Schon mal was von Sexsomnie gehört? Betroffene Menschen nehmen während des Schlafens sexuelle Handlungen an sich oder anderen vor – und erinnern sich am nächsten Morgen an gar nichts. Das kann einerseits kurios sein, andererseits manchmal auch echte Probleme mit sich bringen.
Stellt Euch vor, Ihr werdet mitten in der Nacht geweckt, weil Euer*Eure Partner*in plötzlich „in Stimmung“ ist – während er oder sie tief schläft. Es kann zu unerwarteten Kuschelattacken, erotische Bewegungen oder sogar Versuchen kommen, noch intimer zu werden. Das kann für die Personen, die daneben liegen, amüsant, aber auch befremdlich, kurios und sogar beängstigend sein. Für Menschen mit Sexsomnie ist es aber so, als hätte nichts davon stattgefunden.
Sexsomnie: Warum passiert das?
Sexsomnie ist eine Form der Non-REM-Parasomnie, bei der Betroffene im Schlaf unbewusst sexuelle Verhaltensweisen zeigen. Es kann zu Masturbation, erotischen Lautäußerungen oder dem Versuch, Geschlechtsverkehr zu initiieren, kommen. Betroffene wissen nach dem Aufwachen für gewöhnlich nichts davon. Das Phänomen wird als eine spezifische Unterkategorie von Parasomnien betrachtet, das typischerweise während der Tiefschlafphase auftritt und mit anderen schlafbezogenen Störungen wie Schlafwandeln oder Schlafsprechen verwandt ist.
Was sagt die Wissenschaft dazu?
Studien zeigen, dass Sexsomnie ziemlich selten ist. Betroffene haben keine bewusste Kontrolle über ihre Handlungen, was zu Missverständnissen oder sogar sexuellen Übergriffen führen kann. Schließlich kann die andere, wache Person kein Einverständnis geben. Letztere sind zwar außergewöhnlich, aber sie existieren – und die rechtliche Beurteilung solcher Fälle ist komplex.
Für viele Paare ist Sexsomnie eher kurios. Aber das Thema kann auch heikel werden, vor allem wenn Partner*innen sich unwohl fühlen oder nicht verstehen, was los ist.
Was könnt Ihr tun, wenn es Euch betrifft?
Kommunikation ist hier das A und O. Sprecht miteinander – offen, ehrlich und ohne Scham. Und wenn’s ernster wird, gibt es Expert*innen, die helfen können.
- Bessere Schlafhygiene: Regelmäßiger Schlaf, weniger Stress und vielleicht der Verzicht auf Alkohol vorm Schlafengehen können entgegenwirken.
- Redet drüber: Sagt Eurem Babe offen: „Hey, mir ist da was aufgefallen …“ Oft löst ein Gespräch die erste Unsicherheit.
- Holt Euch Hilfe, wenn nötig: Schlafmediziner*innen und Therapeut*innen kennen sich mit solchen Themen aus – es ist okay, Unterstützung zu suchen.
Wenn Ihr merkt, dass Euer Gegenüber im Schlaf sexuell aktiv wird, ist das nicht absichtlich und auch nichts, wofür die Person etwas kann. Aber das heißt nicht, dass Ihr es einfach hinnehmen müsst.
Wie geht man selbst damit um?
- Offenheit und Aufklärung: Informiert Eure*n Partner*in über mögliche Verhaltensweisen während des Schlafs. Verständnis und Prävention sind hier der Schlüssel.
- Sicherheit schaffen: Falls Sexsomnie schon einmal zu unerwünschten Handlungen geführt hat, kann es hilfreich sein, getrennte Schlafplätze zu nutzen.
- Hilfe holen: Solltet Ihr betroffen sein, holt Euch rechtliche und psychologische Unterstützung. Es gibt sogar vereinzelte Fälle, in denen eine medizinische Diagnose von Sexsomnie entscheidend war, um Missverständnisse oder Vorwürfe aufzuklären.
Sexsomnie ist nicht nur ein kurioses Schlafphänomen, sondern kann auch rechtliche und soziale Implikationen haben. Wenn unbewusste sexuelle Handlungen während einer Episode stattfinden, können diese in seltenen Fällen problematisch werden – vor allem, wenn sie ohne die Zustimmung der betroffenen Personen passieren.
Ihr solltet aber nicht vergessen, dass es sich um eine Schlafstörung handelt, die sich außerhalb des Bewusstseins abspielt. Dennoch kann sie für Betroffene und Partner*innen belastend sein – emotional, sozial und im schlimmsten Fall rechtlich. Es ist daher wichtig, die Thematik ernst zu nehmen und professionelle Hilfe in Betracht zu ziehen, um mögliche Konflikte oder Missverständnisse zu vermeiden.