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BDSM & ich: Meine Erfahrungen Teil 1

7 Februar 2017,

von

Am Donnerstag erscheint der zweite Teil von Fifty Shades of Grey in den Kinos und schon seit Mitte Dezember geht es bei uns (AMORELIE) um nichts anderes, als das Thema BDSM.
Im Zuge dessen wurde ich gebeten, mich ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen und eine Kolumne daraus zu machen. Puh….ehrlich?! Kann ich nicht beurteilen, muss ich ausprobieren, denn ich habe keine Ahnung von BDSM. Und was macht man, wenn man keine Ahnung hat? Richtig, man googelt erstmal.


Mein erstes Mal BDSM

Erster Suchbegriff: Mein erstes Mal BDSM. Ziemlich viel, was das Netz da so ausspuckt. Und nachdem ich nun die ersten vier Links angesehen habe, merke ich recht schnell, dass ich mich mit keinem der Artikel identifizieren kann. Ich stehe weder auf harte Schmerzen noch auf Erniedrigung. Unterwerfung und ein bisschen Spanking in allen Ehren, aber Erniedrigung geht für mich zu weit. “Wo ist der Unterschied?”, fragt mein Freund. Er sitzt gerade neben mir, während ich für dieses heikle Thema recherchiere. “Wenn ich zulasse, dass Du mir die Arme fest bindest, um mich hart zu nehmen, unterwerfe ich mich in dem Moment. Wenn Du mich dabei als dreckige Nutte beschimpfen und mir dann in den Mund spucken würdest, wäre es Erniedrigung.” erkläre ich ihm. Er sieht mich verstört an und ich merke sofort, dass er auch kein Freund von Erniedrigung ist. Gott sei dank.

Zweiter Suchbegriff: BDSM. Dies ist eine Sammelbezeichnung und steht für “Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Eine halbe Stunde später hab ich bereits gelernt, dass Schmerz und Erniedrigung, ebenso wie Lack, Leder und Bälle im Mund, nur einen kleinen Teil von BDSM darstellen.

Bondage & Discipline stehen für das Fesseln und Disziplinieren. Muss wohl nicht zwangsläufig zusammen passieren, tut es aber ganz oft. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich noch nie festgebunden worden bin. Das höchste der Gefühle war, dass mir jemand meine Arme über meinem Kopf festgehalten hat. Und das fand ich geil, sehr geil! Ich glaube es lag daran, dass ich dadurch gezwungen worden bin, mich fallen bzw. gehen zu lassen. Ich konnte ja nichts tun, außer das zu genießen, was mein Partner da veranstaltet hat. Ich konnte meine Kontrolle einfach “an der Garderobe” abgeben und mich auf das Genießen konzentrieren.

Dominance & Submission stehen für das Dominieren und Unterwerfen, ein ungleiches Machtverhältnis zwischen zwei Partnern, das von beiden ganz bewusst und gewollt angestrebt wird. Das finde ich echt spannend! Und zack, da ist sie: die erste BDSM-Fantasie. Ich stelle mir vor, wie ich in einem Dienstmädchen-Outfit meinem Herren dienen muss. Ich folge seinen Anweisungen und muss ihm für verschiedene Dienste zur Verfügung stehen. Von Haushaltsaufgaben bis hin zu Liebesdiensten. Selbstverständlich werde ich mit ein paar Schlägen mit der flachen Hand auf meinen Arsch bestraft, wenn ich meine Arbeit nicht gut genug mache. Und genauso belohnt, wenn ich etwas besonders gut gemacht habe.

“Kannst Du Dir das vorstellen?”, frage ich meinen Freund. Er grinst. “Grundsätzlich schon, aber ich bin kein Freund von gestellten Situationen und irgendwie fühlt es sich seltsam an, wenn ich Dir auf einmal Anweisungen geben soll. Ich meine, Deine Arme festhalten oder festbinden, sodass Du Dich nicht wehren kannst, um Dich hart zu nehmen – mega! Aber dass Du Dich extra auf meinen Schoß legst, damit ich Dich bestrafe, weil Du ein böses Mädchen warst, wirkt irgendwie gekünstelt.” Das mit dem Arsch versohlen, scheint ihm irgendwie noch nicht ganz koscher. Hmm. Noch hakt mein Plan an zu vielen Stellen, als dass ich ihn in die Tat umsetzen möchte. Es gibt eben doch einen Unterschied zwischen Fantasie und Realität.

Ich recherchiere erstmal weiter. Dritter Suchbegriff: BDSM für Anfänger. Hier bekomme ich wenigstens ein paar konkrete Vorschläge, was man als Rookie mit seinem Partner anstellen kann. Vieles davon kann ich mir sogar vorstellen. Irgendwie merke ich, wie wuschig ich auf einmal bin. Vielleicht schlummert in mir ja doch eine BDSM-Göttin.

Klein anfangen

Anfangs wird z.B. geraten, klein anzufangen, etwa leicht die Arme zu fesseln oder dem Partner einen klaren Befehl, wie “Zieh Dich aus!” oder “Knie Dich hin!”, zu geben. Das krieg ich hin! Kein Problem. Haken dran! Die Frage ist nur, ob das mein Freund hinbekommt. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das schon etwas Überwindung kosten könnte, da er nicht unbedingt der super dominante Typ ist. Macho schon, hier und da, aber nicht der Typ der Befehle gibt.

Eine weitere Stunde später habe ich mittlerweile so viel Input, dass ich total verwirrt bin. Es wird geraten, sich über seine Neigungen und Wünsche im Klaren zu sein. Der Unterwerfende sollte dem Dominierenden klar sagen, was er mag, was er ertragen kann und was keinesfalls geht … aber wenn man doch keine Ahnung hat? Ich glaube tatsächlich, dass das der schwierigste Teil an der ganzen Geschichte ist: Sich klar werden, worauf man steht und dann offen mit seinem Partner darüber sprechen.

Im Zuge meiner Recherchen ist mir aufgefallen, dass das Wichtigste für die meisten Menschen ist, dass sich solche Dinge ganz natürlich ergeben. Was vielen aber nicht klar ist, dass es beim BDSM keine natürliche Entwicklung geben kann und sollte, es wäre sogar gefährlich… Stellt Euch vor, Euer Partner holt ganz ohne Vorwarnung die Gerte raus und fängt an, auf Euch einzudreschen. Fürchterlich! Wer will das schon?! Man muss sich eben austauschen und im besten Fall fängt man irgendwann an, sich bereits an den Gesprächen aufzugeilen. Es kann ziemlich anturnend sein, wenn Dir Dein Partner im Vorfeld ganz genau beschreibt, was er gleich mit Dir machen wird.

Seitdem ich an diesem Artikel arbeite, versuche ich, meinen Freund immer wieder einzubinden. Zum einen will ich wissen, wie er als Mann über BDSM denkt und zum anderen, was er sich vielleicht in Zukunft für uns beide vorstellen könnte. Ich bin ziemlich froh, dass wir so offen über alles sprechen können und er nicht gleich aus dem Raum stürmt, sobald ich ihm Fragen zu so heiklen Themen wie diesen stelle. Gut, wenn es nicht so wäre, wäre er wahrscheinlich gar nicht mein Freund, aber ich muss an viele Paare da draußen denken, die seit Jahren zusammen sind und bei denen ein Partner erst später gewisse Bedürfnisse entwickelt. Und für jemanden, der nicht so offen mit dem Thema Sex umgehen kann, ist es wahrscheinlich super schwierig, das Thema offen anzusprechen. Da hab ich es mit Sicherheit einfacher: Ich schiebe es einfach auf die Kolumne! Allerdings muss ich mir noch überlegen, wie ich die Kurve von meiner Kolumne zu uns ins Bett bekomme.

BDSM ist mehr als Lack, Leder, Latex

Das ist gar nicht so leicht! An dem Thema hängt einfach so viel dran: Wünsche, Bedürfnisse, Vertrauen, Kommunikation. Fakt ist, dass ich nach meinem Recherche-Marathon echt ein wenig schockiert und abgeschreckt war. Klar, schließlich ist das kein Thema, das Tag für Tag am Frühstückstisch besprochen wird. Und irgendwie hat jeder, mit dem ich darüber spreche, ein gewisses klischeebehaftetes Bild im Kopf, wenn es um BDSM geht. Ich bisher genauso, aber ich habe gelernt, dass BDSM mehr ist als Lack, Leder und Schmerzen. Es kann auch ohne körperliche Schmerzen ein mindestens genauso intensives Erlebnis für beide sein, selbst wenn es nur darum geht, seinen Gegenüber psychisch zu unterwerfen.

Ich habe zumindest eine vage Vorstellung davon bekommen, was ich reizvoll und spannend finden könnte. Wahrscheinlich sollte ich das Thema aber doch erstmal sacken lassen und ein paar Mal drüber masturbieren, um mir über meine Fantasien klar zu werden.

Gesagt, getan. Ein paar Tage später steht der Entschluss: Ich werde meinem Freund einen Liebes-BDSM-Brief schreiben und einen BDSM-Vertrag mitschicken. Ich persönlich finde es toll, auf altmodischem Wege einen Liebesbrief zu bekommen (nur einmal in meinem Leben passiert), also dachte ich mir, ich verpacke meine Fantasie einfach in eine erotische Geschichte, die sich um uns beide dreht. Der Vertrag sorgt dann für den Lacher danach, damit es nicht zu steif wird. Ausfüllen können wir ihn dann ja hinterher zusammen.

So, genug Theorie. Jetzt wird es Zeit für die Praxis! Erfahrt mehr in der nächsten Kolumne.


Unsere Autorin

Bei der Wahlberlinerin Hasret „Hasi“ Doe ist ihr Name Programm, denn „Hasret“ bedeutet so viel wie „Sehnsucht“. Liest man ihre Texte, ergibt alles einen Sinn. Sie sind geprägt von einer Sehnsucht nach Liebe, Leidenschaft, Zugehörigkeit und so treffen ihre Worte mitten ins Herz.

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