Asexualität: Was ist das eigentlich?
Unter dem Begriff asexuell könne sich viele Menschen erst einmal wenig vorstellen. Ist das jemand, der keine Lust auf Sex hat oder kann eine asexuelle Person körperlich keinen Sex haben?
Zunächst einmal beschreibt Asexualität die komplette Abwesenheit sexueller Anziehung gegenüber anderen Menschen. Das Interesse an Sex und Verlangen danach sind schlicht nicht vorhanden. Es kann trotzdem vorkommen, dass asexuelle Personen einvernehmlichen Sex aus den unterschiedlichsten Gründen haben. Auch schließt Asexualität das Verlangen nach einer langfristigen Beziehung nicht aus. Während in den meisten Kulturen Liebe und Sex stark verknüpft sind, erfolgt hier eine klare Unterscheidung.
Verschiedene Typen der Asexualität
Der Interessenverband der Asexuellen sieht eine Unterscheidung in verschiedene Typen von Asexualität. Natürlich bedeutet das aber nicht, dass die Grenzen zwischen diesen Typen fest sind und nicht auch ineinander übergehen können. Sie können sich auch mit den Jahren verändern.
- Typ A: Sind Personen, die sexuelle Triebe haben und diese beispielsweise auch zum Stressabbau durch Masturbation ausleben. Sie können sich vorstellen, dass Sex sich gut anfühlt, würden dies aber als unangenehm empfinden. Anziehung verspüren sie zu anderen Menschen nicht.
- Typ B: Sind asexuelle und romantische Personen. Sie sind interessiert an Partnerschaften und den Austausch von Zärtlichkeiten, brauchen aber keine sexuelle Interaktion. Ein möglicher Kinderwunsch kann trotzdem ein Grund sein auch einvernehmlichen Sex zu haben.
- Typ C: Beschreibt Personen die auf einer körperlichen Ebene sexuelle Triebe und beispielsweise das Bedürfnis nach Masturbation verspüren und sich nach romantischen Beziehungen sehnen. Sie haben allerdings kein Verlangen danach, mit ihrem Partner oder anderen Menschen sexuell zu interagieren. Die Unterscheidung zwischen Körperlichkeit und der Liebe zum Partner sind unterschiedliche Dinge.
- Typ D: Sind asexuelle und aromantische Personen. Sie verspüren weder einen sexuellen Trieb noch emotionale Anziehung gegenüber anderen Menschen und haben nicht das Bedürfnis, eine partnerschaftliche Beziehung zu führen. Eine enge Bindung und freundschaftliche Beziehungen sind trotzdem möglich.
Viele Asexuelle ordnen sich selbst auf einem Spektrum ein. Asexuelle benennen sich dabei als Aces und Aromantiker als Aros.
Ursachen & Beziehungsleben
Dass manche Menschen asexuell sind, ist höchstwahrscheinlich genetisch und angeboren. Hier muss man auch klar von der selbstgewählten Abstinenz abgrenzen. Hierbei entscheiden sich Menschen freiwillig dazu, keinen Sex zu haben, obwohl sie möglicherweise auch Lust auf sexuelle Interaktion haben. Die fehlende Neigung macht sich meist während der Pubertät bemerkbar, wenn sich der Hormonhaushalt stark verändert.
Asexuell zu sein ist nichts Negatives und muss nicht mit Leidensdruck verbunden sein, wenn man sich darauf einlässt, dass Intimität auf viele verschiedene Weisen ausgelebt werden kann. So gibt es komplett asexuelle Beziehungen, als auch welche, in denen nur ein Partner kein sexuelles Verlangen hat. Einen Kompromiss zu finden und dem sexuellen Partner beispielsweise den Geschlechtsverkehr mit anderen zu erlauben, ist eine von vielen Arten eine erfüllende und langfristige Beziehung zu führen.
2 Responses
Ich frage mich ob ich die ASS von meinem Vater geerbt habe. Dieser war definitiv asexuell. auch wenn er dies nicht bewußt erlebt hat.
Immerhin hat er in 2 Ehen 3 Kinder gezeugt. Seine beiden Ehen waren allerdings wenig erfolgreich und von sexueller Lustlosigkeit geprägt.
Ich habe erst im hohen Alter über das Netz erfahren daß ich auch asexuell bin. Die Gründe für meine sexuelle Abstinenz habe ich bei anders Ursachen gesucht. Mir ist inzwischen klar geworden, daß ich dafür nicht verantwortlich bin.
Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst!