Hirn & Hupen – unser Körper kennt keine Tabus

Hirn und Hupen von Miyabi Kawai und Vreni Frost
(Bild: Studio Trill)

In ihrem Buch „Hirn & Hupen“, das zum Welttag der sexuellen Gesundheit am 04. September 2023 erscheint, fassen Miyabi Kawai und Vreni Frost mit Witz und Charme zusammen, wie es um unsere Körper steht. „Wir wollen aufklären, mit Tabus und falscher Scham aufräumen, unsere Geschichten erzählen und damit aufzeigen, dass nichts an unseren Körpern falsch oder ein Einzelschicksal ist. Nicht aus Expertinnen-Sicht, sondern als Frauen* wie Ihr, zwei unter vielen, denn auch wir lernen jeden Tag dazu. Das wollen wir ohne erhobenen Zeigefinger tun, aber ob wir den Mittelfinger immer rauslassen, können wir nicht versprechen.“

Miyabi Kawai und Vreni Frost: „Hirn & Hupen: Schamlos gesund – der weibliche Körper kennt keine Tabus“

Miyabi Kawai und Vreni Frost (Bild: privat)

„Als Vreni und ich vor drei Jahren begannen, ,Körperkram‘, den Vorläufer unseres Podcasts ,Hirn & Hupen‘, auf Audible aufzunehmen, war es uns ein Anliegen, den weiblichen Körper und alles, was ihn betrifft, zu besprechen. Ohne Scham und Tabus“, so Kawai. „Also redeten wir über unsere Brüste, den Zyklus, tauschten uns explizit über unsere Verdauung und unsere Orgasmen aus. Sprachen über Vrenis Depressionen, die Essstörung, das Borderline-Syndrom, die Sexualisierung unserer Körper, Migräne, fehlender oder verpasster Kinderwunsch. Von Analfissur bis Zervixschleim, wie Vreni es so gern betont, ist alles dabei.“

Wir leben vielleicht im Jahr 2023, „aber unsere Körper, ihre Funktionen, Eigenarten, Krankheiten und Belange werden nach wie vor tabuisiert, sind mit Scham behaftet, werden nicht oder kaum erforscht, im Alltag oder Berufsleben nicht berücksichtigt“, so Kawai und Frost. „Auf Instagram haben wir euch darum gebeten, uns zu verraten, für was ihr euch schämt oder geschämt habt euren Körper betreffend. All eure Erzählungen zeigen, warum wir dringend über unseren Körper und seine Vorgänge sprechen sollten.“

Hier eine kleine Auswahl der Antworten:

„Als junge Erwachsene bin ich bei der Selbsterkundung meines Körpers auf meinen Muttermund gestoßen. Dieser kann unterschiedliche Formen haben und ist je nach Zyklustag mehr/weniger tastbar. Er fühlte sich zapfenförmig an, sodass ich dachte, das wäre ein kleiner Penis und ich keine echte Frau.“

„Ich war früher verunsichert, wenn nach dem Sex das Sperma wieder rauskam. Ich dachte immer, es bleibt einfach in mir.“

„Ich habe mich immer sehr für meinen Zervixschleim geschämt, ich wusste nicht, dass es normal ist.“

„Oft schäme ich mich dafür, dass ich ziemlich schnell wund werde und nach zu langem Sex Schmerzen habe. Mir reichen fünf Minuten vollkommen.“

„Ich leide unter Blasenschwäche. Wie die meisten Frauen in meinem Alter. Aber es spricht ja keiner drüber, was in den Wechseljahren mit einem so passiert.“

„Was mir lange peinlich war: Vaginapupse beim Sex. Wusste anfangs nicht, warum das passiert, aber es war mir jedes Mal so unfassbar peinlich, dass ich auch nicht weitermachen wollte. Erst als ich es gegoogelt hatte, war ich entspannter und konnte drüber lachen.“

„Ich wusste ewig nicht, dass frau, nachdem der Eisprung rum ist, bis zum nächsten Eisprung nicht schwanger werden kann. Warum erzählt einem das keiner bei der Aufklärung?! Das hätte mir ein paar Hormondröhnungen der Pille danach aus Panik erspart.“

„Ich habe lange gedacht, mit meinen Brustwarzen stimmt etwas nicht, weil ich Schlupfwarzen habe. Erst mit Anfang 20 habe ich gehört, dass es so etwas gibt, und konnte es dann besser einordnen und akzeptieren. Ich schäme mich aber immer noch dafür.“

„Ich wusste ewig nicht, was überhaupt bei meinem Zyklus alles passiert und vor allem, woran ich es bei mir selbst erkennen kann. Einmal im Monat waren die Tage da und die hatte man gefälligst selbst eklig zu finden und sich dafür zu schämen. Und dem Wann war man ohne Vorzeichen hilflos ausgeliefert.“

„Ich habe lange nicht verstanden, warum ich immer so eine erhöhte Darmaktivität und somit Durchfall bekomme, wenn ich meine Tage hatte. Hatte lange nicht verstanden, dass es zusammengehört und dass andere das auch haben. Ich nehme seit Längerem da kein Blatt mehr vor den Mund.“

„Warum Hirn & Hupen ganz schön geil sind“

ISBN: 978-3-8312-0620-9,  22,00 Euro

„Hirn & Hupen“ – klingt nicht nur gut, sie sind auch ziemlich nice. Unser Hirn steht für Wissen, für Neugierde, für neue Informationen, für Emotionen und Gedanken. Die Hupen sind die weibliche Sicht auf das Thema Frauengesundheit, was leider noch zu wenig im Fokus der Öffentlichkeit ist. Vieles hier ist schambehaftet, dabei geht es um etwas ganz Erstaunliches, nämlich unseren Körper.

*In diesem Artikel ist lediglich von Frauen bzw. dem weiblichen Körper die Rede. Damit gemeint sind alle Menschen mit Vulva, Brüsten und/oder weiblich gelesenen Fortpflanzungsorganen.

Geschrieben von
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