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Fem Porn: Wie Gleichberechtigung die Porno-Branche verändern kann

14 August 2020,

von

Foto: Natália Zajačiková

Frauen schauen keine Pornos? Weit gefehlt! Nur manchmal gefällt schlichtweg nicht, was es zu sehen gibt! Noch immer beschäftigen sich viele Mainstream-Angebote wenig oder gar nicht mit der Lust der Frau, sondern sehen das weibliche Geschlecht ausschließlich als Mittel zum Zweck. Wenn sie nicht kommt, weil Blowjob und Verkehr ohne klitorale Stimulation im Vordergrund stehen, kann das für manche Zuschauer*innen ein echter Abtörner sein. Feministische Pornos (auch Fem Porn genannt) sorgen für Gleichberechtigung und immer mehr Regisseur*innen achten mittlerweile darauf, dass Pornos auch für Frauen ansprechend sind.

AMORELIE hat mit der Regisseurin Poppy Sanchez über ihre Arbeit und ihre Überzeugungen bezüglich der Porno-Branche gesprochen.

Poppy Sanchez arbeitet als Porno-Regisseurin Foto: Rebecca Dorothy

AMORELIE: Warum ist es so wichtig, bei Pornos auch eine weibliche Perspektive zu zeigen und wie unterscheidet sich Female Porn von „normalen“ Pornofilmen?

Eine weibliche Perspektive ist für Pornos genauso wichtig wie für andere kreative Ausdrucksformen. Ich glaube nicht, dass Female Porn nur für ein weibliches Publikum gedacht ist, sondern eher für Zuschauer*innen, die von jener Erotik gelangweilt sind, die bloß eine männliche Sichtweise bietet.

Einer der Gründe, warum ich angefangen habe, als Porno-Regisseurin zu arbeiten war die Tatsache, dass ich online keine Pornos fand, mit denen ich mich identifizieren konnte und die mich erregt haben. Das hat mich so frustriert, dass ich dachte: Dann mache ich sie eben selbst.

Was hat die Bewegung um Fem Porn ausgelöst? 

Es ist schwer zu sagen, was die Bewegung ausgelöst hat, da es viele verschiedene Strömungen gibt. Candida Royalle war eine Pornodarstellerin, die 1984 begonnen hat, auch Regie zu führen. Sie gilt als die erste Regisseurin, die Filme für heterosexuelle Frauen gedreht hat. Tristan Taormino hat beim „Ultimate Guide to Anal Sex for Women“ Regie geführt und 1999 stand sie auch für einen Gangbang vor der Kamera.

Ich glaube, dass vor allem die frühen 2000er viele neue weibliche und queere Porno-Regisseur*innen hervorgebracht haben. In der Mainstream- und US-Porno-Branche gab es Regisseurinnen wie Belladonna und Diana DeVoe, in der queeren und DIY-Szene waren es Shine Louise Houston, Courtney Trouble und Four Chambers. In der europäischen Indie-Szene machten sich Erika Lust, Jennifer Lyon Bell und Emilie Jouvet einen Namen.

Wie haben sich Pornos für Frauen in den letzten Jahren weiterentwickelt?

Den größten Wandel gibt es meiner Meinung nach außerhalb der Szene. Pornos für Frauen sind beliebter geworden und die Nachfrage ist größer. Es gibt jetzt mehr Auswahl, was mich sehr freut.

Inwiefern prägen Deine persönlichen Erfahrungen als Frau die Art und Weise, wie du arbeitest?

Ich würde es eher anders formulieren: Meine Erfahrungen als Porno-Regisseurin hatten Einfluss auf meine persönlichen sexuellen Erfahrungen. Seit ich mit Pornodarsteller*innen zusammenarbeite, habe ich viel dazu gelernt. Verglichen mit der Zeit vor meiner Karriere als Porno-Regisseurin habe ich an Selbstvertrauen dazugewonnen und ich fühle mich bestärkt.

Fem Porn
Foto: Karyn Hunt

Was sind Deine persönlichen Dos und Don’ts, wenn Du bei einem Film Regie führst?

Das wichtigste Wort in der Porno-Branche und bei jeder sexuellen Handlung ist: Einverständnis. Das bedeutet, miteinander zu sprechen und sich zu vergewissern, dass jede*r am Set mit den geplanten Handlungen einverstanden ist. Außerdem muss sich jede*r befähigt fühlen, offen aussprechen zu können, wenn dieses Einverständnis nicht länger gilt.

Für meine Filme beginne ich immer mit einer Idee oder einem bestimmten Szenario. Dann spreche ich mit Darsteller*innen, von denen ich glaube, dass sie für die Rolle geeignet sind – und wenn sie es mögen, entwickeln wir weiter. Für mich ist am wichtigsten, dass die Darsteller*innen sich wohlfühlen. Mein Team ist deshalb möglichst klein. So können wir uns voll und ganz darauf konzentrieren, die Intimität einzufangen.

Glaubst Du, dass es eine universelle Form von Pornografie geben kann, die jeden Menschen anspricht?

Das wäre so, als würde man behaupten, dass es eine universelle Eissorte gibt, die jeder Mensch liebt. So etwas gibt es nicht. Man könnte zwar behaupten, dass fast niemand etwas gegen Vanille hat, aber das heißt nicht, dass alle die Geschmacksrichtung gleichermaßen genießen würden

Für weitere Infos, folgt Poppy Sanchez auf Instagram oder seht Euch einige ihrer Film-Trailer an.

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