Erfahrungsbericht: eine Nacht in Berlins Fetischclubs

BDSM Club Erfahrungen

Jede Nacht Action, jede Nacht Party, jede Nacht die Qual der Wahl. Wer in der Hauptstadt etwas unternehmen will, kann sich vor Angeboten kaum retten. Ob Club, Theater, Kneipe oder Bar  – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Doch nur wenige Berliner und Touristen kennen dabei die verruchte und erotische Seite der Hauptstadt. Das Fetisch-Nachtleben Berlins ist ausgeprägter als die meisten von uns vielleicht denken. Mehr als ein Dutzend der so genannten BDSM Clubs zeigen Nacht für Nacht, wie exzessiv die Anhänger der Berliner Fetischszene feiern können.

Fetisch-Partys in Berlin: meine Erfahrungen

Nervös gehe ich auf die zwei großen, roten Metalltüren zu. Drei junge Männer in Jeans und dunklen Pullovern  werden gerade von der streng anmutenden Selekteurin des BDSM Clubs sorgfältig gemustert. Aufgrund ihrer zu unauffälligen Kleidung bitte sie die Männer freundlich, aber bestimmt zu gehen. Die Türpolitik des KitKat Clubs oder Kitty, wie es in der Szene genannt wird, gilt als sehr streng. Auffällige und freizügige Kleidung ist Voraussetzung. Der Dresscode ist laut Eigenaussage „geschlechtsbewusst“. Auch ich – in Lederrock und Korsage – und meine männliche Begleitung – in dunkler Jeans und Weste – werden von Kopf bis Fuß gemustert.

Innen angekommen, gibt es im Eingangsbereich die Möglichkeit, sich umzuziehen. Wer direkt von der Arbeit herkommt, bringt einfach seine Wechselsachen mit und zieht sich direkt vor der Kasse und Garderobe um. Der  vordere Teil des BDSM-Clubs ist, im Vergleich zum Rest, sehr hell, mit alten Holzdielen, Betten und Sofas, einem beleuchteten Pool und einer kleinen Bar ausgestattet.

In der einen Ecke beobachte ich einen älteren Mann, der, wie Gott ihn schuf,  in einem Rattan-Korbsessel sitzt und fröhlich an sich herumspielt. In der anderen Ecke unterhalten sich zwei Frauen in Netzoberteilen und Mini-Latexröcken auf einem weißen Bett und trinken Champagner. An der Bar mixen halbnackte Barkeeper Drinks, die durch Leuchtstofflampen, die überall an den Wänden angebracht sind, im Dunkeln leuchten. In allen Räumen sind mit kräftigen Neonfarben kleine, anzügliche Kunstwerke an die Wände gemalt.

Alles ist hier normal, außer dem Normalen.

Ich setze mich an die Bar, bestelle einen Gin Tonic und schaue mir das bunte Treiben aus nächster Nähe an. Auf der Tanzfläche im Hauptbereich des BDSM-Clubs feiern die unterschiedlichsten Menschen zu Trance-, House- und Elektro-Musik zusammen. Etwa 3000 Besucher kommen durchschnittlich übers Wochenende ins Kitty – von der Krankenschwester über den Manager und Rechtsanwalt bis hin zu Schwulen, Lesben, Lackfetischisten, Pornostars und Promis ist alles dabei. Nicht, um gesehen zu werden, sondern vor allem, um Spaß zu haben.
Mir fällt sofort ein nacktes, älteres Ehepaar auf, das in ihrem Tanzrausch die Hälfte der Tanzfläche für sich einnimmt. Dicht daneben haben mehrere Männer in Korsetts, High Heels, Latexkostümen und bunten String-Tangas einen Kreis um eine junge Frau gebildet. Sie trägt einen Lack-Leder-Bikini und tanzt an einer Strip-Stange. Zwischen den vielen freizügig gekleideten Partygästen blitzt plötzlich etwas auffallend Rotes hervor. Es ist ein junger Mann in einem Weihnachtsmannkostüm mit weißem Bart, Adiletten und einer Kaffeetasse in der Hand. Alles ist hier normal, außer dem Normalen. Die Identität wird in BDSM Clubs an der Garderobe gelassen.

Nachdem ich hier genug gesehen habe, gehe ich in einen Nebenraum. Dort tanzen zwei Männer in Lackkleidung neben einigen nackten Frauen und in den Sitzgruppen treibt es ein Pärchen wild. An der langen Holzbar arbeiten Kellnerinnen in freizügigen Militärkostümen. Eine große Gemeinschaftsspielwiese mit französischer Wand (Bezeichnung für eine Wand mit mehreren Löchern, in die Männer ihre Penisse stecken, um dann oral oder mit der Hand befriedigt zu werden) und Sitzecke lädt zum Videos schauen und anderen Spielereien ein. Laut dem Clubbesitzer sind oft auch einige Sadomasochisten anwesend, die es mögen, beobachtet zu werden.

Neben zahlreichen Fetischanhängern sind auch drei junge, eher unauffällig gekleidete Frauen unter den Partygästen. Die drei lassen sich von zwei älteren Herren auf ein paar Wodka-Shots einladen, flirten ein wenig mit ihnen und fangen dann plötzlich an, sie im Getümmel der Tanzfläche oral zu verwöhnen.

Im Keller des Clubs finde ich zwei kleine SM-Spielzimmer. Hier gibt es ein großes Kreuz und eine Art Liebesschaukel. „Wir wollen die klassische Trennung zwischen den ‘künstlerischen Darstellern’ und ‘dem Publikum’ aufheben. Durch seine sexuellen Aktivitäten liefert unser Publikum selbst die Show, wobei jeder einzelne selbst entscheidet, ob und inwieweit er sich in das Spektakel einbinden lassen will oder kann“, erzählt mir der Clubbesitzer.

Da sich meine anfängliche Nervosität etwas gelegt hat, entschließe ich mich, einen weiteren bekannten Fetischclub zu besuchen und mache mich auf den Weg zum „Insomnia Erotic Nightclub“. Vor dem BDSM Club angekommen, drücke ich auf eine Klingel. Die Tür öffnet sich. Ein freundlicher Mann im Anzug begutachtet auch hier unsere Outfits und bittet uns rein. Eine stilvolle Atmosphäre und angenehmes Licht bringen einen in die richtige Stimmung. Ähnlich wie im KitKat Club können sich die Gäste im Eingangsbereich neben der Kasse umziehen. Eine kurze Treppe führt hinunter zur Garderobe und eine weitere, längere Treppe hoch in den Hauptbereich des Clubs auf eine große Tanzfläche. Gleich daneben befindet sich die Bar hinter der vier große, beleuchtete Spiegel angebracht sind. Zwischen den Spiegeln stehen drei riesige, goldene Statuen. Für den kleinen Hunger zwischendurch steht am Ende der Bar ein kleiner Obstkorb, der immer wieder frisch aufgefüllt wird.

Mir springt sofort eine große Leinwand ins Auge, auf der Pornofilme gezeigt werden. Ich schaue mich weiter um. Einige Paare unterhalten sich entspannt, andere verführen sich regelrecht gegenseitig auf der Tanzfläche. Viele kleine Extra-Räume, durch dicke Vorhänge abgetrennt, sind mit Liebesschaukeln, Betten und jeder Menge Sextoys ausgestattet. Hinter dem DJ-Pult hängt ein schwerer Samtvorhang. Dahinter liegen zwei weitere Räume, die sehr stimmungsvoll hergerichtet sind. Das sogenannte „Klinikzimmer“, mit Gynäkologenstuhl und einem großem, roten Bett, wirkt auf den ersten Blick etwas abschreckend. Für die entsprechende Atmosphäre sind rote Kreuze an die Wand gemalt.

Im Sanitärbereich, in dem es einen Whirlpool und Duschen gibt, vergnügt sich gerade ein Pärchen. Sobald sie den Pool verlassen haben, säubert das Personal alles gründlich. Ob Aschenbecher, leere Gläser oder unansehnliche Flecken, die freundlichen Angestellten beseitigen alle Unstimmigkeiten schnell und diskret. Auf besonderen Wunsch gibt es neues Wasser inklusive Bedienung am Pool für rund 30 Euro.

Oben auf der Empore, zu der ebenfalls eine Treppe führt, haben nur Paare Zutritt. Ein riesiges, rot-schwarzes Himmelbett mit großen Kissen und viele kleine Betten laden die Partygäste zu gemeinsamen Spielereien ein. Neben jedem Bett steht ein Nachttisch mit Kondomen und Taschentüchern bereit. Keine fünf Minuten nachdem die Galerie geöffnet wurde, sind bereits sechs Paare auf allen fünf Betten zu Gange. Von der Tanzfläche aus habe ich einen guten Blick auf das lange Geländer auf der Empore, an dem es den ganzen Abend über tatkräftig zur Sache geht. Ich fühle mich zunächst etwas beschämt, kann aber auch irgendwie nicht wegsehen.

Unter der Woche sollten nur hartgesottene Erotikfans dem Insomnia einen Besuch abstatten.

Mir fällt auf, dass ich mich im Insomnia nach einiger Zeit wesentlich wohler fühle. Die Gäste lassen mir meinen Freiraum, wodurch insgesamt eine angenehmere Atmosphäre entsteht. Die Wahl der Outfits fällt auch hier sehr freizügig aus. Jedoch wirken sie unaufdringlicher und stilvoller – viele Korsetts, Strapse, lange schwarze Dessouskleider, dunkle Leder- und Latexanzüge sowie viele Ketten und Spitze.

Kurz bevor ich gehe, spreche ich noch mit der Clubbesitzerin Dominique. Sie erzählt mir, dass das Insomnia europaweit für seine Fetisch- und Erotikveranstaltungen bekannt ist. Unter der Woche sollten nur hartgesottene Erotikfans dem Insomnia einen Besuch abstatten – außer man möchte mal ganz neue Erfahrungen machen. Auf Fetisch-Partys wie „Rudelspiele de Luxe“ oder „Swinger’s Paradise“ kämen wohl eher die Hedonisten auf ihre Kosten. „Das Insomnia will verführen, provozieren, anregen und damit eine Lücke in der Hauptstadtszene schließen“, sagt Dominique und verabschiedet sich mit einem Augenzwinkern…

Geschrieben von
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1 Kommentar

  • Das weis ich noch sehr gut. Ich war einmal in einem Club inklusive Gynäkologiestuhl im Vorderhaus. Ich denke ich konnte nicht als Erotikfan in Clubs überzeugt werden

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