„Vibrationsmuster? Mir reicht es, wenn es einfach durchgehend vibriert und wenn ich kommen will, dann schalte ich halt die Stärke hoch.“
So einige Sextoybesitzer*innen scheinen eine klare Meinung zu Vibrationsmustern zu haben, zumindest tauchen solche Aussagen in Foren, Produktbewertungen und Erfahrungsberichten rund um Sexspielzeug erstaunlich häufig auf. Für viele Personen ist die Variation von Vibrationsmodi quasi das Sextoy-Äquivalent zu dieser ganz kleinen Tasche in der Jeans, die über der eigentlichen Hosentasche liegt. Sie ist da, aber eigentlich weiß kaum jemand so richtig, wofür man sie genau braucht. Bei vielen Menschen sind andere Kriterien von Bedeutung, wenn sie sich ein Sextoy anschaffen. Material, Handhabung, Design und nicht zuletzt der Preis eines Sexspielzeugs spielen bei der Auswahl offenbar eine entscheidendere Rolle, als ob ein Toy nun 4 oder 11 Vibrationsmuster hat.
Weshalb es sich lohnt, aus alten Mustern auszubrechen
„Wieso gibt es dann überhaupt Vibrationsmuster?“, kann man sich nun berechtigterweise fragen. Anders als die ominöse kleine Jeanstasche – die übrigens ursprünglich für Taschenuhren gedacht war – haben sie aber sehr wohl ihre Daseinsberechtigung. Menschen ticken unterschiedlich, auch im Bett. Die einen stehen auf sanfte und liebevolle Berührungen, andere werden lieber härter angepackt. Genauso ist es auch mit unterschiedlichen Stimulationsarten von Sextoys. Alleine deshalb ist es also sinnvoll, Sextoys mit Vibrationsvarianten zu entwickeln und damit mehr Menschen Zugang zu lustvollen Erlebnissen zu verschaffen.
Aber auch auf individueller Ebene kann Abwechslung für befriedigenderen (Solo-)Sex sorgen. Natürlich ist es toll, den Schlüssel zum Orgasmus in Deiner Hand zu halten und genau zu wissen, wie Du Dich anfassen musst oder mit welchem Toy Du zuverlässig zum Höhepunkt kommst. Aber diese Gewohnheit kann auch zu einer Falle werden und eine Art Abhängigkeit erzeugen: Wer sich zu sehr an einen spezifischen Reiz oder Ablauf gewöhnt und das Lustempfinden daran knüpft, kann Mühe haben, noch auf andere Weise zu kommen oder überhaupt erregt zu werden. Aus diesem Grund kann es sich lohnen, bewusst aus dem Schema F auszubrechen.
Hol Dir das Kribbeln
Neue Erlebnisse haben aber auch für sich ihren Reiz. Kennst Du dieses aufregende Gefühl, wenn sich eine unerwartete Berührung oder Bewegung plötzlich überraschend gut anfühlt und ein richtiges Kribbeln in Dir auslöst? Diesen Kick kannst Du Dir auch mit einem neuen Vibrationsmuster verschaffen. Wichtig ist dabei, dass Du Dir aber genügend Zeit nimmst, um Dich auf die neue Erfahrung einzulassen und auf Dein Gefühl zu hören. Gerade, wenn Dein Solosex immer derselben Routine folgt und Du immer die gleichen Stimuli verwendest, kann Dich ein Rhythmuswechsel zu Beginn aus dem Takt bringen. Also gib Dir Raum, um Dich auf diese neue Erfahrung einzulassen und mach Dir dabei keinen Stress. Geduld bringt Rosen – und großartige Orgasmen!
Wahrscheinlich werden Dir nicht alle Vibrationsmuster gleich gut gefallen, das ist aber völlig normal. Selbst, wenn Du bei Deinem Sexperiment nicht in die Gänge kommst, hast Du zumindest etwas über Dich und Deine Vorlieben gelernt. Auch das ist wertvoll! Wenn Du Dir Zeit für Deine Lust nimmst und Dich besser kennenlernst, dann stärkt das Dein Selbstbewusstsein und das wiederum wirkt sich positiv auf Dein Sexleben aus, weil Du besser weißt, was sich gut für Dich anfühlt.
Vibrationsmuster: Bzzz oder brrr?
Um herauszufinden, welche Vibrationsmuster am besten zu Dir passen, sollten einige Basics geklärt werden. Welche Muster – oder auch Patterns –, gibt es überhaupt, wie spielen sie zusammen und wozu dienen sie? Es ist nicht immer einfach, verschiedene Modi voneinander abzugrenzen, da viele Muster auch verschiedene Impulse vereinen. Ganz grundsätzlich wird bei vibrierenden Toys aber zwischen „buzzy“ und „rumbly“ unterschieden. „Buzzy“ kannst Du Dir am besten als ein Summen vorstellen, wie von einem Bienenschwarm. Oder mach mal laut „bzzz“ – vielleicht hilft Dir das, ein Gefühl dafür zu bekommen. Diese Vibrationsform zeichnet sich durch eine hohe Frequenz aus, sie wird oft als stärker, oberflächlicher und intensiver wahrgenommen.
Buzzy Vibrationen sind ideal für punktgenaue Stimulation und oft findet man sie deshalb bei kleineren Toys wie Bullet- oder Fingervibratoren. Durch ihre Intensität und punktuelle Wirkung sind sie perfekt, wenn es schnell gehen muss und Du Dich gezielt zum Höhepunkt bringen willst. Diese Art von Vibration eignet sich für alle, die stärkere Stimulation wollen – oder brauchen. Einige empfinden die Stimulation durch buzzy Vibes nach einer Weile als zu intensiv, und es kann passieren, dass man davon überreizt oder abstumpft.
Das Pendant dazu sind sogenannte „rumbly“ Vibes, die am ehesten mit einem tiefen Grollen verglichen werden können. Wenn Du laut „brrr“ machst, kannst Du Dir den Unterschied zu buzzy Vibrationen vielleicht noch besser vorstellen. Grollende Vibrationen schwingen mit einer niedrigeren Frequenz und dringen weiter ein. Sie stimulieren also auch tieferliegendes Gewebe. Das ist insbesondere reizvoll, wenn man sich die Anatomie der Klitoris genauer anschaut und erkennt, dass der größte Teil des Kitzlers im Innern liegt. Daher empfinden viele auch diese Art der Vibration als angenehmer bei Toys, die eingeführt werden. Aber auch bei Auflegevibratoren führt diese Form der Vibration zu lustvollen Erlebnissen, da eine große Fläche die Wirkung der tiefliegenden Stimulation noch verstärkt.
Da sie sich nicht so intensiv anfühlen, wie buzzy Vibes, eignen sich rumbly Vibrationstoys für einen langsamen Spannungsaufbau. Das wiederum macht sie perfekt für Edging – das Hinauszögern des Höhepunkts –, das besonders starke Orgasmen verspricht. Allerdings empfinden viele diese Stimulation als nicht ausreichend, um damit zum Orgasmus zu kommen. Ein Switch zu einer buzzy Vibration oder zusätzliche manuelle Bewegung des Toys kann dabei hilfreich sein.
Wellenreiten oder den Puls fühlen?
Doch nicht nur diese Grundvibrationen machen ein Muster aus, sondern vor allem die Abläufe und der Aufbau verschiedener Impulse. Vibratoren können beispielsweise in Wellenformen stimulieren, also sanft mit einer Vibration beginnen und sich fließend aufbauen – wie eine Welle, die immer größer wird. Als Gegenstück gibt es pulsierende Vibrationsmuster, die eher stakkatoartig ablaufen und nicht gleitend. Sie gleichen einem Blinken und folgen einem einfachen Ein-Aus-Rhythmus. Natürlich lassen sich auch beide Bewegungen kombinieren, beispielsweise zu einem schnell pulsierenden Muster, das sich aber nicht abgehackt, sondern stetig aufbaut.
Ebenso lassen sich die verschiedenen Muster zu ganzen Abläufen kombinieren. Beispielsweise kann ein Muster aus einer pulsierenden Sequenz bestehen, die in eine längere, aufbauende Wellenvibration übergehen. Auch hier zeichnet sich ein Muster ab, welche Vibrationsformen für welche Bedürfnisse geeignet sind. Durch ihren Spannungsaufbau und das darauffolgende Abebben sind wellenförmige Muster besonders gut geeignet, um langsam Erregung aufzubauen und den Orgasmus hinauszuzögern. Gleichmäßige Stimulation durch Pulsbewegungen hingegen wird von vielen genutzt, um schneller zum Höhepunkt zu gelangen.
Vibrationsmuster: Wie Stark? Wie schnell? Wo?
Das richtige Muster kann also so einiges in Bewegung bringen. Doch nicht nur die Arten der Vibration sind entscheidend, sondern auch, wo und wie sie eingesetzt werden. Menschen haben unterschiedliche Präferenzen und auch am gleichen Körper gibt es ganz viele unterschiedliche Hotspots, die unterschiedlich auf Stimulation reagieren. Das ist auch abhängig vom Erregungsgrad. Für viele ist das Spiel mit der Vibrationsstärke und dem Druck deshalb essenziell, um zum Ziel zu gelangen: je erregter, desto größer das Bedürfnis nach noch stärkerer und schnellerer Stimulation.
Wenn Du Dich schon gut kennst und weißt, welche Stimulation Du wo am meisten genießt, dann punkten Vibratoren mit mehreren Motoren vielleicht besonders bei Dir: Es gibt zum Beispiel Rabbit-Vibratoren, bei denen Du dank ihrer zwei Motoren die Stimulationsarme einzeln steuern kannst. So kannst Du Dich äußerlich und innerlich genauso verwöhnen, wie es Dir am besten gefällt. Auch mit App-gesteuerten Toys wie die von AMORELIE Joy kannst Du die Kontrolle über Dein Lusterlebnis übernehmen. Du kannst mithilfe der App nämlich Deiner Fantasie freien lauf lassen und ganz eigene Muster kreieren.
Fazit: Mach Dir keinen Druck – außer, Du stehst drauf
Worauf immer Du stehst, es gibt (je nach Toy) für fast jede Vorliebe das passende Muster – Du musst es nur finden. Das erfordert Zeit und manchmal auch etwas Geduld. Gerade, wenn Du eine Masturbationsroutine hast, mit der Du zielsicher zum Höhepunkt gelangst, kann ein neues Vibrationspattern Dich vielleicht aus dem Takt bringen und es ist naheliegend, wieder – wortwörtlich – in alte Muster zu verfallen. Experimentierfreude kann sich aber durchaus auszahlen. Auch wenn es sich zuerst ungewohnt anfühlt: Nimm Dir Zeit, um Dich an den neuen Reiz zu gewöhnen – vielleicht ist es ja Liebe auf den zweiten Klick und Du entdeckst ganz neue Seiten an Deiner Lust.
Das Wichtigste dabei: Mach Dir keinen Druck – außer, Du stehst drauf! 😏 Sei offen, aber auch ehrlich zu Dir selbst. Wenn Dir ein Rhythmus einfach nicht gefällt, dann ist das okay und Du musst nichts erzwingen, wenn es sich nicht gut anfühlt. Körper und Vorlieben sind verschieden und Lust ist etwas total Individuelles. Ein Schritt aus der Kom(m)fortzone kann Dich zu neuen Höhepunkten führen, aber wenn Du Dich mit Deiner gewohnten Soloroutine am wohlsten fühlst, dann genieße sie!