Lustschmerz, auch als Algolagnie bekannt, ist die Lust am Zufügen oder Empfangen von Schmerzen. Das Erleben von Lustschmerz wird häufig im BDSM in einem Partner- oder Rollenspiel ausgelebt. Dabei nimmt einer der Partner die dominante aktive Seite ein und fügt den Schmerz zu, während der andere in eine devote passive Rolle fällt und den Schmerz empfängt. Die jeweiligen Rollen, Grenzen und Rahmenbedingungen des Spiels (siehe Safeword) werden vorher zwischen beiden Partnern festgelegt.
Die Arten des Lustschmerz
Jeder Mensch empfindet Schmerz anders. Dies variiert darüber hinaus auch nach Körperregion. Personen, die bei Schmerz Lust verspüren, empfinden Schmerz außerhalb lustvoller Szenarien mit einem Partner ebenfalls als sehr unangenehm. Man unterscheidet hierbei zwischen zwei Gruppen, der Personen, die Lustschmerz empfinden können.
Typ A: Die Personen können den zugefügten Schmerz in einem sexuellen Kontext in eine lustvolle Erfahrung umwandeln. Endorphine spielen dabei eine entscheidende Rolle. Diese werden vermehrt ausgeschüttet und lassen den Körper Schmerz anders wahrnehmen. Das kann bis zu ekstatischen und rauschhaften Zuständen der Person führen.
Typ B: Die Personen, welche die Vorstellung an sich stimulierend finden, dem Partner ausgeliefert zu sein, der ihnen den Schmerz zufügt. Hier steht das erotische Szenario der Unterwerfung und Macht im Vordergrund, da der Schmerz dieser Gruppe von Personen als eher weniger lustvoll empfunden wird.
Der erzeugte Lustschmerz
Bei der Gruppe der Schmerzliebenden sinkt in den meisten Fällen das Schmerzempfinden mit steigender Intensität des Spiels. Für das Zufügen von Lustschmerz werden meistens Peitschen, Paddle, Gerten, Eiswürfel aber auch Wachs verwendet. Die Auswahl ist der persönlichen Fantasie überlassen. Auch Fesseln gehören häufig zu dem erotischen Szenario dazu und verstärken das Gefühl und die Empfindung des Lustschmerz.
Mit sanftem Streicheln eines BDSM-Accessoire wird meistens zu Beginn die Haut berührt, damit sich der devote Partner an das Gefühl gewöhnt. Sanfte Klapse werden im Laufe der Session intensiver und der aktive Part stimuliert immer mehr mit kontrollierten wiederholten Schlägen. Diese werden meistens immer wieder auf die gleiche Stelle ausgeteilt. Die Region wird dadurch im besten Fall etwas betäubt und nimmt die intensiver werdenden Hiebe weniger schmerzhaft wahr. Der dadurch entstehende Reiz steigert sich beim passiven Partner und durch die zunehmende Ekstase sinkt ebenfalls immer mehr die Schwelle der Schmerzempfindungen.
Die Aufbauphase ist wichtig, damit die Schmerzschwelle nicht plötzlich wieder steigt und die sonst prickelnden Lustschmerzen als unangenehm empfunden werden.
Wichtig: Vertrauen zum Partner ist das A und O. Zum einen kann sich der devote Partner besser fallen lassen, was ebenfalls sein Schmerzempfinden beeinflusst. Zum anderen kennen sich beide im Idealfall gut genug, um an nonverbalen Reaktionen den Schmerzgenuss ablesen zu können, ohne dass die Spielsituation darunter leidet. Die Tagesform ist außerdem ausschlaggebend für das Lustempfinden der Schmerzen.
Das Schmerzgedächtnis
Lustschmerz lässt sich zum Teil konditionieren. Der Mensch besitzt ein Schmerzgedächtnis, welches akuten Schmerz mit vorherigen Schmerzerfahrungen vergleicht und daraufhin bewertet. Wie bei allen Lebenserfahrungen nimmt unser Gedächtnis ständig neue Eindrücke auf, speichert diese, verknüpft diese im Nervenzentrum und nutzt die neuen Informationen als Vergleichsgrundlage für kommende Eindrücke.
Die Konditionierung der Schmerzen funktioniert auf diesem Prinzip. So werden über mehrere Sessions die Schmerzen stetig intensiviert. Außerdem verknüpft der devote Partner das Schmerz-Szenario zunehmend mit dem lustvollen Rollenspiel. So wird der Schmerz sowohl physisch als auch psychisch anders verarbeitet und wahrgenommen.