Wenn das Kondom gerissen ist, die Pille wegen Unwohlsein nicht wirken konnte oder Ihr beim Sex vor lauter Lust die Verhütung außer Acht gelassen habt, stellt sich nach dem Sex oft Angst ein – und das nicht nur wegen einer möglichen Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Um eine Schwangerschaft zu vermeiden, ist jetzt auch oft schnelles Handeln gefragt. Glücklicherweise gibt es für solche Fälle die Pille danach. Das Medikament ermöglicht es Euch, verantwortungsbewusst nachzusorgen. Doch noch immer gibt es viele Fragen und Mythen rund um das Präparat.
Noch immer große Unwissenheit über die Pille danach
26 Prozent aller Menschen mit weiblich gelesenem Geschlecht kennen die Pille danach nicht*. Und die Hälfte der Befragten hat bisher nicht davon gehört, dass das Medikament mittlerweile rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Und selbst, wenn man von der Pille danach weiß: 81 Prozent der 16- bis 20-Jährigen sind nicht sicher, wie sie überhaupt funktioniert. Doch warum ist das so? Nicht unerheblich dürfte sein, dass im Rahmen der Entlassung des verschreibungspflichtigen Arzneimittels aus der Rezeptpflicht ein Werbeverbot erlassen wurde. Dies verbietet es herstellenden Firmen für das Produkt zu werben, sorgt aber auch dafür, dass hierzulande wenige wirklich über das Medikament Bescheid wissen.
In anderen europäischen Ländern ist man da bereits weiter. Vielerorts ist das Medikament schon seit Anfang der 2000er rezeptfrei erhältlich und darf auch beworben werden. Frankreich hat 2022 sogar beschlossen, dass die Pille danach kostenfrei in der Apotheke erhältlich sein soll. Je nach Präparat liegen die Kosten für die Pille danach hierzulande bei 15 bis 40 Euro. Doch warum ziert sich Deutschland so?
2015 billigte die Regierung zwar die Entlassung aus der Rezeptpflicht, vor allem der CDU-Politiker Jens Spahn befürchtete aber, dass Frauen dann weniger reguläre Verhütung einsetzen oder sich zu Hause einen Vorrat von der Pille danach anlegen würden. „Die Pille danach ist kein Smartie“, hieß es damals bevormundend vom Politiker. Anders formuliert hieße das wohl: Weiblich gelesene Menschen sind nicht imstande, sich verantwortungsbewusst und reflektiert um sich selbst zu kümmern. Natürlich absoluter Unsinn, wie auch die Zahlen aus anderen EU-Ländern beweisen. Und wer möchte sich schon auf ein Medikament verlassen, mit dem der Zyklus durcheinander gerät, das deutlich mehr Geld kostet und eine Schwangerschaft dennoch nicht zuverlässig verhindern kann?
Schwanger trotz Pille danach – wie ist das möglich?
Zur Aufklärung über die Pille danach gehört auch, zu wissen, dass sie eine Schwangerschaft nur dann verhindern kann, wenn noch kein Eisprung stattgefunden hat. Denn: Das Medikament kann die Ovulation lediglich verschieben, sodass Spermien, die in der Vagina bis zu fünf Tage überleben können, den später einsetzenden Eisprung verpassen. Hast Du also bereits Deinen Eisprung gehabt und kommt es infolge dessen zur Befruchtung, kann auch die Pille danach nichts ausrichten, denn es handelt sich dabei nicht um eine „Abtreibungspille“.
Deshalb ist es so wichtig, sie schnellstmöglich nach dem ungeschützten Sex oder nach einer Verhütungspanne einzunehmen. Die Antwort auf die Frage „Pille danach oder abwarten?“ ist also klar: Wenn Du auf keinen Fall schwanger werden möchtest, gehe sofort in die nächste Apotheke und lasse Dich beraten. Dass dort auch unweigerlich einige private Fragen zum Geschlechtsverkehr und der letzten Periode gestellt werden, hat damit zu tun, dass es zwei mögliche Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen für Dich gibt:
- Die Pille danach mit Ulipristalacetat: Sie wirkt noch bis kurz vor dem Eisprung – also auch an Deinen fruchtbarsten Tagen, wenn das Risiko einer Schwangerschaft am höchsten ist – sie kann bis 120 Stunden nach der Verhütungspanne eingesetzt werden.
- Die Pille danach mit Levonorgestrel: Sie wirkt kurz vor dem Eisprung nicht mehr – sie kann bis zu 72 Stunden später eingesetzt werden.
Fragen über Fragen: So unsicher sind Menschen bei der Anwendung
Dass es noch immer viele Unsicherheiten zu dem Thema gibt, zeigt eine Recherche von AMORELIE. So fragen sich Menschen im Netz, ob die Pille danach gegen HIV wirkt, ob sich das Medikament und Antibiotika beziehungsweise Alkohol vertragen oder ob man nicht doch lieber einfach abwarten sollte, bevor man das Präparat aus der Apotheke zu sich nimmt. Zu den häufigsten Fragen gehört jedoch: Welche Nebenwirkungen hat die Pille danach?
Bei beiden Wirkstoffen können wie bei allen Arzneimitteln Nebenwirkungen auftreten, dies muss aber nicht der Fall sein. Häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen oder ein Gefühl von Unwohlsein – ähnlich wie bei der Periode. Wenn Du weitere Fragen zu den Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit der regulären Pille, anderen Medikamenten oder Alkohol hast, besprich sie am besten mit Deinem*Deiner Apotheker*in des Vertrauens.
Pille danach als Mann kaufen – geht das?
Aus Scham vor dem Gespräch in der Apotheke möchten so manche lieber den*die Partner*in vorschicken, um das Präparat zu besorgen. Apotheken sind jedoch verpflichtet, ein aufklärendes Gespräch mit der betroffenen Person zu führen, bevor die Pille danach ausgehändigt wird. Auch dies führt dazu, dass viele lieber erst einmal abwarten und auf das Beste hoffen.
Unser Rat lautet: Nicht warten und sofort zur Apotheke, gern auch gemeinsam, wenn Ihr Euch dann sicherer fühlt. Lasst Euch von den Fragen nicht einschüchtern – für Eure Gesundheit und Euren Körper. Solltet Ihr Euch dennoch missverstanden, schlecht behandelt oder unzureichend beraten fühlen: Sucht eine andere Apotheke auf. Verhütungspannen können uns allen passieren und sind nichts, wofür wir uns schämen müssen.
*Im Auftrag von HRA Pharma Deutschland GmbH wurden im Rahmen einer repräsentativen Umfrage bundesweit 2.002 Frauen befragt.