Fast-Track City Berlin: Positiv gegenüber HIV

Wissen ist Schutz! Ungefähr 25% der HIV-Infizierten weltweit, wissen nicht, dass sie den Virus in sich tragen. Für die UNAIDS* birgt dies das größte Risiko für Neuansteckungen und ruft mit einer Initiative zum verstärkten Kampf gegen HIV auf mit ehrgeizigen Zielen. Welche Rolle dabei HIV-Selbsttests, PrEP und die “Fast-Track-City-Initiative” spielen, zeigen wir Euch am Beispiel der Hauptstadt Berlin.

Berlin erste deutsche Fast-Track City

Die Hauptstadt Berlin gehört seit 2016 zu den weltweit mehr als 70 Städten, die sich der “Fast-Track Cities Initiative to End Aids” angeschlossen hat. Diese Initiative wurde 2014 in Paris durch die UNAIDS ins Leben gerufen. Diese hat sich als Ziel gesetzt, die weltweite HIV-Epidemie bis 2030 zu beenden. Im Klartext, Neuansteckungen auf Null zu bringen und den Virus im sprichwörtlichen Keim zu ersticken.

Ehrgeizige Ziele bis 2030

90-90-90, so lautet die Zielvorgabe der UNAIDS-Initiative. 

  • 90 % der HIV-Infizierten sollen wissen, dass sie den Virus in sich tragen.
  • 90 % bei denen eine HIV-Infektion diagnostiziert wurde, sollen eine anhaltende antiretrovirale Therapie erhalten.
  • 90 % der Behandelten soll unter der Nachweisgrenze liegen.

Unter der Nachweisgrenze liegen heißt, dass der HIV-Virus mit Medikamenten soweit unterdrückt wird, dass die Infektion im Blut quasi nicht mehr nachweisbar ist. Das Risiko andere anzustecken wird dadurch verringert. Ein letztes, wichtiges Ziel sind Maßnahmen zur Entstigmatisierung und Entdiskriminierung von Menschen, die mit HIV leben.

Zu diesen Zielen hat sich die Fast-Track City Berlin verpflichtet und arbeitet eng mit zahlreichen Organisationen zusammen. Die Initiative wird von der Berliner Aids-Hilfe, Krankenhäusern, Zentren für sexuelle Gesundheit und dem Bundesministerium für Gesundheit unterstützt. Laut UNAIDS gibt es in Deutschland rund 90.000 HIV-Infizierte. Schätzungsweise rund 13.000 von ihnen wissen nicht, dass sie den Virus in sich tragen. Die jährlichen Neuansteckungen liegen bei zur Zeit bei ca. 10.000 bis 11.000, während 74% der Betroffenen eine antiretrovirale Therapie bekommt.

Darum sind Städte die Lösung im Kampf gegen HIV

Städte wie Berlin spielen bei der Umsetzung der UNAIDS-Initiative eine entscheidende Rolle. Warum ist das so? Derzeit lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, beziehungsweise in Metropolregionen. Das Risiko, an HIV zu erkranken, ist in städtischen Gebieten oftmals höher als in ländlichen Gebieten. Städtische Strategien und Maßnahmen sind daher von zentraler Bedeutung für den Fast-Track-Ansatz und werden maßgeblich über den Erfolg bei der Bekämpfung von AIDS auf nationaler und globaler Ebene entscheiden.

Bereits in der Vergangenheit haben Städte die Führungsrolle bei der AIDS-Bekämpfung übernommen, indem sie Forschung betreiben und unterschiedliche Dienstleistungen sowie Netzwerke anbieten, in denen sich die Bevölkerung für die Bevölkerung einsetzt. Diese bereits existierende Strukturen aus Entwicklung, Bildung, Innovation und positiven sozialen Wandel, bietet für die Initiative die Grundlage, ihre Maßnahmen schnell und effizient umsetzen zu können.

Daher dient das Fast-Track-Städtenetzwerk der UNAIDS dazu, vorrangig Städte zu unterstützen, die 90-90-90 Ziele durch Zugang zu grundlegenden Gesundheits- und Sozialdiensten, soziale Gerechtigkeit und finanzielle Möglichkeiten zu ermöglichen.

Mit Heimtests, PrEP und Co. ans Ziel

Bei der Bekämpfung von HIV setzt die Initiative nicht auf einzelne Präventionsmethoden, sondern auf einen Interventionen-Mix. Seit Oktober diesen Jahres gibt es zum Beispiel in deutschen Apotheken frei erhältliche HIV-Selbsttests. Das Angebot der Heimtests soll die Hürden für Menschen senken, sich testen zu lassen. Das Wissen um den eigenen HIV-Status ist nicht nur wichtig für jede einzelne Person, um bei einem positiven Befund rechtzeitig die nötige ärztliche Hilfe zu erhalten, sondern ist laut UNAIDS ein wirksames Mittel Neuansteckungen zu verhindern.

Eine weitere Möglichkeit wäre es bestimmte Medikamente, betroffenen Menschen leichter zugänglich zu machen. In einigen Ländern wird zum Beispiel PrEP* (Präexpositionsprophylaxe) und PEP* (Postexpositionsprophylaxe) kostengünstig an Betroffene ausgegeben. In Deutschland sind die vorbeugenden Tabletten nach wie vor relativ teuer und nicht für jede Person erschwinglich. Laut einer Studie der Erasmus-Universität in Rotterdam könnte PrEP in Deutschland bis 2030 ungefähr 9000 Neuinfektionen verhindern. Forderungen an die Politik, die Medikamente auch von den Krankenkassen übernehmen zu lassen bestehen, aber eine entgültige Entscheidung steht weiterhin aus.

Im Kampf gegen HIV sind globale Rahmenbedingungen so wichtig, wie nationale Aufklärungskampagnen oder die Arbeit gemeinnütziger Organisationen an Schulen. Jeder einzelne von uns kann etwas beitragen. Sei es durch Engagement, Spenden oder durch regelmäßige Gesundheitsvorsorge. Die Ziele der UNAIDS sind ehrgeizig, aber möglich. Durch gemeinsame Anstrengungen, auf globaler, nationaler und persönlicher Ebene, kann die mehr als 30 Jahre andauernde Epidemie vielleicht bald ein Ende finden.

INFO-BOX


Quelle: Zahlen und Daten sind der offiziellen Homepage der UNAIDS entnommen.

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