INKITT x AMORELIE Schreibwettbewerb: Erotische Geschichte “Ein einziges Mal”

Entdecke die fesselnden Ergebnisse einer einzigartigen Zusammenarbeit! Im Rahmen des Schreibwettbewerbs von INKITT und AMORELIE veröffentlichen wir herausragende Geschichten exklusiv im AMOREmag.

Gewinnergeschichte: Ein einziges Mal

von Anna Valentin

INKITT x AMORELIE Schreibwettbewerb: Gewinnergeschichte
(Bild: Colin Lloyd/ Unsplash)

1 ⋇ Julia

Ich brauche Antworten.

Cas geht mir seit unserem Wiedersehen konsequent aus dem Weg, aber heute mogle ich mich in sein Team und gehe mit auf Patrouille. Wir werden die ganze Nacht zusammen verbringen. Diesmal entkommt er mir nicht.

In schwarzer Cargohose und schwarzem Shirt, beides heimlich aus dem Ausrüstungsraum beschafft, schleiche ich den Gang entlang. Meine Finger umklammern die Gesichtsmaske.

Dieses alte Fabrikgebäude ist das Hauptquartier seiner Gang, in dem Cas und einige andere sogar wohnen, doch ich weiß nicht, was hier vor sich geht. Legal ist es sicher nicht, selbst wenn seine Leute jede Nacht in diesem heruntergekommenen Viertel, in das sich die Polizei nicht mehr traut, für Sicherheit sorgen.

Plötzlich bohrt sich etwas in meinen Rücken, brennt wie ein heißer Laserstrahl auf meiner Haut. Ich erstarre. Mit jeder Faser spüre ich seine Gegenwart.

»Was soll das werden, Julia?«

In Zeitlupe drehe ich mich um. Zum ersten Mal seit fünf Jahren bin ich mit ihm allein, und als mir das bewusst wird, kochen lange unterdrückter Schmerz und Zorn in mir hoch, beschleunigen meinen Atem und lassen mein Herz gegen meine Brust hämmern.

Mit der Energie der Wut, die in mir aufflackert, könnte man die ganze Stadt beleuchten. Sie brennt durch meine Adern, doch bevor sie explodieren kann, kühlt ein Hauch von Angst sie wieder ab. Ein Teil von mir fürchtet sich inzwischen vor meiner großen Jugendliebe. Cas ist nicht mehr derselbe.

Er steht mitten im spärlich beleuchteten Flur, die muskulösen, tätowierten Arme vor der breiten Brust verschränkt. Mit seinen strengen, kantigen Gesichtszügen, all den bösen Tattoos und demselben schwarzen Outfit, das auch ich trage, sieht er aus wie ein dunkler Krieger. Wie die Personifikation des Gefährlichen.

Ich räuspere mich und recke herausfordernd das Kinn. »Ich komme heute mit.«

Kurz zucken seine Mundwinkel, dann zieht er eine Augenbraue hoch. »Du kannst nicht mit, Julia.«

Der Zorn in mir flammt wieder auf, doch gleichzeitig durchströmt mich ein berauschendes Hochgefühl. Seine Aufmerksamkeit zu haben und mit ihm allein zu sein, ist alles, was ich erreichen wollte. Diese Chance werde ich nutzen.

»Warum bist du einfach aus meinem Leben verschwunden, Cas? Warum hast du mich plötzlich geghostet? Als hätte ich dir nie etwas bedeutet!«

Nach einem lebensverändernden Kuss und Berührungen, die mich für alle Männer, die nach ihm kamen, verdorben haben. Nie wieder habe ich so etwas empfunden.

Die unbeteiligte Maske auf seinem Gesicht verrutscht keine Sekunde, doch mir entgeht nicht, dass sich seine Brust unter dem engen Shirt nun schneller hebt und senkt.

»Warum zum Teufel bist du hier, nachdem ich so etwas getan habe? Wieso hast du eine Wohnung in einem Viertel, in das du nicht gehörst und nicht ansatzweise passt, Julia?« So sehr er sich bemüht, die versteckte Wut in seinen Worten kann er nicht unterdrücken.

»Glaubst du, ich bin deinetwegen hier? Du überschätzt dich. Mein Vater hat sich verspekuliert, wir sind nicht mehr reich. Ich bin jetzt eine arme Studentin«, antworte ich schnippisch.

Doch ich schlucke schwer, als mir plötzlich ein beängstigender Gedanke durch den Kopf schießt. Was, wenn das wirklich der Grund war? Was, wenn mein Unterbewusstsein mich hergelockt hat, nur um in seiner Nähe zu sein? Ich konnte nicht wissen, dass er noch hier lebt. Aber ich konnte es ahnen.

Diesem Gedanken darf ich keinen Raum geben.

»Warum kann ich nicht mit?«

Er richtet sich auf und kommt auf mich zu. Langsam. Wie ein Jäger auf seine Beute. Unsicher weiche ich einen Schritt zurück. Dann noch einen. Allein durch seine körperliche Präsenz drängt er mich immer weiter zurück. Schritt für Schritt.

»Zu gefährlich.«

Er treibt mich durch eine Zimmertür, ohne mich zu berühren.

»Aber ihr habt auch Frauen dabei.«

»Die seit Jahren dafür trainieren. Keine Balletttänzerinnen mit Klavierspielerhänden.«

»Ich habe einen Selbstverteidigungskurs gemacht.«

Er zieht nur süffisant eine Augenbraue hoch. »Muss ich dich daran erinnern, dass wir dich am Freitag gerettet haben? Und dass diese Sache richtig schlimm hätte enden können? Du hattest keine Chance gegen den Typen.«

Ich seufze leise. Wir beide wissen, dass ich seinem Argument nichts entgegenzusetzen habe. »Und jetzt? Wohin bringst du mich?«

»Ich fessle dich an mein Bett, bis wir wieder hier sind.«

2 ⋇ Julia

Mein Mund öffnet sich zu einer schnippischen Antwort, doch die Worte ersterben auf meinen Lippen, als ich in seine Augen sehe. Ungewöhnliche Augen, die ich nie vergessen habe. Winzige Sprenkel von Goldstaub in einem dunklen See.

Sein ernster Blick zeigt mir, dass das kein Scherz war. Gleichzeitig durchströmt mich eine heiße Welle der Erregung, die die Wut fortspült und Platz macht für die tiefe Sehnsucht, die ich noch immer nach ihm empfinde.

Gefesselt zu werden ist eine meiner geheimen, nie ausgelebten Fantasien. Im Moment sieht es allerdings nicht danach aus, als würde er diese mit mir zum Leben erwecken wollen. Er will mich wirklich nur fesseln, damit ich nicht mitkommen kann.

Beim nächsten Schritt stoße ich mit den Kniekehlen gegen einen weichen Gegenstand. Ein Blick über die Schulter verrät mir, dass es sich um ein Kingsize-Boxspringbett handelt, das fast den ganzen Raum einnimmt. Allerdings ist es nicht, wie ich vielleicht klischeehaft vermutet hätte, mit schwarzer Satinbettwäsche bezogen, sondern mit einer bunten Steppdecke.

»Das ist Freiheitsberaubung, Cas«, belehrt ihn die gesetzestreue Jurastudentin in mir.

»Nicht, wenn ich mich niemals erwischen lasse.«

»Doch. Der Tatbestand ist erfüllt, ob du erwischt wirst oder nicht.« Ich ziehe scharf die Luft ein, um sie dann resigniert wieder auszustoßen. »Allerdings kannst du tatsächlich nur bestraft werden, wenn man dich fasst.«

Ein seltenes Lachen löst sich aus seiner Brust. Es ist wie Magie. Sein Lachen macht ihn noch schöner, als er ohnehin schon ist. Es ist tiefer und männlicher als früher, und dennoch hat es einen unverwechselbaren Klang, auf den etwas in mir anspricht.

Es haut mich buchstäblich aus den Socken, denn ohne zu wissen, wie es passiert ist, sitze ich plötzlich auf seinem Bett.

Cas beugt sich vor und stützt sich mit den Händen neben meinen Hüften ab. Sein Gesicht schwebt direkt vor meinem, unglaublich nah. Ich weiß nicht, ob es sein Duschgel, sein Aftershave oder einfach er selbst ist, aber oh Gott, er duftet phänomenal.

Mein Puls beschleunigt sich, um meinem davon galoppierenden Atem hinterherzujagen. Mein Blick gleitet über sein dichtes, dunkelbraunes Haar, die gerade Nase, das kräftige Kinn und die ausgeprägten Wangen. Eine helle Narbe durchzieht seine rechte Augenbraue. Ein kleiner Makel im Gesamtkunstwerk, der ihn nur noch attraktiver macht. Und seine Lippen … Voll und weich geschwungen, im Gegensatz zu den kantigen Zügen seines Gesichts.

»Oder ziehst du Tians Folterkeller vor?«, raunt er mit tiefer Stimme.

»Folter…keller?« Ich blinzle mehrmals. Ein Schauer rinnt mir über den Rücken, aber ich kann nicht einmal sagen, ob es einer von der unheimlichen oder der angenehmen Sorte ist.

Er richtet sich auf, nur um mich im nächsten Moment an der Taille zu packen und aufs Bett zu werfen.

»Keine Angst, auf die ganz harten Sache stehe ich nicht.« Er grinst schief und ist plötzlich über mir. »Es sei denn, du bestehst darauf.«

Ich weiß, dass er nur scherzt. Dass er nur mit mir spielt. Und plötzlich wünschte ich, es wäre nicht so. Sein muskulöser Körper, der über mir thront, entspricht so sehr den vielen Träumen, die ich von ihm hatte, dass ich mir sehnlichst wünsche, er würde mehr mit mir anstellen, als mich nur an sein Bett zu ketten.

Er hantiert an etwas über meinem Kopf herum. Ich sehe nach und entdecke schwarz gepolsterte Handschellen, die dort befestigt sind. Anscheinend haben wir ähnliche Fantasien, wobei er seine offenbar längst in die Tat umsetzt.

»Das ist Freiheits…«

»…beraubung, ich weiß. Hast du mir schon erklärt. Dann füge das doch meiner langen Liste von Straftaten hinzu. Du kannst mich ja anzeigen, sobald ich dich wieder laufen lasse. Nur noch eine Sache.«

»Was?«, zwinge ich über meine bebenden Lippen. Er ist so überwältigend nah, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann.

»Es ist keine Freiheitsberaubung, wenn du dich von mir fesseln lassen willst.« Der Klang seiner Stimme vibriert durch meine Adern und verursacht ein prickelndes Summen in meinem Körper.

Irgendeinen verdorbenen Punkt in mir reizt es unwiderstehlich, ihm so ausgeliefert zu sein. Mit einem provozierenden Lächeln nehme ich die Arme über den Kopf, so dass er mir die Fesseln nur noch um die Handgelenke legen muss.

»Unter einer Bedingung. Du bleibst heute Nacht bei mir.«

Überrascht weiten sich seine Augen und verdunkeln sich, als würde sich eine Wolke vor die Sonne schieben. Seine Pupillen sind groß und verschlucken fast das Braun seiner Iris. Auf einmal ist es sein Atem, der schneller geht als meiner. Ohne ein Wort beugt er sich vor, greift nach meinen Händen und gleich darauf rasten die Fesseln mit einem leisen Klicken ein.

Plötzlich sind da heiße Fingerspitzen, die über meine Haut streichen. Ist da unruhiger, schwerer Atem, der sich mit meinem vermischt. Sind da Lippen, die die meinen streifen. Die mich locken. Rufen. Verführen.

All die feinen Härchen in meinem Nacken richten sich auf. Mein Körper kribbelt, als würde eine Horde Ameisen auf ihm Cha-Cha-Cha tanzen.

Seine Hände erkunden mich, doch statt zu meinen Brüsten zu wandern, die sich so sehr nach seiner Berührung sehnen, streichen sie über meine Schultern, meine Arme.

Er berührt mich so zart, dass eine feine Gänsehaut meinen Körper emporkriecht und mich erschauern lässt. So federleicht, dass es sich anfühlt, als würden mich Sonnenstrahlen küssen. Sein Blick folgt seinen Fingern, konzentriert und abwesend. Alles ist völlig unschuldig und ich wünsche mir sehnlichst, Cas würde weitaus mehr tun. Doch es sieht nicht so aus, als hätte er das vor.

Herausfordernd bäume ich mich ihm entgegen, dränge meinen Körper gegen seinen, will die Lücke schließen.

»Halt still. Du bringst mich um, Julia.« Seine Stimme, rau und leise, formt meinen Namen mit drängendem Verlangen, mit glühender Perfektion. Und mit einem Hauch von Verzweiflung.

Ich spüre die Anspannung in seinem Körper. Die Anstrengung, die es ihn kostet, mir zu widerstehen. Doch es ist mir egal, was zwischen uns steht.

Ich will ihn. Ich habe ihn immer gewollt.

Er ist so nah und doch so unerreichbar wie in den letzten fünf Jahren. Ich sehne mich wie verrückt nach ihm. Mein ganzer Körper steht unter Strom. Kribbelndem, pulsierendem Strom, der unbedingt abgeleitet werden muss. Sonst verglühe ich.

3 ⋇ Cas

Das hier war eine beschissene Idee!

Julia so an mein Bett gefesselt zu sehen, macht mich wahnsinnig. Sie ist komplett angezogen, trotzdem erregt sie mich mehr als alle Frauen, die splitternackt auf diese Weise vor mir lagen. Ihr sehnsüchtiger Blick gleitet an meinem Körper entlang und bleibt an der unübersehbaren Beule hängen, die sich längst in meinem Schritt gebildet hat.

Ich hatte keine Ahnung, dass es mich so scharf machen kann, mit den Fingerspitzen über einen Arm zu streichen. Während ich das tue, schnappt sie nach Luft. Sie erschauert und unter meinen Händen bildet sich eine feine Gänsehaut. Dass sie schon auf diese harmlosen Berührungen so intensiv reagiert, macht Lust auf mehr. Sie zieht ihre Unterlippe zwischen die Zähne und die Vorstellung, wie sie ihn zwischen die Lippen nimmt und daran saugt, lässt mich schwer schlucken und den knappen Platz in meiner Hose noch weiter zusammenschrumpfen.

Wie sehr ich diese Frau will! Sie erweckt seltsame Urinstinkte in mir zum Leben. Ich komme mir vor wie ein verdammter Neandertaler, der sie in seine Höhle schleppen und für immer für sich allein behalten will.

Aber nicht nur für den Sex. Ich will ihre Stimme und ihr Lachen hören, ihre blauen Augen leuchten sehen, ihre Berührungen auf meiner Haut spüren.

Der Plan war, auf keinen Fall etwas mit ihr anzufangen! Wann genau habe ich es geschafft, mir einzureden, dass das funktionieren könnte? Dieser hirnrissige Vorsatz war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Ich habe bei vielen Frauen Ablenkung gesucht. Keine kam jemals an sie heran. Sie war immer der Maßstab.

Wie magnetisch angezogen beuge mich vor und ihr unglaublicher Duft umhüllt mich. Sie trägt keines dieser schweren, aufdringlichen Parfums, die alles andere überdecken und nach denen die Frauen riechen, mit denen ich sonst zu tun habe. Sie duftet frisch und natürlich, erinnert mich an Sommer und Meer.

Mein Mund berührt die zarte, warme Haut ihres Halses. Ich spüre ihren rasenden Puls unter meinen Lippen, lecke darüber und dann sauge ich. Ich sauge mich an ihr fest, als hinge mein Leben davon ab. Ihr leises Stöhnen ist das Schärfste, was ich je gehört habe, und macht mich nur noch heißer. Ich weiß, dass sie dort morgen einen tiefblauen Fleck haben wird.

Doch der Höhlenmensch in mir liebt es, sichtbare Spuren auf ihrem Körper zu hinterlassen. Als wollte ich allen demonstrieren, dass sie nur zu mir gehört.

Dieser Gedanke lässt mich zusammenzucken, als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Finster sehe ich auf sie hinab.

»Was tust du hier, Julia? Du und ich, wir leben in verschiedenen Welten. Wenn deine Mutter nicht so einen Wohltätigkeitsfimmel hätte, wären wir uns nie begegnet. Dass ich dich in Ruhe gelassen habe, war das Beste, was dir passieren konnte. Und plötzlich bist du mitten in meinem Leben. Siehst aus, als würdest du zu uns gehören. Zu mir. Das … hättest du nicht tun sollen.«

Ihre großen blauen Unschuldsaugen sehen mich an. »Warum hast du mich dann hierhergebracht, Cas? Zu dir?«

»Dein Ernst? Du wohnst in einer beschissenen Bruchbude im übelsten Viertel der Stadt! Das ist verdammt gefährlich. Ich besorge dir eine anständige Wohnung, und dann trennen sich unsere Wege wieder.«

Wir starren uns an. In ihren Augen lodert dieselbe Lust, die auch in mir so verheerend wütet.

»Lass uns nicht jetzt darüber reden, Cas. Ich will dich. So sehr! Nur ein einziges Mal. Und ich will, dass du bestimmst. Halt dich nicht zurück. Heute gehöre ich dir.«

Scharf ziehe ich die Luft ein. Sagt sie das wirklich? Sie macht mich härter, als ich je in meinem Leben war.

Ich bin wehrlos gegen sie. Ihre vollen Lippen, das dunkle Haar, das sich wie Seide über mein Kissen ergießt, die Sehnsucht in ihren Augen und dann diese Worte. Sie liegt unter mir wie eine Königin, die sich ihrer Macht nicht bewusst ist. Ihr Vertrauen in mich geht viel tiefer, als ich es für möglich hielt.

Aber ich verdiene ihr Vertrauen nicht. Sie wird mir nicht vorwerfen, dass ich ihr Verlangen und ihre Leidenschaft ausnutze, aber ich mir selbst.

»Ist dir klar, dass du mit diesen Worten meine dunkelste Seite weckst?«

In ihren Augen lese ich ein begeistertes Funkeln, dem ich nichts entgegenzusetzen habe.

»Wer will schon den goldenen Prinzen, wenn er den dunklen Schurken haben kann?«

Mein Atem geht schwer. Sie will mich spüren. Hier. Jetzt. Die Versuchung ist gigantisch.

Vielleicht sollte ich es einfach als ein Geschenk des Schicksals betrachten. Wie lange wünsche ich mir schon, sie so unter mir zu haben? Mit ihr zu verschmelzen?

»Cas, bitte«, wimmert sie und reißt damit endgültig den letzten dünnen Faden meiner Selbstbeherrschung in Fetzen.

Ich küsse selten Frauen, für mich ist das etwas Intimeres als Sex. Doch der Drang, Julia zu küssen, ist zwingend. Unwiderstehlich.

Hungrig presse ich meine Lippen auf ihre, grob schiebe ich meine Zunge in ihren Mund, erobere jeden Winkel. Dass sie es genauso haben will, beweisen mir ihr Stöhnen und ihr Körper, der sich aufbäumt und gegen meinen drängt.

4 ⋇ Julia

Sein Kuss ist hart und unausweichlich. Gierig und unnachgiebig.

Cas küsst mich lang und tief und absolut nicht so, wie ein Mann eine Frau küsst, mit der er nur ein einziges Mal schlafen will.

Er löst sich von mir und sieht mich an. Die Lippen sinnlich geöffnet, die Augen klar und aufmerksam. Ganz auf mich gerichtet. Unsere Blicke fließen auf eine Weise ineinander, die meine tiefsten Sehnsüchte hervorspült. Meine Mitte zieht sich gierig zusammen, als er einen Moment lang nachdenklich auf seiner sinnlichen Unterlippe kaut, bevor er ein Messer aus der Scheide an seinem Gürtel zieht. Ich sollte Angst haben, aber das tue ich nicht.

»Ich werde dir nicht wehtun. Vertraust du mir?«

»Ja.«

Er lächelt, bevor er das Messer an mein Shirt setzt und es mir vom Körper schneidet. Genau wie meinen BH. Er legt es auf den Nachttisch und holt eine Augenbinde aus schwarzem Satin aus der Schublade, die er aufs Bett wirft.

Ich schlucke schwer. Es ist, als würde er all meine dunklen Fantasien kennen, denn damit erfüllt er einen weiteren Wunsch von der Liste meiner geheimen Sehnsüchte.

Er knöpft meine Hose auf und zieht sie zusammen mit meinem Slip nach unten. Völlig nackt liege ich vor ihm. Er hält inne und betrachtet mich, bis seine Augen die meinen finden. Dann greift er nach der Binde und legt sie mir um.

Seine Finger wandern nach unten, über meine Brüste, meinen Bauch. Jeder Muskel in mir spannt sich an, in fieberhafter Erwartung, dass er mich endlich dort berührt, wo ich es am meisten will. Doch er tut nichts dergleichen. Seine Finger verschwinden, sein Gewicht verschwindet, seine Hitze, seine Nähe – mit einem Mal ist alles weg.

»Bleib genauso liegen«, befiehlt er. Gleich darauf höre ich die Tür zufallen.

Allein und nackt auf seinem Bett breitet sich die Verzweiflung in mir aus wie eine eiskalte Lawine. Die tiefsitzende Angst, dass er nicht mehr zurückkommt, dass er mich wieder ohne ein Wort verlässt, erstickt all meine Lust.

Ich winde mich, bis es meinen gefesselten Händen gelingt, mir die Augenbinde vom Kopf zu ziehen. Blinzelnd sehe ich mich um. Doch noch bevor ich mir das Horrorszenario, dass er mich hilflos und nackt zurücklässt, in allen Einzelheiten ausmalen kann, ist er plötzlich wieder da.

»Das wird Konsequenzen haben, Julia.«

In seinem Blick liegt ein dunkles Versprechen. Der Gedanke, mich zu bestrafen, scheint ihm zu gefallen. Mir sollte er definitiv nicht gefallen, und doch zündet er mein Verlangen nach ihm wieder an, als würde ein brennendes Zündholz auf Benzin treffen.

Als ich sehe, was er in der Hand hält, reiße ich die Augen auf.

»Mein Satisfyer.« Ich schlucke trocken, während mich Scham und Lust gleichermaßen durchströmen. »Woher?«

»Wir haben deine Taschen kontrolliert, bevor du unser Hauptquartier betreten hast. Und dabei habe ich dieses nette Spielzeug entdeckt. Mal sehen, was dein kleiner Freund kann.«

Ein überhebliches Grinsen umspielt seine Lippen. Er scheint zu ahnen, dass mich dieses hellblaue Gerät in kürzester Zeit zum Höhepunkt jagen kann. Ich weiß, dass er mich damit quälen wird. Und ich will es so sehr, dass ich ihn noch reize.

»Du musst dich schon sehr anstrengen, um besser zu sein als er.«

Seine Augenbrauen hüpfen nach oben. »Weißt du, es macht mich total an, wenn du so frech bist.«

Er wirft mein Spielzeug aufs Bett und zieht sich aus. Erst das Shirt, dann die Hose. Ich muss mich auf meine Atmung konzentrieren, um nicht zu hyperventilieren. Das Blut strömt plötzlich schneller durch meine Adern und mir wird unsäglich heiß.

Mit siebzehn war er groß und schlaksig, jetzt könnte er als Fitnessmodel durchgehen. Er muss viel trainiert haben, um diesen Körper zu bekommen.

Seine muskulösen Glieder sind lang und schlank. Jeder Muskel seines Körpers hebt sich ab, man könnte sie mit einem Filzstift nachzeichnen. Die vielen dunklen Tattoos betonen die Vorzüge seiner Anatomie und lassen ihn wie ein Kunstwerk wirken.

Hemmungslos lasse ich meinen Blick schweifen, senke ihn immer tiefer. Sein Unterleib fasziniert mich. Die perfekt gezeichneten Muskeln, die feine Haarspur, die vom Bauchnabel abwärts verläuft und im Bund seiner Unterwäsche verschwindet, von der er sich in diesem Moment befreit.

Meine Emotionen drehen Pirouetten in mir, während meine Augen viel zu offensichtlich an seinem besten Stück haften. Obwohl mir das peinlich bewusst ist, kann ich den Blick nicht abwenden.

Er grinst breit, denn natürlich entgeht ihm das nicht. Dann kommt er zu mir aufs Bett und legt mir mit geübten Handgriffen die Augenbinde wieder an. Der weiche, angenehme Stoff streichelt meine Haut und nimmt mir die Sicht.

»Sag mir, dass du es willst, Julia. Lass mich dich an deine Grenzen bringen.« Seine raue, erotische Stimme vernebelt mir alle Sinne.

»Ich will es, Cas.«

Er presst seinen Mund auf meinen, schiebt seine Zunge zwischen meine Lippen und meine Schenkel öffnen sich wie von Zauberhand für ihn.

Dann höre ich das leise, vertraute Brummen meines Satisfyers und spüre ihn an meiner Mitte. Das Blut rauscht in meinen Ohren und mein Herz pocht, als würde ich zum ersten Mal dort berührt.

Dass ich nichts sehen kann, macht es nur noch besser. Alle anderen Sinne sind geschärft. Das Verlangen rauscht wie eine Welle durch meinen Körper und reißt alles andere mit sich, bis nur noch das übrig bleibt, was Cas mich fühlen lässt. Ich stöhne genussvoll.

»Gut so. Lass mich hören, dass es dir gefällt.«

»Bitte«, wimmere ich und drücke ihm gierig meinen Unterleib entgegen. Ich keuche, als er eine Stelle findet, an der es sich besser anfühlt als je zuvor.

»So empfindlich«, raunt er tief und ein weiteres Stöhnen perlt von meinen Lippen. »Du saugst jede Berührung auf, als wärst du am Verhungern.«

Tief ziehe ich die Luft in meine Lungen, denn nun reizen mich zusätzlich seine Finger. Sie tauchen in mich ein, stoßen mich. Was er tut, fühlt sich so gut an, dass ich glaube, den Verstand zu verlieren.

»Oh, und wie sehr du hungerst.«

Doch jedes Mal, wenn die Spannung unerträglich wird und die Welle kurz davor ist, über mir zusammenzuschlagen, nimmt er das kleine Gerät und seine Finger von meinem Körper.

Schließlich entfährt mir ein frustriertes Wimmern.

»Cas, bitte …«

»Du warst ein böses Mädchen, Julia. Du hast dir deine Erlösung noch nicht verdient.«

5 ⋇ Julia

Ich weiß nicht, wie oft er das Spiel wiederholt. Wie oft er mich auf die Spitze treibt und mir im letzten Moment die Erlösung verweigert. Mein Atem geht flach und meine Nerven liegen blank. Ich glaube zu implodieren, wenn es noch einmal geschieht.

»Bitte, Cas. Ich muss …«

»Ich weiß.«

Nun reibt sein Daumen über meinen empfindlichen Nervenknoten und setzt mich erneut dieser süßen Qual aus, sodass ich instinktiv die Beine zusammenpresse. Er lacht dunkel und schiebt seine Hand erneut zwischen meine Beine, bevor er seine Lippen mit meinen verbindet.

Seine Finger treiben sich in mich. Immer wieder küsst er mich, während er einen quälend langsamen Rhythmus aufnimmt. Ich winde mich, kämpfe gegen die Handschellen, die meine Arme über meinem Kopf gefangen halten. Ich will ihn berühren, will ihn anflehen, mir endlich mehr zu geben, aber seine Lippen auf meinen ersticken die Worte.

Dann löst sich sein Mund und wandert an meinem Hals nach unten. Seine Zunge zeichnet eine feuchte Spur, auf der die kühle Luft Schauder über meine heiße Haut rieseln lässt.

Ich stöhne auf, als er meine Brustwarze zwischen seine Zähne zieht und neckisch zubeißt. Der feine Schmerz lässt meine Gier noch höhere Wellen schlagen.

Plötzlich ist da seine Zunge. Sie tanzt über meine sehnsüchtig pochende Mitte, leckt mich gierig, stimuliert mich wild und hemmungslos, findet immer wieder eine Stelle, die mich erbeben lässt. Mit rasender Geschwindigkeit schaukelt sich meine Lust nach oben. In meiner Mitte pocht es fordernd, schmerzhaft und viel zu bedürftig. Ich verliere den Verstand, wenn er mich jetzt nicht erlöst.

Seine Finger bewegen sich tiefer in mir, die Bewegungen seiner Zunge werden bestimmter. Diesmal hört er nicht auf.

Verloren bäumt mein Körper sich auf, spannt sich an und endlich kann ich loslassen. Ein Feuerwerk explodiert in mir, der Rausch erfasst jedes meiner Glieder, lässt mich in tausend Teile zerspringen. Schwer atmend liege ich da, mein Kopf ist völlig leer.

Doch Cas lässt mir keine Zeit, mich zu erholen. Er schiebt mir seinen Daumen zwischen die Lippen. »Saug daran«, befiehlt er.

Ich tue, was er sagt. Nichts anderes ist möglich. Als ich ihm durch die sinnlichen Bewegungen meiner Lippen und meiner Zunge ein tiefes Stöhnen entlocke, kribbelt jeder Millimeter meiner Haut.

»Gut so. Und jetzt machst du dasselbe mit meinem Schwanz.«

Gleich darauf spüre ich, wie er drängend gegen meine Lippen stößt. Ohne zu zögern öffne ich sie, lecke mit der Zunge über die Spitze, nehme ihn so tief wie möglich in meinen Rachen auf. Cas atmet zischend ein. Ich hebe und senke den Kopf, streiche mit der Zunge über seinen Schaft.

Er stöhnt und zieht mir die Augenbinde ab. Erregt greift er mit einer Hand in mein Haar und deutet die Geschwindigkeit an. Ich schaue zu ihm auf, sehe, wie er sich auf die Unterlippe beißt. Mein Blick wandert über seinen muskulösen, tätowierten Oberkörper. Sein Brustkorb hebt und senkt sich schnell.

Dann konzentriere ich mich wieder ganz auf mein Tun, fahre mit der Zunge an ihm entlang, sauge und lecke, als wäre er eine Süßigkeit. Seine Augen verdunkeln sich, als er mich fester an sich zieht und sein Griff in meinem Haar stärker wird. Als wolle er mir zeigen, welch schmerzhaftes Verlangen in ihm tobt.

»Sieh mich an, Julia.«

Ich blicke zu ihm auf und spüre, wie sehr es ihn anmacht, mich zu beobachten. Es fühlt sich verboten und heiß an.

Meine inneren Muskeln ziehen sich sehnsuchtsvoll um die Leere in meiner Mitte zusammen, als wünschten sie, das steinharte Körperteil in meinem Mund wäre genau dort.

Das Funkeln in seinen Augen ist rohe Begierde. »Ich will dich, Julia. Jetzt«, raunt er und entzieht sich mir. Jedes einzelne Härchen meines Körpers stellt sich auf. Ich will ihn auch. Ich will mit ihm verschmelzen, mich in ihm verlieren.

»Nimm dir, was du willst.«

Er greift nach einem Kondom, das er anscheinend irgendwann griffbereit deponiert hat, und zieht es sich über. Dominant umklammert er meine Hüften, drückt meine Beine auseinander, schiebt sich dazwischen und sieht mich an, während er in mich eindringt.

»Verdammt Ju, du fühlst dich so gut an«, flüstert er, dringt weiter vor und hört erst auf, als sich unsere Hüften berühren und sein Schambein gegen meines reibt.

Er zieht sich zurück und stößt in mich hinein, erst langsam, dann immer schneller und fester, und ich finde endlich die Erfüllung, nach der ich mich seit unserem ersten Kuss sehne. Ich liebe alles daran, wie er mich nimmt. Wild und hemmungslos. Ich gebe mich ihm hin, genieße jeden Stoß, zerfließe vor Lust.

Ich will die Lider schließen, aber seine Augen lassen mich nicht los. Sie sind dunkel und voller Verlangen.

Es ist eine Vereinigung, die viel tiefer geht, als sie es dürfte.

Seine Stöße werden härter, wilder, zügelloser. Ich stöhne, dränge mich gegen ihn, verlange mehr und nochmals mehr. Er versteift sich und gleich darauf findet sein Daumen meine pochende Mitte. Er reibt sie, schnell und leicht, und ich ziehe mich um ihn zusammen. Die Erlösung überrollt mich so unkontrolliert und heftig, dass ich Sterne sehe.

In diesem Moment gibt es keine Angst mehr, keine Zweifel, keine Fragen. Ich bin einfach glücklich.

Cas nimmt mein Gesicht in beide Hände, lächelt atemlos, fährt mit dem Daumen über meine geschwollenen Lippen und schaut mich lange an, während unsere Körper sich langsam beruhigen. Was wir uns sagen, braucht keine Worte.

Ein einziges Mal ist nicht genug.

ENDE

Geschrieben von
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