogar weh zu tun? Nehmt ihn aktiv an die Hand und zeigt ihm, wie Ihr gerne berührt werden wollt. Ihr könnt ihn in der 69er-Sexstellung auch gleichzeitig oral oder mit der Hand verwöhnen und damit Tempo und Intensität vorgeben. So muss er nur noch nachmachen.
Darum bitten
Einige Männer wollen oder brauchen dabei keine Unterstützung, sondern lediglich etwas Animation. Flüstert Eurem Partner doch während des Vorspiels liebevoll ins Ohr: „Ich würde jetzt gern von Dir verwöhnt werden“ oder „Küss mich überall“. Mit Komplimenten kitzelt Ihr zudem sein Ego: „Es fühlt sich so gut an, wenn Du mich leckst“ – er wird die Anspielung verstehen.
Einfordern
Natürlich können Frauen auch drastischere Maßnahmen ergreifen, um aktiv gegen den Oralsex Gap anzugehen. Das ist allerdings eine Typfrage. Wer mit seiner Sexualität und mit seinem Körper absolut im Reinen ist, kann sich trauen, sich schlicht und einfach breitbeinig vor ihn zu legen und ihm die Vulva auf dem Silbertablett präsentieren. Eine derart forderne Haltung kann ihn entweder total geil machen und seine Unsicherheiten über Bord gehen lassen oder ihn verschrecken und genau das Gegenteil bewirken. Ihr solltet Euren Partner sowie die Situation also gut einschätzen können. Letzter Ausweg: Verweigerung. Blast Ihr ihm regelmäßig einen und er „bedankt“ sich nie dafür? Tja, vielleicht wird er künftig dann auch auf seinen Spaß verzichten müssen…
Oralsex Gap aus Schamgefühl
Lassen wir Punkt zwei aus der Londoner Studie einmal beiseite, denn es ist anzunehmen, dass Prahlerei lediglich ein Phänomen Spätpubertierender ist. Ab einem gewissen Alter kann das Angeben vor den Kumpels sicher nicht mehr als Grund für den Oralsex Gap gewertet werden. Punkt drei ist dafür umso besorgniserregender. Frauen schämen sich oft wegen ihrer Vulva und verzichten deshalb auf Oralsex.
Sie sind sich unsicher, ob sie untenrum schön (genug) sind, gut riechen und gut schmecken. Ob die Schambehaarung zu dicht ist, sie sich lieber glattrasieren sollten, aber dafür kleine Rasierpickelchen riskieren. Und wie ist das überhaupt mit der Größe? Bin ich eigentlich eng genug, sitzen meine Schamlippen da, wo sie hingehören und was sollen überhaupt die ganzen Hautfalten da?
Leider festigen auch Medienberichte über unnötige Schönheitsoperationen an der Vulva (beispielsweise Schamlippenkorrektur) das Bild, die weiblichen Geschlechtsteile sollten einem gewissen Ideal entsprechen und feuern das Vulva Shaming und die damit gesäten Zweifel nur noch an.
Bin ich hässlich?
Jede Vagina – genau wie jeder Penis – ist einzigartig und völlig ok, so wie sie eben ist. Natürlich kannst Du aber auch aktiv etwas dafür tun, Dich wohler zu fühlen in Deiner Haut – und beim Oralsex. Es klingt abgedroschen, ist aber durchaus wirkungsvoll: Schnapp Dir einen Handspiegel und betrachte Dich einmal genau. Entdecke, was Deine Vagina ausmacht. Sie ist ein absolut faszinierendes Organ.
Die Klitoris schenkt Dir mit ihren 8.000 Nervenenden atemberaubende Lustgefühle, die Harnröhre ist lebenswichtig und durch den Scheidenkanal kannst Du sogar ein Kind zur Welt bringen. Der Venushügel ist ein besonders schöner Teil der Vulva und der weiblichen Silhouette. Das Schamhaar kann durchaus erotisch sein, viele Männer fahren gern mit den Fingern dadurch. Glattrasiert kommt der Hügel besonders gut zur Geltung. Oder wie wäre es mal mit einer völlig neuen Schamhaarfrisur? Hier findest Du Pflegeprodukte für eine sanfte Intimrasur.
Rieche ich gut?
Oftmals ist nicht nur die Optik, sondern auch der Geruch der Vagina für Frauen ein Grund, sich zu schämen. Das muss nicht sein. Gerade der ganz eigene Geruch ist für viele Menschen sehr erregend. Auch beim Oralsex! Du brauchst also nicht nach einer Blumenwiese zu duften, wenn Du geleckt wirst. Eine Frau zu riechen (und zu schmecken) macht einen großen Teil des Reizes aus, sie oral zu verwöhnen.
Selbstverständlich ist Intimhygiene wichtig. Am besten klares Wasser und spezielle Intimlotions dafür verwenden. Hände weg von zu stark parfümierten Deos oder scharfen, ungeeigneten Seifen. Sie tragen nur dazu bei, dass die Intimflora aus dem Gleichgewicht gebracht wird und sich Bakterien einnisten können, die besonders geruchsfördernd sind. Hilft es Dir, Dich beim Oralsex besser zu entspannen, wenn Du weißt, dass Du lecker schmeckst? Dann versuche es zunächst mit etwas Gleitgel mit Geschmack. Allerdings ist auch Dein eigener Geschmack interessant für ihn – probier doch mal. Gar nicht so schlecht, oder?!
Bin ich eng genug?
Wir sind uns einig, dass eine Geburt a) die natürlichste Sache der Welt und b) etwas Wundervolles ist. Doch manchmal sind Frauen nach der Entbindung verunsichert, was ihren veränderten Körper und ihre Vagina angeht. Diese Befürchtungen einer geweiteten Scheide, sind jedoch meist unbegründet. Die Vagina verengt sich nach der Geburt von selbst wieder. Regelmäßiges Beckenbodentraining fördert jedoch die Rückbildung. Auch Liebeskugeln können den Vorgang unterstützen. Mehr Infos hier.
Selbstverständlich können Ängste und Unsicherheiten – bei Frauen und Männern – nicht im Handumdrehen behoben werden. Wichtig ist jedoch, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt und eine Möglichkeit findet, damit umzugehen. Es wäre doch wirklich schade, wenn sich Frauen wegen unbegründeter Zweifel oder mangelnder Kommunikation atemberaubende Orgasmen entgehen lassen würden. Denn Oralsex ist und bleibt einer der schnellsten und schönsten Wege, eine Frauen zum Kommen zu bringen. Gehen wir ihn also an, den Oralsex Gap!
6 Responses
Lieber Ben,
wenn das für Euch beide so funktioniert, super. Es hat sicherlich geholfen, offen über Eure Bedürfnisse zu sprechen und so einen Mittelweg gefunden. Wir freuen uns für Euch! 🙂
ich habe es immer geliebt meine frau zu lecken. sie hasst blasen jedoch, findet es absolut ekelhaft. allein der gedanke mit precum, sperma oder urinresten in berührung zu kommen ist ihr schon zu viel, da hilft auch frisch gewaschen nicht da ich „oton“ nicht auf mikroskopischer ebene waschen kann.. irgendwann wurde mir das zu blöd, immer nur zu geben aber nie zu empfangen, dann hab ich auch damit aufgehört so zu lecken. nun haben wir garkeinen oral verkehr mehr. somit kein gap, absolute fairness für beide. beide verzichten gleichermaßen, keiner bevorteiligt, keine benachteiligt.
Also ich, älterer Hetero-Mann lecke äußerst gerne und habe das auch schon in jüngeren Jahren praktiziert. Wenn ich die Klitoris liebkose kann ich ja auch einen oder auch mehrere Finger in die Scheide und/oder in den Anus einführen, so gut wie alle meiner Partnerinnen bei denen ich das vollführen konnte haben wunderbare Orgasmen erlebt. Eine Vagina schmeckt auch sehr gut, außer sie wird mit zu viel künstlichen Hygieneartikeln behandelt. Wenn die Dame rasiert war/ist mache ich es lieber, da kommt mir kein störendes Haar in den Mund, auch ist die Vulva so schöner, aber das ist natürlich individuelle Ansichts- (im wahrsten Sinne des Wortes) -sache.
Auch ich habe das Gefühl das Oral Gap umgekehrt zu empfinden. Blowjob gibt es ganz selten bis gar nicht. Maximal ein mal pro Jahr – und dann auch nur ganz kurz und unter der Dusche. Während ich meine Partnerin gerne viel öfters lecken würde, aber das möchte sie nicht.
Bei uns genauso – ich liebe es zu lecken und wünsche mir Blowjobs. Sie geniesst es, geleckt zu werden, Blasen kann sie aber nicht geniessen, es kostet sie zumeist Überwindung. Nur sehr selten ist sie dazu „in Stimmung“, irgendeine Sperre hält sie zumeist davon ab. Am ehesten geht’s, wenn sie etwas betrunken ist > Über-Ich im Weg???
Ich fühle mich so nicht begehrt – gleichzeitig möchte ich natürlich nicht, dass sie etwas nur mir zuliebe tut, das sie selbst nicht mag.
So verzichten wir zumeist darauf, was sehr unbefriedigend ist: mir fehlt etwas Wichtiges, sie muss mit meiner Enttäuschung klar kommen.
Hat jemand einen guten Rat?
Mit Trennung braucht ihr nicht zu kommen – wir haben eine liebevolle, stabile Partnerschaft, tolle Kinder und von diesem Thema abgesehen – viel und guten Sex!
netter Bericht. Bei uns leider komplett umgekehrt. Mir gefällt es sie zu lecken. Doch sie bläst mir leider fast nie einen. Der Gap in unserer Beziehung ist genau anders rum.