Der AMORELIE Adventskalender 2024 ist da

2.233 Ansichten

INKITT x AMORELIE Schreibwettbewerb: Erotische Geschichte “Secret Valentine”

29 April 2024,

von

Entdecke die fesselnden Ergebnisse einer einzigartigen Zusammenarbeit! Im Rahmen des Schreibwettbewerbs von INKITT und AMORELIE veröffentlichen wir herausragende Geschichten exklusiv im AMOREmag.

Secret Valentine

von Ria Rainwater

INKITT x AMORELIE Schreibwettbewerb
(Bild: DAVIDCOHEN/ Unsplash)

Fantasie oder Wirklichkeit

Die Post von heute klemmt zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen, als ich durch die Haustür in meine Wohnung und dabei fast über meine Katze stolpere.

Der Schlüsselbund löst sich aus meinem Griff und kommt mit einem klirrenden Knall auf dem Laminat zum Liegen.

Wie kann ein einzelner Tag so beschissen sein?

Den getragenen Anzug meines Bosses lege ich vorsichtig über das Sideboard neben der Tür, obwohl ich ihn sehr viel lieber zusammenknüllen und in meine Kloschüssel stopfen würde. Meine Handtasche und die beiden Briefe landen daneben. Wem mache ich etwas vor? Es sind Rechnungen.

»Fuck.«

Kraftlos lasse ich mich gegen die geschlossene Haustür sinken. Sämtliche Energiereserven sind aufgebraucht — ich bin vollkommen fertig.

Dabei hatte ich mich nach Feierabend eigentlich auf ein heißes Date mit Levi aus dem Grafikteam gefreut. Doch mein Boss hatte andere Pläne.

Frinnnnnggg!

Als hätte sie nur auf ihren Einsatz gewartet, schrillt meine Türklingel auf.

Ich fahre zusammen. Jeder einzelne Muskel meines Körpers ist zur Bogensehne gespannt.

Wer zum Teufel?

»Äh, ja?«, stammle ich in die Gegensprechanlage.

Der kleine Bildschirm zeigt einen sportlich gekleideten Fahrradkurier. Seine blonden Locken gucken unter einem schwarzen Basecap hervor, das er verkehrt herum auf dem Kopf trägt.

Kein Helm — mutig.

»Hi, die Lieferung ist für eine Miss Kensington.«

Ich drücke den Summer und öffne die Wohnungstür.

Eine schicke, mattschwarze Geschenkbox taucht in meinem Blickfeld auf.

»Oh, ähm, das bin ich«, stammle ich und nehme die Kiste entgegen, die weniger wiegt als ein Liter Milch. »Was ist denn da drin?«

Gelangweilt zuckt der Kurier mit der Schulter und kaut geräuschvoll auf seinem Kaugummi herum.

»Kann ich Ihnen nicht sagen, Miss. Ich hab’ nicht reingeschaut. Schönen Tag noch.«

Er macht auf dem Absatz kehrt und lässt mich allein mit der mysteriösen Sendung zurück.

Mit der Ferse kicke ich meine Haustür zu und lasse mich Hintern voran aufs Parkett plumpsen.

Beim Öffnen der Geschenkbox fällt mir ein beigefügter mattschwarzer Briefumschlag in die Hände. Die schnörkelige Handschrift auf der Grußkarte darin kommt mir seltsam bekannt vor. Darauf ist nur ein einzelner Satz zu lesen.

Happy Valentine’s Day. X

Was hat das zu bedeuten? Wer ist X?

Aus dem schwarzen Füllpapier wühle ich eine weitere Box in Taschenbuch-Größe hervor, die ich blinzelnd vors Gesicht hebe. Darauf sind die Worte Womanizer und Premium zu lesen.

Beim Aufklappen der Deckellasche werde ich mit der Aufschrift »Hi!« und dem Gesicht einer wunderschönen Frau begrüßt.

Der schwarze, länglich ovale Gegenstand im Inneren liegt mir schwer in der Hand und verfügt über einen abnehmbaren Aufsatz an der Unterseite, der eine ovale Aussparung lässt.

Meine Augen weiten sich, als mir klar wird, dass ich es offenbar mit dem Porsche unter den Auflagevibratoren zu tun habe.

»So schön.«

Eine wellenförmige Goldapplikation verläuft über den Griff, ich fahre sie mit den Fingerspitzen nach, während sich der butterweiche Silikonbezug des Toys sinnlich gegen meine Handinnenfläche schmiegt.

Ganze Schmetterlingsschwärme jagen ein erregtes Kribbeln durch meinen Unterkörper. Ich werde von einer Hitzewelle erfasst und in mir wächst das Bedürfnis, mich auf der Stelle von all meiner Kleidung zu befreien.

Dabei sollte ich mich eigentlich fragen, wo das hochwertige Toy hergekommen ist, da die Dinger nicht auf Bäumen wachsen — leider — und ich es mir nicht selbst bestellt habe.

Ich quieke kurz auf, als ich den untersten und unauffälligsten der drei kleinen Knöpfe auf der Rückseite betätige und der Womanizer zu schnurren beginnt. Den ovalen Aufsatz setze ich an der zarten Haut auf der Innenseite meines Handgelenks an und spüre ein aufregendes Saugen, dass meinen Puls augenblicklich in die Höhe schießen lässt.

Heilige Scheiße!

Allein der Gedanke daran, den Aufsatz über meiner empfindsamsten Stelle zu positionieren, bringt mich um den Verstand.

Ich presse die Schenkel zusammen und spüre, wie aufregende Nässe durch den Schritt meines Höschens sickert.

Den Punkt, an dem ich es vernünftiger fand, das mysteriöse Präsent in seine Box zurückzustopfen und bei der nächsten Filiale des Paketdienstes abzugeben, liegt in unerreichbarer Vergangenheit. Es gibt kein Zurück mehr.

Ich werde plötzlich und unerwartet von meiner Lust übermannt.

In einem Satz komme ich auf die Füße. Beinahe stürze ich ins Badezimmer und lasse achtlos hinter mir die Tür ins Schloss fallen. Mein Kater Houdini, der sich sonst die Freiheit nimmt, mir zu folgen, blickt auf eine geschlossene Tür und miaut empört auf.

Mein Handy, das noch immer im Bund meines Rockes klemmt, lege ich auf der Waschmaschine ab. Das brauche ich hoffentlich nicht mehr. Heute Abend bin ich fertig mit der Welt.

»Sexy Playlist abspielen«, rufe ich in den Raum und wenig später füllt eine weiche Samtstimme und verführerische R&B-Klänge meine kleine Nasszelle.

Ich drehe das Wasser in meiner Eckbadewanne auf und verzichte auf jegliche Badezusätze. Keine Zeit. Mit zitternden Händen reinige ich das samtweiche schwarze Silikon meines neuen Toys unter dem Wasserstrahl und platziere es auf dem Wannenrand. Mit hastigen Bewegungen schäle ich mich aus meinem Bleistiftrock, dem feuchten String und meiner knallengen Bluse, von der einige Knöpfe abspringen und geräuschvoll über die weißen Badfliesen tänzeln.

Egal.

Mit einem sanften Rascheln fallen sämtliche Klamotten um meine Füße herum zu Boden und ich steige in die halb gefüllte Badewanne.

Normalerweise würde ich mich Millimeter für Millimeter hineinsinken lassen, heute lande ich mit einem ungelenken Platschen, das Wasser über den Wannenrand schwappen lässt.

Wie zwei Inseln mit halbrunden Bergkuppen lugen meine Brüste aus dem warmen Wasser. Erregung hat die zartrosa Knospen in der Mitte erhärten lassen. Strähnen meines dunkelbraunen Haares umgeben mich wie lebende Wesen.

Ich öffne meine angezogenen Knie und versuche, an Levis starke Oberarme, die rauchige Stimme und seine vollen hellroten Lippen zu denken. Aber es gelingt mir nicht.

Seit ich begonnen habe, als Sekretärin für den Emotions-Zyklopen Carter Reyes zu arbeiten, habe ich immer dasselbe unerwünschte Gesicht vor Augen, wenn mich die Lust überkommt.

Das Problem?

Vor meinem Eintritt ins Unternehmen war mir nicht bewusst gewesen, dass ich im Vorzimmer meines Ex-Freundes landen würde. Oder dass er überhaupt für dasselbe Unternehmen tätig ist.

Demzufolge bin ich nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen — auch wenn ich über meine Libido leider nicht dasselbe sagen kann.

In meiner Fantasie ist er es, der mir sanft, aber bestimmt die Knie auseinander schiebt — mich weit für sich öffnet — und mit der harten Beule in seiner butterweichen Stoffhose gegen meine nackte Mitte drängt.

Wilde Locken fallen ihm ins Gesicht, meine Augen sinken zu seinen Lippen, die einen Spalt offenstehen, als er scharf Luft einzieht. Und es ist nicht mein eigener, sondern sein Zeigefinger, der in meine heiße glitschige Mitte vordringt.

»Ah!«

Mit geschlossenen Augen lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen, als das sich aufbäumende Lustgefühl nach einem Ventil verlangt. Meinen Finger lasse ich langsam aus mir hinausgleiten.

Die unkontrollierten Zuckungen meiner noch immer geöffneten Schenkel, erschüttern den Rest meines Körpers. Jeder Millimeter steht unter Strom.

Immer wieder spanne ich meine Beckenbodenmuskulatur an und hebe Fantasie-Carter meinen Unterkörper entgegen. Eine stumme Bitte. Nein, viel mehr ein Flehen.

Alles in mir schreit nach Erlösung.

Ich schalte das Toy ein und wieder höre ich das schon bekannte Surren.

Oh mein Gott.

Mein Körper zittert wie Espenlaub und ich brauche eine Sekunde, um die ovale Aussparung des Vibrators über meinem kleinen Nervenbündel zu positionieren. Dann spüre ich einen alles verändernden Sog, der mich spitz aufschreien lässt.

Willenlos winde ich mich im warmen Wasser, mit einer weiteren Aufwärtsbewegung meiner Hüfte jage ich dem Versprechen eines atemberaubenden Höhenflugs entgegen, obwohl ich diesen doch so lange wie möglich hinauszögern möchte. Bis ich es nicht mehr aushalte und in ein Meer aus Sternen zerspringe.

Ich kann meine Selbstbeherrschung kaum fassen, als es mir gelingt, die Intensitätsstufe auf einen kaum spürbaren Sog herunterzudrehen. Inzwischen geht meine Atmung so heftig und schnell, dass man meinen könnte, ich sei einen Marathon gelaufen.

In Gedanken spiele ich anstelle einer meiner unzähligen anderen Fantasien, in denen mein Ex leider noch immer die Hauptrolle spielt, ein ganz neues Szenario ab. Ich stelle mir vor, wie der heutige Abend hätte ablaufen können.

Carter ist tief in die Lehne des Drehstuhls an seinem großen Eckschreibtisch gesunken und schwenkt einen Tumbler mit Prichard’s Tennessee Whiskey zwischen seinen Fingern. Es klimpern drei große Eiswürfel darin, als ich, ohne zu klopfen, sein Büro betrete.

Es ist beinahe Mitternacht und die anderen Mitarbeiter haben längst den Heimweg angetreten.

Mit vorgeschobener Unterlippe und einer ernsten Furche zwischen seinen Brauen betrachtet er mich schweigend. Eine Spur flammender Blicke klettert von meinen roten Pumps zum knallengen grauen Bleistiftrock und der weißen tief ausgeschnittenen Bluse — unter der ich einen schwarzen Spitzen-BH trage — bis er zum Schluss an meinen roten Lippen kleben bleibt.

»Es ist spät«, murmelt Carter in seinen Whiskey, »was machst du noch hier?« Mit einem lauten Klacken stellt er das Glas ab.

Ich umrunde seinen Schreibtisch, um danach zu greifen, mir Mut anzutrinken, für das, was ich im Begriff bin, zu tun. Doch er kommt mir zuvor und bekommt mein Handgelenk in einem sanften aber bestimmten Griff zu fassen.

»Komm her.« Meine Augen weiten sich angesichts des herrschenden Untertons in seiner Stimme, der mich wahnsinnig anmacht. »Komm her, Amelia. Bitte.« Ich komme vor ihm zum Stehen, bis mein nacktes Bein sein Knie berührt. Mir entgeht nicht, wie sich der Stoff seiner Hose über die verräterische Beule in seinem Schritt spannt.

Mit einem Mal fühlt sich mein Mund staubtrocken an. Ich lecke mir über die Lippen, was er mit einem räuberischen Glitzern in den Augen verfolgt. Er frisst sämtlichen Sauerstoff im Raum, jeden klaren Gedanken.

Ich lehne meinen Hintern gegen die Schreibtischkante. Meine Hände zittern ebenso sehr, wie es meine Knie tun.

»Mache ich dich nervös?«

Ich nicke einmal.

»Hm.«

Unverhohlene Befriedigung schwingt in der einzelnen kleinen Silbe mit.

»Ich—«

Carter legt mir den Zeigefinger über die Lippen.

»So weich«, murmelt er abwesend. »Durfte Levi diesen wunderschönen Mund küssen?«

»Nein.« Der Zustand von Trunkenheit, in den seine Nähe allein mich versetzt, lässt mich mutiger werden. »Und das habe ich dir zu verdanken«, sage ich. »Für Eifersucht ist es ein bisschen spät, meinst du nicht?«

Meinen Worten fehlt jede Härte, jeder Biss. Viel zu sehr sehne ich mich nach dem Geschmack seiner Haut, dem Stakkato seines rasenden Herzens. Als hätte er schamlos in meinen Gedanken gelesen, bedeckt Carter meinen Mund mit seinem. Dabei kerkert er mich zwischen seinem großen Körper und dem Schreibtisch ein.

Das habe ich so vermisst. Ich habe ihn vermisst.

Ich vergrabe die Hände in seinen butterweichen Haaren, bevor ich mich vom Tisch und auf seinen Schoß gleiten lasse.

Wir küssen uns mit harter Verzweiflung und unbändiger Gier. Finger krallen sich in Stoff und jedes bisschen Haut, das sie erwischen, während unsere Zähne unkontrolliert gegeneinander krachen. Aber das interessiert gerade keinen von uns.

Er knurrt in meinen offenen Mund hinein und ich keuche erregt auf. Mit einer wellenförmigen Bewegung meines Beckens schmiege ich den feuchten Schritt meines Höschens gegen die feste Beule in seiner Hose.

Wieder lasse ich die Hüften kreisen. Er ist surreal, dieser ganze Moment. Jeder Millimeter meines Körpers summt in Zustimmung, jede Lage Stoff zwischen uns ist eine zu viel.

Atemlos löse ich meine Lippen von seinen und wäre ich nicht selbst blind vor Lust, hätte es mich wahrscheinlich amüsiert, wie er beginnt, mit ruppigen Bewegungen an meiner Bluse zu zerren. Ich liebe diese wilde, ungeduldige Seite am sonst so kontrollierten, beinahe griesgrämigen Carter von heute.

Das Ratschen reißender Nähte lenkt meine abdriftenden Gedanken wieder in den Moment zurück. Die Bluse rieselt zu Boden und Carter vergräbt das Gesicht zwischen meinen Brüsten, als hätte er sich den ganzen Tag schon danach gesehnt. Ohne den Cup des BHs zur Seite zu schieben, zieht er eine meiner kleinen festen Brustwarzen in den Mund. Er knabbert, leckt und saugt abwechselnd daran, bevor er die süße Knospe samt schwarzer Spitze mit einem ploppenden Laut wieder freigibt.

Eine Mischung aus Lust und Schmerz zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, als er die süße Folter mit der anderen Brustwarze wiederholt.

Ich will mehr. Nein, ich will alles.

»Fuck, ich hab’ schon den ganzen Tag einen Ständer wegen dir.« Ein erregtes Keuchen begleitet sein Geständnis. Mit beiden Händen fährt er mir entlang der Oberschenkel unter den engen Rock. »Ständig musste ich an deine kleine heiße Muschi denken. Gott, ich wette, du bist so feucht, dass ich einfach in dich reingleiten könnte.«

Dirty Talk beherrscht er einfach viel zu gut.

Ich quieke überrascht auf, als er mich mit einem Ruck Rücken voran auf den Schreibtisch hebt, meinen Rock zur Hüfte hochschiebt und das Höschen von meinen langen seidig glatten Beinen streift.

Mit gläsernen Augen blicke ich ihm entgegen und stütze mich auf die Ellenbogen, um keinen Augenblick seiner erotischen Darbietung zu verpassen. Flammend rote Wangen verleihen ihm ein fiebriges Glühen. In meinem eigenen Körper ist ein um sich greifendes Lauffeuer entflammt.

»Und jetzt«, knurrt er heiser, »will ich deine Augen auf mir, sonst höre ich sofort auf.«

»Was hast du v— Oh mein Gott«, wimmere ich, als er meine Knie so weit auseinanderdrückt, wie es meine Beweglichkeit zulässt. Die kühle Luft des Büros streichelt meine nackte Pussy.

Carter übersät die Innenseiten meiner Oberschenkel mit Küssen. Mein Körper erzittert wie ein außer Kontrolle geratenes Starkstromkabel.

»Nicht vergessen: Hier spielt die Musik.«

Ich nicke eifrig. Ohne Vorwarnung legt er den Mund über meine Perle und beginnt, daran zu saugen, wie es in Wirklichkeit der Womanizer tut.

Dabei lasse ich Fantasie-Carter nicht eine Sekunde aus den Augen. Mit der Zunge zeichnet er kleine Kreise in meine Haut, hauchzart, nur um im nächsten Moment wieder fest und unnachgiebig an mir zu saugen.

Nichts und niemand hätte mich auf diese Art von Gefühlsexplosion vorbereiten können.

Selbstgefällig brummt Carter gegen meine feuchte Haut, als ich die Augen zusammenkneife und meinen Kopf gedankenlos in den Nacken fallen lasse.

»Ich habe gesagt, wenn du wegsiehst, höre ich auf.«

Ich werfe den Kopf von einer Seite auf die andere.

»Carter…«, wimmere ich bedürftig und schalte die Intensität des Womanizers unterdessen beinahe vollständig auf null.

Augenblicklich setzt meine Beckenbodenmuskulatur mit intensiven Kontraktionen zum Protest an, die mich tiefer in den Sog eines heftigen Orgasmus reißen.

Salzige Perlen sammeln sich auf meiner Oberlippe und ich bezweifle, dass allein die Wassertemperatur dafür verantwortlich ist.

»Baby, es macht mich stahlhart, wenn du so bettelst. Fuck, merkst du, wie mein Schwanz zuckt?«

Er nimmt meine Hand und drückt die Innenfläche gegen seinen Schritt.

»Das gefällt dir, oder?«, hauche ich in die heiße Luft zwischen unseren Lippen. »Das Machtspiel?«

»Du hast eine verschobene Wahrnehmung, wenn du denkst, dass von uns beiden ich irgendwelche Macht besitze.« Er beendet den Satz mit einem langen Kuss. »Ich bin komplett durch den Wind.«

Von seinem Geständnis beflügelt, richte ich mich weiter auf und lasse Küsse auf die Seite seines Halses regnen. Seine Haut ist ebenfalls mit einem salzigen Film überzogen.

»Ich—«

Kuss.

»Will mehr—«

Kuss.

»Von dir sehen.«

Carter beraubt mich seiner Wärme und beginnt, sein schneeweißes Hemd aufzuknöpfen.

Langsam. Knopf für Knopf.

Hier in der Wirklichkeit winde ich mich unter dem viel zu zarten Saugen meines Toys. Selbst erwählte Folter.

Ich ziehe meine Unterlippe zwischen die Zähne und betrachte zufrieden die roten Lippenstiftflecken am Kragen seines Hemdes.

Carters drahtiger Oberkörper drängt sich in mein Blickfeld. Ich liebe den Geruch seiner warmen Haut, die wenigen Haare zwischen seinen Brustmuskeln und wie er die Welt um mich herum zu einem Aquarellgemälde verschwimmen lässt.

»Kondome und Gleitgel sind da drin.«

Carter nickt zur linken oberen Schreibtischschublade und öffnet seine Gürtelschnalle sowie den Knopf seiner Hose.

Ich ziehe die Schublade auf und finde eine ungeöffnete Packung gefühlsechte Kondome und ein oranges Fläschchen.

»Ich glaube nicht, dass wir Gleitgel benötigen werden.«

Carters Mund formt ein selbstgefälliges Grinsen, bevor er sich in einem Rutsch seiner Hose und den engen schwarzen Boxershorts entledigt.

»Lies, was draufsteht.«

Lustnebel verklärt mir die Sicht, doch bloße Willenskraft befähigt mich, ein einzelnes Wort zu fokussieren.

»Wärmend.«

Ein prickelnder Schauer huscht mein Rückgrat hinunter.

Mit zitternden Fingern reiche ich ihm eines der Kondome. Im Hier und Jetzt regle ich die Intensität meines Toys nach oben.

Carter schüttelt den Kopf.

»Fass mich an, Baby«, wispert er. »Ich will, dass du den Gummi ganz langsam abrollst.«

Der autoritäre Unterton in seiner Stimme wirkt wie ein Aphrodisiakum. Mir entkommen unverständliche Laute und Gewimmer, die seine Aufmerksamkeit auf meine Lippen lenken.

»Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich zuerst deinen Mund oder deine enge kleine Muschi ficken will. Am liebsten erst das eine, dann das andere. Immer wieder. Bis wir vor Erschöpfung zusammenbrechen.«

Folie knistert und Carter rollt sich mit einem dunklen Stöhnen tief aus seiner Brust das Kondom über seine feste Eichel, als könne er es nicht ertragen, sich selbst zu berühren.

Er greift nach meiner Hand und ich ziehe scharf Luft ein, als er sie umfasst und mit meiner Hilfe das Kondom ganz abrollt. Hart und heiß liegt sein langer, dicker Schaft in meiner Hand, als ich ein wenig prickelndes Gleitgel darauf verteile. Eine Art kräftiger Pulsschlag wummert gegen meine Handinnenfläche und ich drücke fest zu.

»Fuuuuck.« Das Wort ist ein tiefes, gequältes Grollen. »Mhh, mach langsam, sonst spritze ich ab, bevor ich mich einmal tief in dir versenken kann.«

»Carter—« Purer Egoismus lässt seine Worte bei mir auf taube Ohren stoßen. Er soll die Kontrolle verlieren, schließlich macht der Sog meines Toys dasselbe mit mir. »Bitte lass mich kommen.«

In diesem Moment bin ich nicht sicher, ob ich ihn oder den Womanizer um einen Orgasmus anflehe.

Carter beugt sich über mich. Automatisch wölbe ich mich ihm entgegen. Ziehen und schieben. Yin und Yan.

»Es ist so scharf, wenn du wimmerst«, keucht er gegen die seidenweiche Haut unterhalb meines Ohrläppchens und schiebt seine Hüfte mit einem harten Stoß vorwärts. Sein schweres Glied gleitet über meinen Venushügel und mir entkommt ein spitzer Schrei. Wellentürme bäumen sich am Horizont auf und Carter scheint zu spüren, dass ich unaufhaltsam auf einen heftigen Höhepunkt hinsteuere. »Stell das Bein an«, herrscht er mich an.

Und in dem Moment, als er in einer langen, fließenden Bewegung in mich hineingleitet, hebt er die Welt aus ihren Angeln. Völliger Stillstand und Armageddon. Alles in einem Moment.

Seine Augen verdunkeln sich zu nachtschwarzen Murmeln. Ich kann sehen, wie sein Trieb, mich zu überwältigen, mich in die Tischplatte zu ficken, die Oberhand erlangt.

»Komm da runter und dreh dich um.«

Die Vibration seiner Stimme greift von seinen auf meine Lippen über und er vergönnt uns einige oberflächliche Stöße, die mich aufquieken lassen, bevor er sich wieder ganz aus mir zurückzieht.

»N—Nein«, wimmere ich verzweifelt, »ich halte das n—nicht mehr aus.«

Und doch drehe ich die Saugkraft meines Toys wieder einige Stufen herunter. Das Zittern meines Körpers jagt einen Wasserschwall nach dem anderen über den Wannenrand, bis das spröde Gummiband meiner Selbstbeherrschung endgültig zerreißt.

Ich drücke schätzungsweise hundertmal auf den größten der drei Knöpfe, um die Intensität zu erhöhen.

Scheiß drauf.

An den Kniebeugen zerrt mich Carter vom Schreibtisch. Mein Kopf dreht sich, als ich herumgewirbelt und mit dem Oberkörper auf die Schreibtischplatte gedrückt werde. Hintern in die Höhe. Kühles Holz ist gegen meine heißen Wangen gepresst.

Mit seinem Knie schiebt er meine Beine auseinander. Instinkt und Trieb reißen die Kontrolle an sich.

»Wenn du wüsstest, wie geil das ist«, keucht er zwischen den Schulterblättern gegen meine Wirbelsäule, bevor er sich ohne Vorwarnung mit einem langen Stoß in mir versenkt. Ich gebe keinen Laut von mir, als sich mein Mund in einem stummen Schrei öffnet.

Carter stößt mich schneller, unkontrollierter. Heftig stöhnend steigere ich die Intensität des Toys auf die höchste Stufe, und mein Innerstes beginnt nicht nur in meiner Fantasie, sich um seinen pochenden Schaft zusammenzuziehen. Auch im echten Leben stürze ich im freien Fall in einen Strudel köstlicher Entladung.

Große und kleine Sterne flackern hinter meinen Lidern auf.

Keuchend und mit zugekniffenen Augen sinke ich weiter in die Wanne. Göttliche Erschöpfung reißt mich mit sich. Ich bin nicht einmal in der Lage, den Womanizer abzuschalten. Er rutscht mir aus der Hand, treibt an der Wasseroberfläche und summt leise vor sich hin.

Ach, du Scheiße!

Erst eine ganze Weile später normalisiert sich meine Pulsfrequenz wieder. Aus dem Dämmerlicht von vorhin ist draußen inzwischen Dunkelheit geworden. Doch der volle Mond hat seinen Scheinwerfer auf mich gerichtet.

Nein, nicht mich, sondern jenes kleine Gerät, dem ich die befriedigte Schwere meiner Glieder zu verdanken habe.

Das Wasser hat sich abgekühlt und schweren Herzens zwinge ich mich in eine sitzende Position, bevor ich mich aufraffen kann, die Wanne endgültig zu verlassen.

Ich schalte das Licht ein und greife mir zwei große Duschtücher aus dem Regal in der Ecke. Eines lasse ich zu Boden fallen, damit es die durch mich verursachte Überschwemmung aufsaugen kann. Hoffentlich bekommt der Nachbar unter mir keinen Wasserschaden.

Mit dem anderen Handtuch verwandle ich mich in einen menschlichen Burrito und trockne meine Haarspitzen.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich das Aufleuchten meines Handybildschirms, im nächsten Moment tanzt es summend über die Waschmaschine.

Nicht jetzt, sorry, keiner zu Hause.

Dabei weiß ich jetzt schon, dass ich es ohnehin nicht schaffen werde, den Anruf zu ignorieren.

Es könnte etwas passiert sein.

Oder jemand meine Hilfe brauchen.

Oder die Erde wird von einer Alien-Invasion heimgesucht.

Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis bewegt sich mein Körper auf die Waschmaschine zu und ein Teil von mir hofft, dass der Anrufer aufgeben wird.

Doch die Vibration lässt mein Handy weiter über die Waschmaschine tanzen.

Bosshole, warnt mich die Anrufanzeige und mir rutscht das Herz in die Hose.

Oh Gott!

Ich stolpere vorwärts und hebe ungläubig mein Smartphone vors Gesicht. Irgendwie fühle ich mich seltsam ertappt, als hätte Carter mich mit der Hand in der Keksdose erwischt.

Dabei kann er eigentlich nicht wissen, dass er eben die Hauptrolle in meinem ganz privaten Porno gespielt hat.

Kacke, Kacke, Kacke.

Vielleicht musste er unentwegt niesen, als ich hier seinen Namen geschrien habe und jetzt weiß er, was ich getrieben habe.

Auch, wenn das vollkommen irrational ist, ertrage ich die Spannung nicht länger und schiebe den grünen Hörer nach rechts.

»Was möchten Sie, Mister Reyes? Ich habe seit Stunden Feierabend.«

Der frostige Biss meiner Stimme hat das Badewasser vermutlich gerade mit einer Eishaut überzogen, auch wenn es darin eben noch heiß herging. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, mich so kühl anzuhören. Das polternde Organ in meiner Brust überschlägt sich beinahe.

Carter entkommt ein angestrengtes Stöhnen.

»Du musst mich nicht siezen, Melia. Wie oft denn noch?«

Melia — als hätte er jedes Recht, seinen intimen Spitznamen von früher zu benutzen.

»Nenn mich nicht so.« Rau, wie Sandpapier, raschelt meine Stimme in der Sprechmuschel. »Was willst du um diese Uhrzeit von mir?«

»Ich konnte nicht einschlafen.«

Er hört sich müde an, abgekämpft. Doch ich straffe die Schultern. Was geht mich das an?

»Das wird an den rastlosen Seelen der Menschen liegen, die du heute ins Unglück gestürzt hast.«

Ihm entkommt ein herzhaftes Lachen und ich schließe die Augen. Warum schmerzt es noch immer, den früher so vertrauten Laut zu hören.

»Wie dich, weil ich dir das Date mit Benning versaut habe?«, gibt er zurück. »Ich hatte allerdings gehofft, dass du auch ohne ihn einen schönen Abend hattest.« Sein Lächeln ist hörbar und ich reiße entsetzt die Augen auf, als die Bedeutung seiner Worte zu mir durchsickert.

Oh Gott.

Könnte Carter mein Secret Valentine sein?

1 Response

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

In Verbindung stehende Artikel