Zwei Jahre ist es her, dass die Verfilmung des ersten Fifty Shades of Grey Buchs rund 570 Millionen US-Dollar einspielte und zum weltweiten Erfolg wurde. Ein Hype entfachte, der bis heute nicht abgebrochen ist. Am 09. Februar 2017 kommt nun der von vielen Fans langersehnte zweite Teil der beliebten Erotiktrilogie in die Kinos. Grund für uns, einmal Realität und Fiktion zu vergleichen, mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen und die Bedeutsamkeit der Gleichberechtigung im BDSM zu beleuchten.
Wie viel Realität steckt in Fifty Shades of Grey?
Mittlerweile kennt sie fast jeder, die Geschichte von Ana und Christian, den beiden Hauptfiguren der „Fifty Shades of Grey“-Bücher. Die unschuldig-neugierige Aschenbrödel und ihr traumatisierter, milliardenschwerer Prinz passen durchaus in die Traumfabrik Hollywood, haben aber wenig mit den realen Anhängern und Praktiken der BDSM-Szene gemein. Doch was genau unterscheidet Fiktion und Realität? Anders als im BDSM üblich, führen Ana und Christian eine Beziehung, in der vorrangig nur über seine Wünsche gesprochen wird. Sie lässt sich aus Neugier und dem Wunsch, ihn „zu retten“ auf die Beziehung ein. Ana findet zeitweise zwar Gefallen am Spiel aus Macht und Unterwerfung, ihre Motivation, sich auf Christian einzulassen, scheint dennoch eine andere zu sein.
Woher kommt die Lust am Spiel mit der Macht?
BDSM zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Über die Ursachen sadomasochistischer Interessen wurde bisher nicht viel herausgefunden. Sowohl Ausprägungen als auch Hintergründe fallen ganz individuell aus. Folglich manifestiert das Buch unnötige Klischees, wie das einer problematischen Kindheit. Nicht jeder Mensch, der gern BDSM betreibt, hat in der Vergangenheit zwangsläufig etwas Traumatisches erlebt. So fand Psychologe Dr. Andreas Wismeijer von der Tilburg-Universität anhand unterschiedlicher psychologischer Tests sogar heraus, dass Menschen, die BDSM-Praktiken ausleben, mental stabiler, gesünder und in ihrer Beziehung glücklicher sind als Menschen, die das nicht tun.
Was steckt wirklich hinter BDSM?
Anders als viele vielleicht vermuten würden, ist ein Spielzimmer, wie es Christian Grey besitzt, eher ungewöhnlich, hat BDSM doch weniger etwas mit Gerätschaften, als mit Konsequenz, Kreativität, Lust und Einfühlungsvermögen zu tun. Die Beteiligten begeben sich freiwillig und zum Lustgewinn aus ihrer Gleichberechtigung in ein Machtgefälle. Und wie steht es dabei um die Emanzipation? Ist eine Frau rückschrittlich und „unemanzipiert“, weil sie beim Sex gern eine devote Rolle einnimmt? Fällt sie damit all denen in den Rücken, die seit Jahrzehnten für die Gleichberechtigung der Frau kämpfen? Die Antwort darauf, ist so einfach wie simpel: Nein, tut sie nicht! Das Gegenteil ist der Fall: Weil eine Frau emanzipiert ist, hat sie Sex, so wie sie es mag. Eine unterwürfige Rolle einzunehmen, hat nichts damit zu tun, ein passives Opfer von Gewalt zu sein. Zwei Menschen, die gemeinsam BDSM ausüben, tun dies im gegenseitigen Einverständnis. Keiner wird gezwungen, keiner unterdrückt. Der Punkt ist: BDSM sollte eine Beziehung nicht bestimmen, vielmehr bestimmt die Beziehung den BDSM. Es ist eine Art und Weise, über gewöhnliche Grenzen hinauszugehen, um offen und ehrlich neue Dinge anzusprechen und auszuprobieren. Die Möglichkeiten sind hierbei genau so grenzenlos, wie man sie selbst handhabt und zulässt. Viele Anhänger der Szene betrachten BDSM vielmehr als ein Geschenk, das sich zwei Partner gegenseitig machen. Die Sub, also die unterwürfige Person, räumt dem Dom, dem dominanten Part, beispielsweise das Recht ein, sie zu fesseln oder zu schlagen. Dennoch behält sie das Recht, zu sagen: „Bis hier hin und nicht weiter.“ Dafür dient auch das sogenannte Safeword. Somit verliert sie ihre Rechte nicht.
Devot oder dominat: Wie ist die Rollenverteilung?
Klar sollte zudem sein, dass die Rollenverteilung nicht vom Geschlecht, sondern von den eigenen Vorlieben bestimmt wird. So kann auch ein Mann den devoten Part einnehmen und sich von einer Frau – oder auch einem anderen Mann – dominieren lassen.
Egal, ob man an BDSM interessiert ist oder nicht – Frauen und Männer sollten sich gegenseitig darin bestärken, ihre sexuellen Wünsche und Fantasien offen zu erkunden und auszuleben. Voraussetzung für eine gesunde, lustvolle Sexualität ist immer das beiderseitige Einverständnis und die gemeinsame Freude an der jeweiligen Praktik.
Darum geht es in „Fifty Shades of Grey“
Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso unverschämt selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey bei einem Interview für ihre Uni-Zeitung kennen. Und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. So sehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Christian führt Ana ein in eine neue Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht …