Was ist ein Junggesellinnenabschied?
Strip-Clubs, Mädels mit Bauchladen, die Küsschen verkaufen und Männer mit „Game over“-Shirts – so kennen wir einen ausschweifenden Junggesellen- oder Junggesellinnenabschied. Aber was genau feiern wir da eigentlich und woher stammt dieser Brauch überhaupt?
Der Junggesellenabschied bzw. Junggesellinnenabschied (kurz: JGA) ist ein uralter Hochzeitsritus, bei dem Braut und Bräutigam unabhängig voneinander vor der Hochzeit mit ihren Freunden feiern – klassischerweise getrennt nach Geschlecht. Hierbei handelt es sich um einen Brauch, der bis in die griechische Antike zurückreicht. Schon damals verabschiedeten Freunde und männliche Verwandte den Heiratswilligen aus dem Junggesellendasein mit einem „letzten Abend in Freiheit“. Den Junggesellinnenabschied gab es ursprünglich nicht. Traditionell war es mal wieder nur den Herren der Schöpfung vergönnt, vor der Hochzeit eine Feier abzuhalten. Der Junggesellinnenabschied verbreitete sich erst in der modernen Zeit mit der Emanzipation der Frau.
JGAs werden heute – in der Regel weniger Wochen vor der Hochzeit und organisiert von den Trauzeugen – fast überall auf der Welt gefeiert. In Großbritannien, Irland und Australien kennt man die weibliche Variante als Hen Night („Hennenabend“). In den USA wird der Brauch Bachelor Party bzw. Bachelorette Party genannt. Den „Herrenabend“ kennt man im englischsprachigen Raum auch als Stag Party. In Kanada ist das weibliche Gegenstück, die Stagette Party, bekannt.
Junggesellenabschied vs. Polterabend
Seit dem 19. Jahrhundert wird im deutschsprachigen Raum der Polterabend vor der Hochzeit zelebriert. Hier feiern alle Freunde und die Familie gemeinsam. Es wird nicht nach Geschlechtern getrennt. Man wünscht dem Brautpaar vor der Heirat durch das Zerbrechen von Porzellan – im Sinne von „Scherben bringen Glück“ – gutes Gelingen für die Ehe. Das Brautpaar muss den Scherbenhaufen anschließend gemeinsam entsorgen. Traditionell wird am Vorabend der kirchlichen oder standesamtlichen Trauung gefeiert. Zu einem Polterabend wird klassischerweise nicht geladen, die Gäste kommen einfach vorbei.
Ein Polterabend ist ein guter Weg, die Hochzeit kleinzuhalten (aus finanziellen oder Platzgründen), aber dennoch einmal mit allen Bekannten, Nachbarn, Freunden und Kollegen im ungezwungenen Rahmen zu feiern. Hierzulande läuft der Junggesellenabschied für Frauen und Männer dem alteingesessenen Polterabend den Rang ab. Wer Lust, Zeit und die nötigen Mittel hat, kann natürlich auch beides machen.
Junggesellinnenabschied vs. Bridal Shower
Neben dem klassischen Junggesellinenabschied existiert auch eine Bridal Shower, zu Deutsch Brautparty. Die Brautparty bezeichnet eine Art Junggesellinnenabschied light, einen gemütlichen Nachmittag mit Freundinnen statt einer ausschweifenden Party. Es geht nicht darum, den „letzten Tag in Freiheit“ zu genießen. Die Bridal Shower dient dazu, die zukünftige Braut in privater Runde zu feiern. Dieser Brauch ist ideal für Bräute, die den Junggesellinnenabschied ruhig angehen lassen wollen. Oftmals entscheiden sich Freunde und Familie für diese Variante des Feierns, wenn die Braut schwanger ist.
Die Bridal Shower wird – wie der Junggesellinnenabschied – von der Trauzeugin oder den Brautjungfern organisiert. Sowohl bei der Brautparty als auch beim JGA kann die Braut in die Pläne eingeweiht werden, muss aber nicht. Die meisten bevorzugen eine Überraschungsparty. Gäste können die besten Freundinnen, Schwestern, Cousinen, Tanten und Brautmutter sowie Schwiegermutter in spe sein.
Ideen für die Brautparty
Für einen Junggesellinnenabschied geht es oft raus in Bars, Clubs oder sogar auf einen Wochenendtrip. Eine Brautparty hingegen findet zumeist bei der Braut, ihren Eltern oder der Trauzeugin zuhause oder im Garten statt. Wichtig für beide Varianten: Die Braut sollte weder bei den Vorbereitungen noch beim Aufräumen helfen (müssen).
Beliebte Arten einer Bridal Shower sind eine Pyjamaparty, ein Mädelsabend mit Liebesfilmen und einem Beauty-Programm oder aber ein Picknick im Grünen – süße Hochzeitsdeko inklusive. Sehr typisch sind süße Naschereien wie Cupcakes und Muffins als Verpflegung, aber auch deftige Häppchen und natürlich Prosecco.
Oft werden der Braut kleine Geschenke gemacht. Nichts Teures, sondern Ideelles wie ein gerahmtes Gruppenfoto, ein Album mit besten Wünschen der Freundinnen oder ein Glücksbringer für die Trauung. Auch Spiele sind gern gesehen sowie eine „Beratungsrunde“, bei der sich die Braut von ihren Freundinnen über noch offene Fragen Rat einholen kann. Wer möchte, kann auf seiner Bridal Shower auch sein Hochzeitskleid präsentieren.
Tipps für den perfekten Junggesellinnenabschied
1. Save the Date: Der richtige Zeitpunkt
Setzt den Junggesellinnenabschied etwa 2 bis 6 Wochen vor der Heirat an. Wesentlich früher sollte nicht gefeiert werden, da die Braut dann noch zu viele Sachen zu erledigen und damit nicht den Kopf frei hat. Die Dinge, die das meiste Kopfzerbrechen bereiten – wie Gästeliste, Location, Hochzeitskleid etc. – sind etwa einen Monat vor der Hochzeit aber geregelt. Der JGA sollte auch nicht zu knapp vor der Hochzeit stattfinden, schließlich solltet Ihr der Braut noch Zeit zum Erholen gönnen. Das Datum für den JGA darf nicht zu kurzfristig festgelegt werden, da es sonst zu Terminschwierigkeiten und einigen Absagen kommen kann. Lieber schon weit im Voraus planen!
2. Alles für die Braut
Das Wichtigste bei der Planung eines Junggesellinnenabschieds ist die Berücksichtigung der Persönlichkeit der Braut. Fragt Euch immer wieder: „Würde ihr das gefallen?“, „Ist das nach ihrem Geschmack?“ oder „Fühlt sie sich dabei wohl?“. Die Trauzeugin, traditionell die Veranstalterin des JGA, ist eine Person, die die Braut gut kennen und daher einschätzen können sollte, was passend ist und was nicht. Plant keinen Fallschirmsprung, wenn sie Höhenangst hat, bestellt keinen Stripper, wenn ihr das unangenehm sein könnte und veranstaltet keine Spielchen und Aufgaben, die peinlich für sie sein könnten. Die Braut soll sich amüsieren und nicht beschämt werden!
3. Top secret oder Karten auf den Tisch?
Wie viel die Braut vor ihrem Junggesellinnenabschied erfahren sollte, hängt von der jeweiligen Unternehmung ab. Plant Ihr einen gemütlichen Abend in kleiner Runde, kann alles geheim bleiben. Hier ist auch zu überlegen, ob überhaupt das Datum mitgeteilt oder sie gänzlich überrascht wird. Eine Absprache mit dem Bräutigam ist dennoch ratsam. Wichtig auch hier: Bedenkt den Charakter der Braut! Ist sie spontan und mag Überfälle dieser Art oder ist sie lieber über alles informiert? Plant Ihr größere Ausflüge (evtl. sogar über ein Wochenende) oder ein schickes Event, sollte sie – zumindest grob – eingeweiht werden.
Bachelorette Party – Ideen für alle Fälle
Für Traditionsbewusste
Käuferjagd in der Stadt für partylustige Bräute, sich gern verkleiden und eine Menge Spaß verstehen: Die Braut muss die Produkte in ihrem Bauchladen verkaufen. Das Geld wird später beim Feiern auf den Kopf gehauen. Außerdem muss sie Aufgaben lösen (Bsp: Nummern von Singles sammeln). Must-Haves: Einheitlich bedruckte T-Shirts, ein Schleier, Diadem oder Schärpe für die Braut sowie ein Bauchladen mit Utensilien
Für die Carrie-Bradshaw-Clique
Mädelsabende à la Sex and the City kommen nie aus der Mode. Es macht einfach Freude bei feinen Cocktails über Beziehungen zu reden und sich über das Sexleben auszutauschen. Warum nicht also genau das mit dem JGA verbinden und ihn zu einer Toyparty machen? Toypartys zum Junggesellinnenabschied sind wahnsinnig angesagt und aufregend-erotisch.
Bei einer Freundin der Braut oder der Braut selbst ausgerichtet, zeigt Euch eine speziell geschulte Toyparty-Beraterin die gefragtesten Erotikartikel aus ihrem Goodie-Koffer. Während der Sekt sprudelt und bei ausgelassener Stimmung erklärt die Sexpertin, welches Toy am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt und beantwortet alle Eure Fragen. Auch die, die ihr Euch bisher vielleicht nicht getraut habt zu fragen. Auf diesen JGA wären Carrie & Co. sicher neidisch. Und die Braut? Sie verbringt mit ihren Mädels einen unvergesslichen Abend und kann super vorbereitet ihre Flitterwochen antreten.
Junggesellinnenabschied für Sportliche
Was tun? Ausflug in einen Hochseilgarten oder Kletterwald machen, eine Radtour unternehmen oder bouldern gehen. Beim Bubble Ball oder Lasertag wiederum kann dem Spieltrieb freien Lauf gelassen werden. Achtung: Tollpatsche sollten lieber auf ein ruhigeres Programm umsteigen, nicht dass am Ende noch zum Altar gehumpelt werden muss….
Junggesellinnenabschied für Entspannte
Überrascht die Braut mit einem wohltuenden Wellness-Tag mit tollem Essen und hohem Wohlfühlfaktor, bei dem sie richtig abschalten kann! Morgens: Entführung zum Brunchen, danach ab ins Spa (Anwendungen vorher buchen!). Abends: Häppchen, Sekt und ein mobiler Friseur zu Hause. Aufgehübscht geht es ins Restaurant. Danach: Cocktail-Time!
Junggesellinnenabschied für Fashionistas
Wenn die Bride to be nicht schon die Nase gestrichen voll hat vom Beauty-Rummel, sind tolle Ideen für einen Junggesellinnenabschied alles rund ums Thema Mode. Wie wäre es mit einem professionellen Fotoshooting für alle? Zu beachten: Los geht es ab 99 Euro. Bedenkt, dass häufig noch pro Abzug bezahlt werden muss. Denkt auch unbedingt an die digitale Version der Bilder und an ein paar lustige Accessoires!
Für Partylöwinnen
- Mietet eine Limousine, dreht die Musik auf und lasst die Korken knallen
- Besucht einen Stripclub oder eine Stripshow
- Freiwillige vor: Auf zum Karaoke!
- Auf zur Reeperbahn – ein Mekka für Bachelorette Partys
- Besucht gemeinsam ein Konzert
Für Neugierige
- Tanzt gemeinsam an der Stange beim Pole-Dance-Unterricht
- Lasst Euch in einem Escape Room einschließen und löst gemeinsam spannende Rätsel
- Poliert Eure Verführungskünste auf mit einem Burlesque-Kurs
Ideen für den kleinen Geldbeutel
Keine Sorge, auch mit einem schmalen Budget lässt sich ein unvergesslicher Junggesellinnenabend organisieren. Veranstaltet ein großes Picknick im Park, zu dem jede etwas Leckeres mitbringt – mehr als gutes Wetter, ein paar große Decken und ein paar Flaschen Sekt braucht es dazu nicht. Weitere Ideen für Junggesellinnenabschiede mit wenig Geld:
- Geht gemeinsam auf Wanderschaft! Lauft um einen nahegelegenen See oder durch einen Wald, packt bequeme Schuhe, ein paar Flaschen Sekt und Mückenschutz ein – los geht’s!
- Eine Mottoparty zu einem Thema, das die Braut liebt (Tiere, TV-Serie, Farben, Kulinarisches etc.) – mehr als ein paar (selbstgebastelte) Kostüme und einen Ort zum Feiern braucht es nicht.
- Mädelsabend: Liebesfilme, Beauty-Programm, Eiscreme und Sekt – nach Belieben kann Pizza und/oder ein Stripper ins Haus bestellt werden.
- Selbst ist die Frau – schmeißt den Grill an und veranstaltet ein deftiges BBQ.
- Geht auf eine Reise in die Vergangenheit und schwelgt in Erinnerungen. Macht einen Gruppenausflug zu einem wichtigen Ort aus dem Leben der Braut – die alte Schule, der Uni-Campus oder in ihre Heimatstadt. Tipp: Alte Fotos bereithalten!
Ideen ohne Alkohol
- Schwindel statt Schwipps: Auf in den Freizeitpark und rein in die Achterbahn!
- Guten Appetit statt Prost: Bucht einen Kochkurs und bereitet in entspannter und lustiger Runde ein leckeres Menü zu und schlemmt später nach Herzenslust
- Süßschnabel statt Schnapsdrossel: Belegt gemeinsam einen Pralinen- oder Cupcake-Backkurs
- Trällern statt Lallen: Nehmt gemeinsam in einem Tonstudio einen Song auf
Ideen für ein ganzes Wochenende
Manchmal ist ein einziger Abend einfach nicht genug. Wenn Ihr etwas Zeit und das nötige Kleingeld für einen gemeinsamen Kurzurlaub habt, stehen Euch viele Türen für ein gelungenes „letztes Wochenende in Freiheit“ mit der Braut offen. Beliebt ist Sightseeing in Metropolen wie Amsterdam, Barcelona, Prag oder London, ebenso wie ein Partymarathon auf Mallorca oder Ibiza. Etwas mehr Idylle findet Ihr in einer Berghütte in den Alpen oder einem Ferienhaus an der Ostsee. Zusätzlich könnt Ihr ein Sport-, Shopping- oder Beauty-Programm planen.