INKITT x AMORELIE Schreibwettbewerb: Erotische Geschichte “Danke, dass du mich zu mir geführt hast!”

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“Danke, dass du mich zu mir geführt hast!”

von Tara_Del

(Bild: Sinitta Leunen/Unsplash)

Kapitel 1

Heute

Meine Finger umklammern den Türgriff und ich bin mir unschlüssig, ob ich meine Entscheidung nicht doch bitter bereuen werde. Der Spruch man soll keine schlafenden Hunde wecken hat jetzt gerade in seinem Wahrheitsgehalt rapide an Potential zugenommen, oder doch nicht? Vielleicht ist es besser, wenn ich am Anfang beginne statt mittendrin.

sechs Monate zuvor

Ich bin wieder einmal in einer meiner depressiven Phasen gefangen. Nichts und niemand kann mir da heraushelfen. Was habe ich auch schon zu erwarten. Klein, unförmig, zu großer Bauch, zu flacher Hintern, zu dicke Beine, zu breite Schultern. Die besten Jahre sind vorbei, oder haben noch nicht einmal begonnen. Die sechsundvierzig steht vor der Tür und wimmert kläglich um Einlass. Immer wieder erzählt man mir, aus der Familie oder dem Bekanntenkreis, wie stolz ich doch sein kann, ich habe ja schon so viel geschafft. Klar ich habe es geschafft, nachdem ich mehrere Schulen durchlaufen und mich von der angeblich passenden Sonderschule zum Abitur durchgeboxt habe, ein Studium zu Ende zu bringen, doch wofür? Weder arbeite ich in diesem Beruf, noch wollte ich jemals Karriere machen. Meinen Lebenstraum, und für mich auch der Lebenssinn, eine Familie zu gründen und Kindern einen besseren Start ins Leben zu geben, als es mir selbst vergönnt, war… naja, was soll ich sagen mit 45 ist das wohl vorbei.

Aber, ich schweife ab. Eigentlich will ich etwas ganz anderes erzählen. Meinen Weg zu der oben genannten Türklinke. Nebenbei habe ich erwähnt, dass ich noch nie sexuellen Verkehr mit einem anderen Menschen hatte? Ups, vergessen.

Also, vor sechs Monaten habe ich auf Netflix einen Film gesehen. Ich gehöre ja zu der Kategorie Selbstgeißelung. Anstatt dass ich mir Abenteuer, Science-Ficton oder Horrorfilme ansehe, laufen bei mir Romanzen. Wenn ich sie schon nicht selbst erleben kann, dann lebe ich sie eben durch andere. Je höher der FSK, umso besser. Also ich stöbere so durch die Filme und lande bei einem Film mit Emma Thompson. “Meine Stunden mit Leo”. Der Trailer ist viel versprechend und ich schaue ihn mir an. So viele Dinge, die hier angesprochen werden, passen auf mich, aber genauso viele Dinge sind weit von meiner Realität entfernt. Jetzt kommt das große Aber!

Der Film bringt mich auf eine Idee. Eine Idee, die mich heute zu dieser Türklinke geführt hat.

Noch während der Film läuft suche ich auf meinem Handy nach Callboys für Frauen. Es gibt so viele Seiten, die genau das anbieten, was Frau sich wünscht. Junge, knackige Männer, die dir jeden Wunsch erfüllen und fast schon von den Lippen ablesen. ‘Wow’, geht es mir da so einige Male durch den Kopf. Ich lege das Handy wieder zur Seite und schaue den Film weiter. Am Ende steht Emma Thompson nackt vor einem Spiegel und ich denke nur ‘Respekt, das hätte ich mich niemals getraut’.

Mein Blick fällt wieder auf mein Handy und ich kann nicht widerstehen. Ich rufe ein paar Seiten auf und schaue mir die Männer an. Einige haben sogar Videos aufgenommen, um sich selbst zu präsentieren. Ich merke, dass ich vollkommen hin- und hergerissen bin zwischen Neugier, Sehnsucht, Scham und Schuldgefühl. So gerne würde ich in die Welt der Wissenden eintauchen. Lesen und zusehen, das ist doch nicht das Gleiche. Also nicht, dass wir uns da falsch verstehen, zusehen im Sinne von Pornos. Ich bin doch keine Spannerin. Hilfe, was denkt ihr bloß von mir.

Ich suche nach Männern, die in meiner Region tätig sind und finde zwei. Natürlich schaue ich mir als erstes alle Bilder an und lese dann die Daten zu dem Objekt meiner Begierden. Als letztes schaue ich mir dann die Videos an. Bei keinem der beiden schaffe ich es bis zum Ende. Während der eine wie ein weichgespülter Teddybär von Perwoll redet und wirkt, als wäre er eine Art Guru. So redet der anderen als käme er von der Straße aus einer Gang und der einen dreitägigen Kurs in guter Kleidung und Konversation belegt hat. Natürlich hat er ihn gerade mal eben so bestanden. Doch was soll ich sagen, meine Ansprüche sind gewaltig gesunken in den letzten 30 Jahren. Ich wähle, dass für mich kleinere Übel, und setze an ihm zu schreiben. Von mir selbst angewidert und peinlich berührt lösche ich den Text wieder und gehe ins Bett. Der Satisfyer wird auch heute seinen Dienst tun.

Am nächsten Morgen ist mein Kopf noch nicht ganz klar und ich greife halb verschlafen nach meinem Handy. Als erstes taucht natürlich die Seite des Callboys auf und während ich noch mit den Schultern zucke, fange ich an zu schreiben. Ich sende die Nachricht ab und habe das Gefühl, ich hätte gerade einen Lottoschein mit sechs Richtigen gefunden. Mein Herz schlägt aufgeregt und ich bin plötzlich hellwach. ‘Was hast du dir nur dabei gedacht und vor allem, warum hast du auch noch die Wahrheit geschrieben?’, ‘Was denkt der nur, wenn der deine Nachricht bekommt?’, ‘Der arme Mann, dass kannst du ihm unmöglich antun.’ usw. usf.

Nach einem weiteren ereignislosen Tag Arbeit schaue ich zum gefühlt hundertsten Mal auf mein Handy und atme erleichtert auf. Keine Antwort. ‘Gut, dann hat er dich nicht ernst genommen. Schwein gehabt’ Trotzdem schaue ich jeden Tag wieder nach und dann nach zwei Tagen eine Antwort. “Hey, vielen Dank für deine sympathische Nachricht. Vielleicht sollten wir einmal telefonieren und schauen, ob wir uns verstehen? Dann können wir auch über deine Wünsche reden.” Fast hätte ich das Handy vor Schreck weggeworfen. ‘Telefonieren? Oh mein Gott, das kann ich nicht. Ich will nicht, dass er weiß, wer ich bin, ich kann ihm meine Nummer doch nicht geben. Aber er wird mir seine ganz sicher auch nicht geben. Was soll ich nur tun?’

Todesmutig habe ich ihm geantwortet und gefragt, wie genau er sich das denn vorstellt, wer wen anruft und wann. Dann kommt die Ernüchterung. Eine ganze Woche keine Antwort. Vermutlich nimmt er mich nun doch nicht ernst oder glaubt ich bin eine Betrügerin, vielleicht ein Kerl. ‘Schwein gehabt, ich muss mich doch nicht damit auseinandersetzen, ob ich diesen Schritt gehen kann oder nicht.’

Der elfte Tag und es kommt eine Entschuldigung, er war krank und daher nicht in der Lage zu antworten. Ich will ihm sofort antworten und mitteilen, dass es besser ist, wenn ich einen anderen Weg finde an meinem sexuellen Leben teilzuhaben. Ich warte lieber ein paar Tage und schreibe ihm dann, dass es eine gute Idee ist, erst einmal zu telefonieren, dass ich aber auch keine Idee habe, was meine Wünsche sind. Weil ich noch nicht darüber nachgedacht habe dieses Ereignis mit einem käuflichen Mann zu erleben.

Wieder warte ich und schließlich nach wenigen Tagen kommt eine Mail mit seiner Telefonnummer. Er bittet mich ihn am morgigen Abend gegen 19 Uhr anzurufen. Die Nacht ist die Hölle für mich, ich kann kaum einschlafen und je näher der nächste Abend kommt, desto unruhiger werde ich. Ich renne immer wieder ins Bad und als es schließlich nach 19 Uhr ist, kralle ich mich förmlich an mein Handy und wähle seine Nummer.

“Hallo, ich bin Robert, spreche ich mit Kate?” Ich schlucke und spürte wie zittrig meine Hände und meine Stimme sind. “Ja, hallo, ich bins Kate. Ich sollte dich ja anrufen.” Ein schmunzelndes Kichern erklingt am Telefon und ich kann mir gut sein Gesicht vorstellen. “Ja, schön, dass du es getan hast. Es freut mich dich kennenzulernen. Du hast eine sehr angenehme Stimme.” Nun bin ich es die schmunzeln muss, meine Stimme wurde schon des Öfteren mit gewissen Telefonhotlines verglichen. “Danke, also wie geht es jetzt weiter?” Wieder dieses schmunzelnde Kichern und ich spüre, wie ich langsam etwas ruhiger werde. “Naja, ich denke ich werde dir erst einmal ein bisschen was von mir und meiner Aufgabe erzählen und dann schauen wir mal, ob du dir vorstellen könntest, dich mit mir zu verabreden.” Ich schlucke und nicke, bis ich merke, dass er das ja gar nicht sehen kann. “Okay…” Ich höre ihn einatmen. “Man, deine Stimme ist echt sexy. Also meine Name ist Robert, ich bin 30 Jahre alt und arbeite seit etwa zwei Jahren als Callboy. Ich sehe es als ein Geschenk an, dass ich Frauen etwas geben kann, was sie vermissen. Zärtlichkeit, Wertschätzung, intellektuelle und einfühlsame Gespräche oder auch ein unvergessliches, prickelndes Abenteuer. Ich weiß, dass du in diese Richtung wenig Erfahrung hast, und bin mir sicher, dass ich dich auf deiner Reise zu deiner Sexualität begleiten kann. Ich denke bevor wir uns zurückziehen, sollten wir erst einmal in einem Café oder einer Bar etwas zusammen trinken. Was hältst du davon? Wir können natürlich auch ein zweites Treffen arrangieren und das erste nur zum Kennenlernen nutzen.”

Meine Gedanken fahren gerade Achterbahn, wie kann er sagen, dass er mir auf sexueller Ebene begegnen kann, wenn er noch nicht einmal weiß, wie ich aussehe. Wie kann er glauben, dass er überhaupt dazu rein physisch in der Lage sein wird. Ich weiß gar nicht was ich zuerst ansprechen soll oder wie. “Ähm, ja, klingt gut.” Diesmal kein schmunzelndes Lächeln. “Hey Kate, ich höre, dass dir etwas auf der Seele liegt. Auch wenn es nicht einfach ist, du kannst es mir sagen, ich werde dich nicht ver- oder beurteilen.” Einen Moment bleibt es ruhig. „Was macht dir Sorgen?” Ich nicke wieder vor mich hin. “Naja, ich mein, wie… also wie willst du wissen… ich mein ich bin…” Stille und ich werde wieder nervöser. “Ich möchte dir von einer Kundin erzählen. Ich werde keine Namen oder andere Dinge nennen, die einen Hinweis auf sie geben. Vor ein paar Wochen war ich auf einem Treffen mit einer wirklich sehr netten, älteren Dame. Am Anfang wollte sie einfach nur einen Begleiter, der mit ihr einmal romantisch essen geht. Am Ende verließ ich ihr Hotelzimmer am nächsten Morgen. Sie lag selig lächelnd im Bett und schlief. Sie war 75 Jahre alt und inkontinent. Es hat mir nichts ausgemacht. Eine andere Kundin, das ist schon ein paar Monate her, saß im Rollstuhl und viele meiner Kundinnen haben irgendeinen Makel, den sie an sich nicht leiden können. Sie fühlen sich zu alt, zu groß, zu dick, zu dünn, zu hässlich und was weiß ich nicht was noch alles, aber eines kann ich dir garantieren. Jede Frau hat etwas Schönes an sich, bei dir ist es auf jeden Fall die Stimme und ich bin mir sicher, da ist noch viel mehr.”

Ich muss mich schwer zusammenreißen, um nicht zu weinen, aber er hat Recht. Warum kasteien wir Frauen uns immer wieder. Wir leben, wir tragen Wunden davon und behalten Narben. Innerlich wie äußerlich. Was unterscheidet uns da von den Männern? Es gibt hierauf eine einfache und vor allem kurze, prägnante Antwort. Nichts! Nur unsere Einstellung zu uns selbst. “Ich bin nicht schlank und ich habe das Gefühl, dass ich hässlich bin, nicht liebenswert. Ich glaube nicht, dass ein Mann bei mir eine Erektion haben kann.” Wieder dieses schmunzelnde Kichern. “Ganz ehrlich Kate, das sind meistens die Kundinnen, bei denen es besonders leicht ist, hart zu werden.” Mir steht der Mund offen vor Verwunderung.

“Versuch dich doch mal ein wenig zu beschreiben oder du schickst mir einfach zwei Bilder von dir. Ein fürchterliches und eines, dass dir gefällt.” In meinem Kopf gehe ich schon die Bilder durch, die sich in meinem Besitz befinden und eins ums andere kann ich zu den fürchterlichen zählen. “Okay, ich schick dir was. Aber wie geht es dann weiter?” Er erzählt mir etwas über die Modalitäten und den Ablauf. “Also, ich denke du kannst erst einmal ein wenig darüber nachdenken, was du willst und ob du es willst. Wenn du soweit bist, dann meldest du dich einfach bei mir und wir machen ein Date aus. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn wir uns einmal persönlich treffen dürfen.”

Nachdem ich aufgelegt habe, sitze ich noch eine Weile auf meinem Sofa und schaue aus dem Fenster auf den fallenden Regen. Ich bin zwiegespalten. Das Telefonat war ganz nett, aber kann ich wirklich dafür bezahlen mit einem Mann zu schlafen? Was wenn ich damit Sehnsüchte und Begierden wecke, die ich nie wieder gestillt bekomme. Was man nicht kennt, kann man auch nicht wirklich vermissen und 400 EUR sind eine ganze Menge Geld für mich, vor allem für zwei Stunden, da muss er schon einiges für leisten. Was für ein Stundenlohn. Während ich mich hin- und herreißen lasse, schicke ich zwei Fotos ab. Das eine ist wirklich bäh und das andere ist naja, geht so. Viel mehr an positiver Bewertung wird von mir auch nicht kommen.

Seine Antwort kommt beinahe sofort. “Das wird überhaupt kein Problem für mich. Du hast wunderschöne Augen und deine Lippen laden zum Küssen ein. Auch wenn es dir schwerfällt mir zu glauben, du bist eine wirklich hübsche Frau. Ich freue mich bald von dir zu hören.” Ich muss schlucken, spüre aber auch gleichzeitig eine Welle der Euphorie durch mich hindurchwandern. Sofort verpasse ich ihr einen Dämpfer. ‘Er ist käuflich, er kann wohl kaum etwas anderes behaupten, wenn er Geld verdienen will.’

 

vier Monate später

Ich habe immer wieder an Robert gedacht und heute war wieder so ein Tag, den ich am liebsten wegwerfen wollte. Wenn einmal nichts funktioniert, dann schließt sich direkt der ganze Rest des Tages mit an. Vor lauter Frust esse ich wieder zu viel Süßigkeiten und stöbere durch mein Handy. Dabei finde ich die Mails von Robert wieder und beschließe den Schritt einfach zu gehen. Ich verfasse eine kurze Nachricht an ihn.

“Hallo Robert, ich würde gerne einen Termin mit dir ausmachen. Ich denke, es ist an der Zeit einen Schritt zu mir zu gehen. Gruß Kate.”

Die Antwort lässt diesmal nicht lange auf sich warten. “Hallo Kate, ich freue mich schon sehr auf dich. Ich bin zurzeit nicht in Deutschland, werde aber in drei Wochen wieder da sein. Ich würde mich dann bei dir melden, wenn es in Ordnung ist” Natürlich ist es in Ordnung, so haben ich noch einmal eine Galgenfrist und kann es mir unter Umständen doch noch einmal anders überlegen. Die Tage ziehen dahin und ich denke schon nicht mehr an die erwartete Nachricht, bis sie dann plötzlich da ist.

“Hallo Kate, ich bin wieder in der Heimat. Wenn es dir passt, dann ruf mich doch heute Abend einmal an, dann können wir ein Date ausmachen.” Wie beim ersten Mal, bin ich auch heute furchtbar nervös. Schließlich legen wir uns auf einen Tag in einem Monat fest.

Kapitel 2

Tja und da stehe ich nun und halte die Tür zu dem Café in der Hand, in dem wir uns verabredet haben. Ich zögere hineinzugehen, aus Angst davor die größte Dummheit meines Lebens zu begehen, oder die genialste Idee, die ich jemals hatte umzusetzen. Bevor ich eine Entscheidung treffen kann, öffnet sich die Tür von innen und vor mir steht ein großer, dunkelhaariger, junger Mann. Es dauert eine Sekunde, bis ich ihn als Robert erkenne. Mein Herz rutscht mir in die Hose und ich weiß vor lauter Panik nicht, was ich sagen soll. “Ich dachte ich halte dir die Tür auf. Komm, ich habe einen schönen Platz in der Ecke für uns gesichert.” Er nimmt mich vorsichtig am Ellenbogen und führt mich hinein. Sofort habe ich das Gefühl, dass mich alle anstarren und wissen, was hier gerade passiert. Doch woher sollten sie, schließlich ist das Geschäft eines Callboys nicht so alltäglich, dass man darauf vermuten würde, wenn sich ein hübscher, junger Mann mit einer mittelältlichen, unansehnlichen Frau trifft. Himmel, ich habe das starke Verlangen aus der Tür zu flüchten und mich unter meinem Bett zu verkriechen.

An dem Tisch lässt Robert mich mit dem Rücken zum Raum Platz nehmen und als er mir den Stuhl zurechtrückt, beugt er sich zu meinem Ohr. “Ich wusste, dass deine Augen und deine Lippen mich erregen werden, sobald ich dein Foto gesehen habe.” Ich schlucke schwer, spüre wie ich rot anlaufe, und bin dankbar, dass ich niemanden der anderen Gäste ansehen muss. Robert setzt sich mir gegenüber und bleibt vermutlich ganz bewusst einen Moment stehen, in dem er mit einer auffälligen Handbewegung meine Aufmerksamkeit auf seinen Schritt längt, der tatsächlich etwas geschwollen aussieht. Inzwischen dürfte ich die Farbe einer reifen Tomate übertroffen haben. Ich schaffe es nicht ihm in die Augen zu sehen. Dann höre ich wieder das vertraute, schmunzelnde Kichern und muss selbst lächeln.

Seine Hand rutscht über den Tisch und greift nach meiner, vorsichtig streicht er mit seinem Daumen über meinen Handrücken. “Was hältst du von einem Kaffee und einem Stück Kuchen?” Gerade will ich ihn daran erinnern, dass ich keinen Kaffee trinke. “Ach, nein, keinen Kaffee. Wie wäre es mit einem Chai Latte?” Verblüfft schaue ich auf. “Das hast du dir gemerkt?” Sein Lächeln ist bezaubernd und ich muss mich davor hüten, nicht darin zu versinken. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, dass er ein Callboy ist und dass ich ihn dafür bezahle, nett zu mir zu sein. “Natürlich habe ich mir das gemerkt. Ich treffe mich nur mit Frauen, die mir sympathisch sind und dann merke ich mir so etwas.” Ich kann das Lächeln nicht verhindern. Er ist wirklich aufmerksam. “Wow…du solltest viel mehr Lächeln.” Die Bedienung kommt an unseren Tisch und ganz eindeutig ist sie von meiner Begleitung sehr angetan. “Hallo, was kann ich dir bringen?” Robert schaut zu mir und dann zu der drallen Blondine. “Ich hätte gerne einen Milchkaffee und nehme einen Apfelstrudel mit Sahne und Eis. Für meine Verlobte einen Chai Latte und Kuchen, Liebes?” Ich starre ihn an und weiß nicht recht, was ich sagen soll. “Das Gleiche” stammle ich vor mich hin. Die Bedienung würdigt mich keines Blickes und geht übertrieben mit der Hüfte schwingend in die Küche.

“Warum hast du das gesagt?” Flüstere ich Robert zu. Er beugt sich über den Tisch zu mir. “Heute gehöre ich ganz dir und ich mag diese Weibsstücke nicht, die glauben sie wären etwas Besseres, bloß weil sie begünstigt sind. Seine Hand legt sich an meine Wange und er streicht leicht mit seinem Daumen über meine Lippe, ich spüre sofort, dass es mir gefällt und die Vorstellung mit ihm intim zu werden wird immer realer und verliert ihren Schrecken. Er schafft es mich zu beruhigen und vor allem, mir das Gefühl zu geben, dass er mich wirklich will.

Wir bleiben etwa 20 Minuten, bevor er bezahlt und wir gemeinsam das Café verlassen. Wir gehen ein paar Schritte und biegen dann in eine Seitenstraße ein, in der ein Hotel liegt. Direkt nach dem Abbiegen merke ich, wie er mir näherkommt und langsamer wird. Wir bleiben stehen und er drückt mich mit dem Rücken gegen die Wand. “Ich muss dich einmal kosten.” Seine Hände umschließen mein Gesicht und ich spüre, wie er vorsichtig seine Lippen auf meine legt. Wie er anfängt mich zu animieren und schließlich mich dazu bringt meine Lippen für ihn zu öffnen. Mein erster Kuss, mitten in der Öffentlichkeit und ich merke, dass ich Raum und Zeit vollkommen vergesse. Es ist aufregend, erregend und es ist perfekt, ich fühle mich begehrt.

Robert drängt seinen Unterleib gegen mich und löst seine Lippen von meinem Mund, während er seine Stirn auf meine legt. “Spürst du das? Ich will dich Kate.” Ich schlucke und nicke langsam. Die Unsicherheit kehrt schlagartig zurück. Er zieht mich an seine Seite und legt seinen Arm um meine Schultern. “Komm.…” Wir betreten das Hotel und gehen direkt auf den Fahrstuhl zu. Offenbar hat er bereits ein Zimmer organisiert. Wir fahren in die fünfte Etage und mit jedem Schritt, den wir uns von dem Fahrstuhl entfernen werde ich nervöser und aufgeregter. Dann bleibt er stehen, öffnet mit seiner Keycard die Tür und zieht mich hinter sich in das Zimmer. Dort drückt er mich erneut mit dem Rücken an die Tür und gibt mir einen weiteren Kuss, der meine Sinne ankurbelt und eine tiefe Sehnsucht in mir weckt. Er zieht mich an seine Brust und dreht sich mit mir um, so dass ich rückwärts in den Raum gehe.

Vor dem Bett bleiben wir stehen, ich kann es bereits in meinen Knien spüren. Seine Lippen wandern derweil über meinen Hals zu meinem Schlüsselbein und ein Schaudern und Zittern nach dem anderen durchläuft meinen Körper. Seine Hände wandern an meinen Schultern herab zu meinen Händen. Seine Finger umschlingen meine und er legt meine Hände auf seine Brust. “Öffne mein Hemd.” Mit zittrigen Fingern komme ich seinem Wunsch nach und als es von seinem gestählten Körper gleitet, spüre ich ein sanftes Pochen der Lust zwischen meinen Beinen. “Fass mich an.” Ich streiche von seinen Schultern über seine Oberarme und lege dann todesmutig meine Hände auf seine Brust. Ich streichle über seine verhärtete Warzen und bin fasziniert, von der Reaktion, die sein Körper auf meine Streicheleinheiten zeigt.

Ich merke gar nicht wirklich, wie er mir meine Bluse auszieht und meinen BH öffnet. Ich bin vollkommen fasziniert von seinem Körper und habe mich selbst regelrecht vergessen. Bis seine Hand an meine Brust langt und ich sofort denke, er ist besseres, schöneres gewohnt. “Tu das nicht, Kate.” Er nimmt meine Hand und legt sie auf seinen Schritt. “Das tust du mir an. Ich will dich.” Ich nicke und mit einem mir unbekannten Selbstbewusstsein öffne ich seine Hose und streife sie von seinem Hintern. Meine Hände streichen über seine Erregung zu seinen Backen und ich spüre, wie ein Stöhnen in mir hochkommt, dass ich nicht unterdrücken möchte. Seine Hände massieren meine Brüste und es fühlt sich erstaunlich gut an. Ich spüre wie sich mein Körper nach mehr sehnt und bin endlich an dem Punkt angekommen, dass ich nicht mehr zurückweichen will.

Irgendwie scheint Robert das zu merken. Er löst sich von mir, greift nach seiner Unterhose und zieht blank. Meine Augen sind gefesselt von seinem Glied, dass mir förmlich entgegenspringt. Ohne einen Einfluss darauf nehmen zu können greife ich nach ihm und beginne ihn zu streicheln. “Du kannst etwas fester… ja, genauso… oh ja, das ist gut…” Die Spannung in mir steigt immer weiter, während ich ihn reibe. “Du bist dran.” Er drückt mich sanft auf das Bett hinab und greift nach meiner Unterhose. Willig hebe ich meine Hüften und lass mich von ihr befreien. Er geht vor mir auf die Knie und ich spüre wieder die Unsicherheit aufkommen, als ich ahne, was seine Absicht ist. “Zum Glück bist du nicht vollständig rasiert. Genauso wie ich es mag.” Er drückt meine Beine auseinander und ich laufe rot an. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich seine Zunge an meinen Lippen spüre. “Heiliger Strohsack…” entfährt es mir, während ich mich zeitgleich vor Schreck aufrichte und sofort wieder vor Vergnügen fallen lasse. Definitiv weiß er, was er tut, und es füllt sich verdammt gut an. Ich spüre, wie ich immer näher an meinen Höhepunkt komme und schließlich, wie ich mir die Faust in den Mund schiebe, um nicht zu schreien, als ich komme. ‘Wow, wow, wow…, dass schafft kein Satisfyer.’ Robert schiebt sich an meine Seite. “Erhol dich kurz, bevor es weitergeht.” Die ganze Zeit streichelt er meinen Körper weiter und ich merke jetzt schon, dass ich ihm unendlich dankbar dafür bin, dass er den Kontakt nicht unterbricht.

Nach einer Weile geht er wieder tiefer mit seinen Streicheleinheiten und führt einen Finger in mich ein. Es fühlt sich im ersten Moment komisch an und ich bin mir nicht sicher, ob ich das so berauschend großartig finde, wie es immer beschrieben wird. Sein Mund legt sich um meine Brustwarze und ich merke, wie meine Gedanken langsam entfliehen, das Gefühl seines Fingers wird deutlich angenehmer und ich verspüre den Wunsch nach mehr. “Ich komme jetzt zu dir.” Robert stützt sich über mir auf und ich schaue ihn mit großen Augen erwartungsvoll an. Bis ich seine Eichel an meinem Eingang spüre und verzückt die Augen schließe. Warmes Fleisch ist so viel Besser als Silikon. Er schiebt sich langsam in mich und ich kann nicht anders als mich auf ihn zu schieben. “Nicht so ungeduldig Liebes, lass dir etwas Zeit.” Es fühlt sich so gut an und ich will mich nicht gedulden. Ich fange an mich unter ihm zu bewegen und höre ihn wieder schmunzelnd kichern. “Okay, du hast es nicht anders gewollt.” Erst bewegt er sich langsam und ich habe das Gefühl immer mehr zu wollen, nie genug zu bekommen. Seine Stöße werden tiefer und härter und in mir baut sich wieder die Welle meines Höhepunktes auf. Ich höre ihn stöhnen, sein Schweiß tropft auf meine Brust und ich finde es herrlich. Es interessiert mich nicht wie sich mein Körper präsentiert, wie sehr die Haut und Fleischberge in Wallung geraten, ich will einfach nur mehr fühlen. Ich kann hören wie unsere Körper aufeinander klatschen und es törnt mich immer weiter an, bis ich schließlich meinen Schrei der Erlösung nicht mehr zurückhalten kann. “Oh, Fuck…” Höre ich noch von Robert, dann spüre ich wie er in mir zuckt. Ich bin vollkommen erledigt aber auch genauso zufrieden. Er hat alles gehalten, was er versprochen hat. “Danke…Danke das du mich zu mir geführt hast.” Ist alles, was mir über die Lippen kommt, bevor ich müde die Augen schließe und einschlafe.

Als ich wieder wach werde, liege ich allein in dem Bett und fühle mich herrlich müde und erledigt. Mir fällt ein, dass ich Robert sein Geld noch gar nicht gegeben habe und ich klettere aus dem Bett. Meine Muskeln sind wenig begeistert, vor allem die, die ich bisher nicht genutzt habe. Ich gehe zu meiner Tasche und finde den vollen Umschlag darin. Verwundert gehe ich zum Bad und lausche. Eindeutig rauscht dort das Wasser. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass meine Zeit um ist und weitere Stunden kann ich mir einfach nicht leisten. Also gehe ich zurück zum Bett und warte bis er aus dem Bad kommt. “Hey…” Ich zucke erschrocken zusammen, als Robert nur in ein Handtuch gewickelt vor mir steht. “Hey…” antworte ich und laufe rot an. Robert kommt auf mich zu und kniet sich vor mir nieder. “Es ist alles in bester Ordnung Kate. Mach dir keine Sorgen. Am besten gehst du schnell duschen und wir reden dann. Angezogen.” Ich nicke und gehe ins Bad. Eine Weile starre ich mich nur im Spiegel an und grinse mich an. “Endlich bist du eine Frau.”

Nach der Dusche gehe ich zurück ins Zimmer, doch Robert ist nicht mehr da. Ich schaue wieder nach dem Umschlag, den ich auf dem Tisch liegen gelassen habe, doch das Geld ist noch immer drin. Daneben liegt eine Karte. “Der Tod eines Callboys ist, wenn er Gefühle für seine Kundinnen entwickelt. Ich möchte dich näherkennenlernen. Für mich war es keine Arbeit, sondern ein Vergnügen. Wenn du mich auch kennenlernen willst, ruf mich an…”

Heute

Ich umklammere die Klinke der Tür und lächle, ich betrete das Standesamt und trete mit Robert an meiner Seite vor die Beamtin. Das Leben ist einfach schön und steckt voller Überraschungen..

Geschrieben von
Mehr von Jennifer Günther

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