Anders lieben (Teil 2): Ein Leben mit Familie – und fester Freundin

(Bild: Unsplash/Sam Rios)

Neben dem traditionellen Beziehungsmodell „Vater, Mutter, Kind“ gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, um Liebe Ausdruck zu verleihen. Das zeigt auch unser Interview mit Toyparty-Beraterin Nicole Limmer, die ihren Mann UND ihre Freundin liebt.

Weiterlesen: Anders lieben (Teil 1): Verheiratet und räumlich getrennt – „Wir haben die beste Beziehung ever“

AMORELIE: Du bist verheiratet und hast zwei Kinder – außerdem hast Du eine Freundin. Kannst Du uns erzählen, wie es zu dieser alternativen Beziehungssituation gekommen ist?

Nicole: Eines vorab: Es war auf keinen Fall so geplant (lacht). Ich habe mich schon immer für Frauen interessiert und wenn mir eine Frau gefallen hat, habe ich sie auch geküsst. Irgendwann wollte ich mehr und auch mit einer Frau schlafen. Mein Mann hat mich in diesem „Vorhaben“ immer unterstützt, da er gemerkt hat, irgendwas fehlt und treibt mich. Er hat mich „Frauen küssend“ kennengelernt. Aber es war nie „die Richtige“ dabei. Naja und vor fünf Jahren stand SIE plötzlich vor mir und es war um mich geschehen. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass da mehr ist als das Interesse, mit ihr ins Bett zu gehen und dann kommt man schon sehr ins Überlegen. Darf ich das? Wie geht es weiter? Ist das in Ordnung?

Wie haben Dein Mann und Deine Kinder darauf reagiert?

Nicole Limmer

Eines habe ich es mir auf keinen Fall gemacht – leicht! Und ja, es gab Situationen, bei denen es auch nicht leicht für meinen Mann war. Denn es ist schon etwas anderes, über etwas theoretisch zu sprechen, als es dann wirklich zu erleben. Man reagiert manchmal anders, als man selber von sich denkt.

Gab es einen Punkt, an dem Eifersucht oder Unverständnis aufkamen und Du aufgrund Deiner Entscheidungen um den Familienzusammenhalt fürchten musstest?

Für mich gab es nie einen Moment, an dem ich am Familienzusammenhalt gezweifelt habe. Meine Familie stand nie in Frage. Meine Entscheidungen konnte ich immer aus einer „sicheren“ Position treffen, ohne dass ich fürchten musste von meinem Mann verlassen zu werden.

Für meine Kinder (heute neun und elf Jahre) ist sie meine beste Freundin.

Weiß Dein gesamtes Umfeld von Deiner Freundin oder behältst Du einige Fakten im Gespräch mit manchen Personen lieber für Dich?

Meine Freunde und Familie wissen Bescheid und jeder, der mich fragt, bekommt viele Fragen beantwortet. Besonders auf Toypartys werde ich sehr viel gefragt, wenn die Gäste mitbekommen, dass ich in dieser Konstellation lebe. Das Interesse ist riesengroß und manche erzählen dann, dass sie sich auch solche Freiheit in ihrer Sexualität wünschen oder zumindest vorstellen können.

Wie hast Du Deine Freundin in die Familie integriert und wie dachte sie anfangs darüber, die Partnerin einer verheirateten Frau zu sein?

Auf jeden Fall war das ein Prozess und nicht von heute auf morgen beschlossene Sache. Ich habe immer viel mit meinem Mann darüber gesprochen und war ehrlich zu ihm. Und wir sprechen regelmäßig viel miteinander, denn über die Jahre verändert man sich und sieht manche Dinge anders. Ich sage: Immer wieder mal kurz anhalten, die Weichen neu stellen und weiter geht’s (lacht).

Am Anfang hat SIE sich gedacht: „Oje was machst du denn? Nicole ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wie soll das gehen? Ich möchte nichts kaputt machen!“ Aber es gab/gibt für sie keine Alternative und Nicole gibt es eben nur in in dieser Konstellation.

Wie sieht Euer Alltag aus?

Wir wohnen getrennt und für mich ist ihre Wohnung mein zweites Zuhause. Am Wochenende übernachte ich einen Tag bei ihr und unter der Woche besucht SIE uns. Und wir hören uns täglich per Chat und Voice-Call.

Und wie regelt Ihr das gemeinsame Feiern an Feiertagen und bei Familienfesten?

Ich denke ihr sprecht von Familienfesten wie Weihnachten und Silvester? Das ist kein Thema, wir haben oft Familie und Freunde an Feiertagen bei uns zu Besuch, so auch meine Frau. Auf jeden Fall feiern wir als Eltern mit unseren Kindern, das ist mir wichtig.

Hast Du einen Tipp, wie man in einer Beziehung darüber sprechen kann, was einem fehlt?

Diese Frage ist eigentlich ganz einfach und doch so schwierig zugleich. Die Frage beinhaltet eigentlich schon das wichtigste Wort: Kommunikation – darüber offen und ehrlich miteinander zu sprechen und vor allem frühzeitig.

Jeder Mensch tickt anders und es gibt ganz individuelle Ängste und Faktoren, die es komplex und herausfordernd machen können. Da gehört eine große Portion Mut dazu.

Wie stehst Du im Allgemeinen zu monogamen Beziehungen und dem derzeit noch gesellschaftlich dominierenden Bild von Familie?

Jeder soll so leben dürfen, wie er sich wohl fühlt. Wenn sich ein Paar findet, das ein Leben lang in einer monogamen Beziehung glücklich und zufrieden ist, super. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass es Paare gibt, die sich unzufrieden fühlen, weil sie ihre sexuellen Wünsche nicht ausleben können. Ich finde, es ist völlig normal, wenn man irgendwann die Lust verspürt, Sex mit jemand anderem zu haben. Viele leiden darunter oder gehen irgendwann fremd.

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