Je höher die Spannung, desto größer der Knall – das gilt nicht nur für platzende Luftballons oder Blitz und Donner, sondern auch für Orgasmen. Die Sex-Praktik „Edging“ macht sich genau dieses Phänomen zunutze und verspricht durch gezielten Spannungsaufbau eine wuchtige Entladung. Das Beste daran: Du brauchst nichts, außer Geduld und etwas Selbstbeherrschung und schon erlebst auch Du Deinen Big Bang, bei dem die Funken fliegen. Wir zeigen Dir, welche einfachen Techniken und Handgriffe Dir zu einem explosiven Orgasmus verhelfen und weshalb es sich auch sonst lohnt, manchmal aufzuhören, bevor es am schönsten ist.
Edging – Do(n’t) Stop Me Now!
Durch Edging wirst Du ungeahnte Höhepunkte erleben – wart’s nur ab! Also, echt jetzt: Abwarten ist nämlich elementar bei dieser Praktik. Beim Edging geht es darum, die Erregung stetig aufzubauen und sie (fast) bis zum Äußersten (engl. „edge“) zu treiben. Aber kurz vor dem Kommen wird eine Pause eingelegt, bevor das Ganze so lange wiederholt wird, bis man es nicht mehr aushält und endlich kommen darf.
Diese Methode verspricht aber nicht nur sehr intensive Orgasmen, sondern auch mehr Durchhaltevermögen beim Sex. Bereits 1956 entwickelte der Urologe Dr. James H. Semans die sogenannte „Start-Stop-Methode“, die bei vorzeitigen Samenergüssen helfen sollte, indem Betroffene lernen, ihren Orgasmus besser zu kontrollieren. Dieser Praktik sehr ähnlich ist die „Squeeze-Technik“, bei der kurz vor der Ejakulation gestoppt und mit der Hand der Penis am Ansatz der Eichel zusammengedrückt wird (engl. „squeeze“). Bei beiden Methoden ist es wichtig, das eigene Lustempfinden gut zu kennen, um vor dem „Point of no return“ aufzuhören – dem Moment, in dem der Orgasmus nicht mehr gestoppt werden kann.
Tatsächlich scheint sich die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lustaufbau für viele Personen mit Penis auszuzahlen. In unserem Sexreport* gaben 13 % der befragten Männer** an, sich selbst als Training zu befriedigen, um beim Sex länger zu performen. Edging verspricht nicht nur eine erhöhte Durchhaltekraft und eine längere Stehkraft, sondern auch viele weitere Vorteile, insbesondere für Personen mit Vulvina.
Orgasmus hinauszögern und nie mehr „zu kurz kommen”
Mit Edging kannst Du noch mehr aus Deinem Höhepunkt rausholen, mit etwas Übung erlebst Du quasi einen More-gasmus! Kennst Du das Gefühl, wenn Du schnell kommst, aber das Hochgefühl verpufft direkt wieder und es fühlt sich einfach nicht richtig befriedigend an? Mit Edging erlebst Du das Gegenteil: Indem Du Deine Erregung bis zum absolut Äußersten treibst, wird auch Dein Orgasmus intensiver und Du zündest beim großen Finale ein richtiges Lustfeuerwerk. Das hat auch einen psychologischen Hintergrund: Weil Du Dir Deinen Höhepunkt so lange verwehrst, willst Du ihn umso mehr. Wenn Du ihn Dir dann endlich gönnst, fühlt es sich wie eine richtige Erlösung an, die Du Dir hart verdient hast. Geduld bringt Rosen – und unvergleichliche Lustgefühle!
Spannung genießen statt schnell Druck abbauen
Nicht nur wegen der bombastischen Orgasmen lohnt sich Edging, sondern für die gesamte lustvolle Erfahrung. Der Weg ist das Ziel – und je mehr Zeit Du Dir für ihn nimmst, desto mehr hast Du von Deiner Reise. Die Lust ganz bewusst in die Länge zu ziehen, statt einem schnellen Orgasmus hinterherzujagen, kann eine tolle Übung sein, um Sexualität wieder achtsamer zu erleben und neue Seiten davon zu entdecken. Mit einer schnellen (Solo-)Nummer lässt es sich super entspannen und Stress abbauen und das ist auch völlig okay. Aber Sex sollte mehr sein, als nur noch ein Mittel zum Zweck; Orgasmen sind nicht nur ein Druckventil, mit dem Du halbherzig Dampf ablassen kannst, sondern auch eine Form von Selfcare, mit der Du Dir bewusst etwas Gutes tun kannst. Mit Edging genießt Du Dich ganz bewusst und lernst dabei vielleicht sogar neue Facetten von Dir und Deiner Lust kennen.
Edging: Verwöhnprogramm für die Vulvina
Die Start-Stop-Methode hilft nicht nur bei Erektionsproblemen oder vorschnellen Ejakulationen: Auch für Personen mit Vulva lohnt sich das Warten auf den Orgasmus. Fast jede fünfte Frau** gab im AMORELIE Sexreport* an, beim Sex nicht alleine durch Penetration zum Höhepunkt zu kommen, sondern auf zusätzliche Stimulation mit Toys, Hand oder Zunge angewiesen zu sein. Durch Edging kommen Personen mit Vulva aber besser auf ihre Kosten, da dabei die Erregung ja bewusst (fast) auf die Spitze getrieben wird. So wird Sex – ob alleine oder mit Partner*in – noch lustvoller und erfüllender.
Bin gleich da! Edging beim Solosex
Ganz grundsätzlich funktioniert Edging mit der Start-Stop-Methode, und zwar für alle Geschlechter, auch wenn sie explizit als Hilfsmittel gegen vorzeitige Samenergüsse bekannt wurde. Egal, ob Du eine Vulva oder einen Penis hast: Fürs Erste kannst Du Edging beim Masturbieren üben, damit Du mehr Kontrolle hast und Übung darin kriegst, den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören zu finden. Dabei ist es wichtig, dass Du Dich nicht zu schnell und zu intensiv stimulierst. Wenn Du beispielsweise mit Rabbit- oder Druckwellen-Vibratoren schnell zum Orgasmus kommst, da sie sehr gezielt Deine Lustpunkte stimulieren, legst Du vielleicht besser nur Hand an. Alternativ kannst Du auch einen Dildo benutzen oder zu einem Auflegevibrator greifen, der Deine Vulva etwas breitflächiger mit seinen Vibes bespielt. Versuche es auch mal mit einer niedrigen Vibrationsstärke oder mit einem etwas langsameren Vibrationsmuster, um Deine Lust zu steigern. Für Personen mit Penis kann ein Verzögerungsmittel helfen, das Empfinden etwas zu betäuben.
So nah dran: Edging zu zweit
*AMORELIE Sexreport 2024, repräsentative Onlinebefragung in Deutschland, Österreich und der Schweiz (n=2052) in Zusammenarbeit mit Trend Research.
** Die befragten Personen identifizieren sich als weiblich und männlich.
