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Nina Deißler im Interview
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Interview: Beziehungscoach Nina Deissler über das Single sein

6 November 2020,

von

Beziehungscoach Nina Deissler im Interview mit AMORELIE

Sie ist Autorin, Beziehungscoach und Flirtexpertin: Nina Deissler. In zahlreichen Seminaren hat sie Menschen dabei geholfen, den Blick auf sich selbst und auf die Liebe zu verändern – und ihnen so die Partnersuche erleichtert. Zum Singles‘ Day durften wir sie ausfragen und das haben wir auch getan. Wer über dieses Interview hinaus noch mehr von Nina hören möchte, sollte sich unsere neue Podcast-Folge zugutetun. Dort ist sie nämlich Gast. 

Hallo Nina! Wir freuen uns, dass wir Dich mit Fragen zum Thema “Single sein” löchern dürfen. Einer Deiner vielen Seminare trägt den Slogan “Finde die Liebe Deines Lebens”. Was genau bedeutet für Dich die “Liebe des Lebens”?

Das Seminar heißt „Mission Liebe“ – und ja, es geht dabei darum, die „Liebe des Lebens“ zu finden. Um ehrlich zu sein, ist das fast ein „kleiner Trick“ – denn mir ist schon klar, dass die meisten Menschen damit verbinden, dass sie einen wirklich tollen, passenden Partner finden.

Im Workshop geht es dann aber zunächst mal darum, den wichtigen Unterschied zwischen „Liebe“ – einem Gefühl und einer Art „Energie“, die in mir selbst spürbar ist und auch nur von und in mir selbst „produziert“ wird und „Beziehung“ – einer Situation, in der ich mit jemandem bin. Das ist sehr hilfreich, denn oft glauben wir doch, dass der oder die „Richtige“ ein Garant dafür ist, dass wir Liebe erleben und dann auch glücklich werden. 

Zu erkennen, dass es dabei zunächst nicht um eine andere Person gehen kann, ist der erste Schritt zur „Liebe des Lebens“ – nämlich herauszufinden, wie wir „in Liebe leben“ können. Das klingt jetzt (auch für mich) erst mal ziemlich kitschig und esoterisch – ist aber gar nicht so gemeint: 

Viele tägliche Gewohnheiten, die wir so haben, basieren auf Ängsten, die wir schon von klein auf lernen: 

  • Angst nicht gut genug zu sein / zu versagen
  • Angst verlassen / verstossen / abgelehnt zu werden
  • Angst nicht zu bekommen was wir uns wünschen
  • Angst vor Kontrollverlust oder Abhängigkeit / Ich-Verlust
  • Angst vor Veränderung 

Viele dieser Ängste sind im täglichen Leben oder im Beruf quasi „normal“ und sorgen oft dafür, dass wir uns besonders anstrengen oder auch dass wir „gut funktionieren“. Aber in der Liebe funktionieren Ängste nicht – denn Angst und Liebe passen nun mal ganz schlecht zusammen… Durch die Liebe möchten wir im Grunde die gegenteiligen Gefühle erfahren, die wir in der Angst haben: Vertrauen, Offenheit, Hingabe, Glückseligkeit, Wärme… doch wie soll das gehen, wenn wir uns täglich nur im Spektrum unserer Ängste bewegen? 

Viele dieser Ängste und „schlechter Gewohnheiten“ kommen auch daher, dass wir als Kinder und Jugendliche Enttäuschungen erlebt haben, die wir nicht verarbeiten konnten und uns dann heute wünschen, dass ein anderer Mensch käme und das „wieder gut macht“. Das ist meist aber eine sehr, sehr schlechte Voraussetzung für eine langlebige und liebevolle Partnerschaft. 

Deshalb geht es in diesem Workshop darum, wie wir uns mehr und mehr von Ängsten, Misstrauen und altem Schmerz lösen und zu mehr Vertrauen, Offenheit, Hingabe etc. finden. Denn genau das ist dann auch, was uns selbst im ersten Schritt ein besseres Leben beschert – und im zweiten Schritt auch sehr sexy und anziehend macht.   

Es geht also nicht darum, wie man „auf Teufel komm raus“ jemanden findet, der mit einem zusammen sein will, sondern wie man ein authentischer, attraktiver, mutigerer und glücklicher Mensch wird. 

Sprüche über die Liebe gibt es viele: “Gleich und gleich gesellt sich gern”, “Für jeden Topf gibt es einen Deckel!”, “Mach Dich rar, sei ein Star”… Was denkst Du über sie? Steckt in ihnen eine Wahrheit?

In all diesen Sprüchen steckt immer ein Körnchen Wahrheit – die Frage ist nur, wie „mechanisch“ man sich versucht danach zu richten: 

  • „Gleich und gleich gesellt sich gerne“ heisst z.B. nicht, dass man die selben Hobbys haben muss – aber ähnliche Werte, das hilft ungemein. 
  • Ich denke auch, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt – aber wenn Du kein Feuer darunter hast, ist das ja auch langweilig. Und wenn sich der Topf immer im Schrank versteckt und erwartet, dass der Deckel ihn findet, wird’s wohl nix, oder?
  • Bei „Mach Dich rar“ oder „Willst Du gelten, mach Dich selten“ geht es darum, dass wir oft nicht schätzen, was wir zu „leicht“ haben können. Es geht doch darum, dass wir eben nicht sofort alles andere absagen sollten, damit einem neuen Schwarm 24/7 zur Verfügung stehen können. Es heisst aber nicht, dass wir in jedem Fall immer drei Tage warten müssen, bis wir uns beieinander melden. Das ist totaler Quatsch. 

Letztlich sind die meisten „Datingregeln“ einfach nur Hinweise, die darauf abzielen, dass Du nicht bedürftig bist, ein eigenes Leben hast und ein interessanter Mensch bist. Ich denke, es wäre daher viel interessanter, einfach ein eigenes, interessantes Leben zu haben – und genau auf dieser Basis eben nicht bedürftig zu sein.

Auf Deiner Webseite ist von “Liebes-Blockaden“ die Rede – also Verhaltensmuster, die es erschweren, die oder den Richtigen zu finden. Was genau könnten denn diese Liebes-Blockaden sein und wie kann man sie überwinden?

Die meisten Menschen haben (mindestens) eine von 4 Liebesblockaden, die manchmal auch einander bedingen:

  1. Mangelndes Selbstvertrauen im Zusammenhang mit Liebe & Partnerschaft: Wir haben alle gelernt, das wir uns unser Selbstvertrauen und unseren Selbstwert über Leistung holen – doch das funktioniert in der Liebe nicht. Wer also immer Angst hat, er sei nicht gut genug, sollte zunächst daran arbeiten, sich selbst besser zu sehen und mehr Erfahrungen zu generieren, wo er sich entsprechendes Feedback holen kann.
  2. Mangelnde Kontaktfähigkeit: Manchmal hängt das mit dem Selbstvertrauen zusammen, manchmal ist es einfach nur mangelnde Übung. Mit Menschen in Kontakt zu kommen, auch unverbindlich und dabei locker zu bleiben, ist das A & O wenn es darum geht, jemanden kennenzulernen. Signale erkennen aber auch selbst „senden“ zu können, lockere, witzige oder charmante Gesprächseinstiege, ein Auge für den passenden Moment – all das ist kein Talent, das man eben hat oder nicht: Man kann es lernen!
  3. Blockaden in der Interaktion und Anziehung: Manche Menschen kommen zwar leicht in Kontakt, aber dann geht es einfach nicht weiter oder sie landen immer in der „Friendzone“. Oft kommt das, weil man zu vorsichtig ist, dem anderen nicht „zu nahe treten“ will oder auch aus Scham sich nicht traut, zu zeigen, dass man wirklich interessiert wäre und auch selbst einiges zu bieten hat. So plätschern dann Unterhaltungen auf der Sachebene dahin und es entstehen keine Gefühle… das lässt sich ändern! 
  4. Ein verschlossenes Herz: Ein Problem mit dem, was ich „Liebesfähigkeit“ nenne. Manchmal entsteht das z.B. durch schlechte Erfahrungen oder Enttäuschungen in vergangenen Liebesbeziehungen. Wir wünschen uns zwar Liebe und Partnerschaft, können aber keine Nähe zulassen, uns nicht einlassen und enden immer wieder enttäuscht. Auch das lässt sich zum Glück „behandeln“. 

Flirten ist häufig der erste Schritt einer Kontaktaufnahme, doch für viele sind Flirts alles andere als einfach. Welchen konkreten Tipp würdest Du absoluten Flirt-Losern geben, damit sie sich trauen?

Der Flirt ist ja ein sogenanntes „Annäherungsritual“ und muss nicht von A bis Z bei jedem Menschen durchgezogen werden. Es geht auch nicht darum, dass wir jemanden überzeugen, sondern viel eher, dass man lernt, wie man einer anderen Person ein gutes Gefühl vermittelt – vielleicht so gut, dass die/der Andere neugierig auf mich wird und dann auch einen Schritt auf mich zu macht. 

Oft kann es helfen, genau das erst mal da zu „üben“, wo die Gefahr gering ist: Lerne, wie Du anderen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zauberst – vielleicht an der Supermarktkasse, beim Bäcker oder im Restaurant. Wenn Du jemanden zum Lächeln oder Lachen bringst, macht das ja auch Dir bessere Laune – und damit wirkst Du auch direkt attraktiver auf andere. 

In meinen Kursen sind Menschen oft überrascht, dass sie häufiger angesprochen werden – einfach nur weil sie selbst netter mit anderen umgehen und dadurch attraktiver, offener und aufgeschlossener wirken. 

Laut Studien ist Berlin ein absoluter Single-Hotspot – und trotzdem fällt es vielen schwer den*die Richtige zu finden. Müsste es in Großstädten mit unzähligen Bars, Clubs und Partys nicht aber einfacher sein, die “Liebe fürs Leben” zu treffen?

Leider nein! Eine größere Auswahl heißt ja nicht, dass man besser jemanden findet, der zu einem passt – denn die große Auswahl suggeriert ja auch immer, dass es da vielleicht noch „was besseres“ gibt. Denn eine Liebesbeziehung besteht zu einem großen Teil aus einer ganz wichtigen Sache: Commitment. Also die klare Entscheidung füreinander und das „sich einlassen“. Aber letztlich gibt es im Jahre 2020 ja auch mehr Beziehungsmodelle als nur die klassische, monogame Zweierbeziehung. 

Gerade in Berlin habe ich tatsächlich oft das Gefühl, dass viele Menschen sich schwer damit tun, diesen hippen, urbanen Lifestyle mit der Sehnsucht nach einer kuscheligen, klassischen Beziehung zu vereinbaren – oder vielleicht auch einfach Angst haben, dass das Gegenüber viel zu hip und urban ist, um das auch zu wollen. Wäre ja vielleicht ein guter Anmachspruch: „Hey, hast Du Bock auf was Altmodisches mit mir?“

Es wird immer gepredigt, dass man zuerst sich selbst lieben muss, damit eine Beziehung überhaupt möglich wird. Kann nicht auch eine Beziehung genau das erreichen?

Schwierig… wenn ich mich selbst nicht liebe oder sogar ablehne oder hasse (was ich alles schon gehört habe von – neutral betrachtet – an sich tollen, intelligenten Menschen) dann wird es auf Dauer schwer sein einen anderen Menschen zu ertragen, der das nicht tut. Was muss das für ein Idiot sein, der alle meine Makel nicht sehen will oder sogar toll findet? 

Oder ich finde jemanden, der mich so wenig wertschätzt wie ich mich – und lasse mir das gefallen, weil ich das wenigstens kenne – und irgendwann beende ich die Beziehung, weil ich nie bekomme, was ich mir wünsche oder mein Partner mich sogar betrogen hat. 

Ein bisschen Selbstliebe würde also vermutlich nicht schaden – ist aber auch nur die „halbe Miete“: Man muss die anderen schon auch mögen, wenn es was werden soll. 

Denkst Du, dass Langzeit-Singles etwas verbindet? Gibt es etwas, das sie “falsch” oder anders machen als andere?

Viele Menschen, die „Langzeit-Singles“ sind, haben ihren Fokus auf anderen Dingen als auf einer Partnerschaft: Viele sind beruflich sehr engagiert, dazu oft noch in der Freizeit (z.B. in einem Verein oder einem Ehrenamt), viele haben gute, aktive Freundeskreise – und demnach keinen Fokus auf das Thema Partnerschaft. Manche allerdings sind auch einfach sehr ängstlich (können z.B. keine Nähe zulassen), sind schambehaftet (sprich: sie versinken im Erdboden, wenn ihnen jemand gefällt) oder haben Ansprüche, denen sie selbst nicht  gerecht werden können. 

Letztlich ist jede Lebenssituation so individuell wie der Mensch selbst. Deshalb bieten meine Coaches und ich immer erst mal ein kostenloses Vorgespräch an, um herauszufinden, ob und wie wir helfen könnten. 

Würdest Du lesbischen oder schwulen Menschen andere Dating-Tipps geben als heterosexuellen?

Das kann ich schwer beurteilen – ich war noch nie schwul oder lesbisch. Ich kann mir vorstellen, dass 75 – 80 % der „Tipps“, die ich gebe für jeden Menschen mit jeder sexuellen Orientierung hilfreich sind. Aber ich sage immer dazu, dass ich mich an heterosexuelle Menschen wende, weil es bei der gleichgeschlechtlichen Liebe vermutlich Dynamiken und „Regeln“ gibt, von denen ich einfach nichts verstehe. 

Hast Du ein paar generelle Tipps für alle unglücklichen Singles auf Partnersuche da draußen.

Der erste Tipp an einen tatsächlich unglücklichen Single wäre: Ein Partner wird Dich nicht glücklich machen! Wenn Du denkst, Du bist unglücklich, weil Du keinen Partner hast – nein, es ist umgekehrt: Du hast möglicherweise auch deshalb keinen Partner, weil Du unglücklich bist. 

Und generell: Fokussiere Dich nicht darauf, dass Du unbedingt jemanden finden musst, der „JA“ zu Dir sagt, sondern sag erst mal selbst ja zu Dir und versuche mehr Spaß zu haben und Deine soziale Kontakte zu vermehren und zu stärken. Sei auch nett zu Leuten, die nicht Deine Zielgruppe sind, bring Menschen zum Lächeln oder Lachen und finde gute Gründe, warum man Dich kennenlernen sollte. Probiere neue Gewohnheiten aus: Mal einen anderen Weg zur Arbeit, einen Schnupperkurs für ein neues Hobby, mal ein paar Kollegen oder Freunde zum Essen einladen… Oder mach einfach mal den kostenlosen Test auf ninadeissler.de, der Dir zeigt, wo Du gezielt etwas verbessern kannst. 

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