Masturbation: Wissen wir zu wenig über Selbstbefriedigung?

Masturbation - Frau mit Rabbit-Vibrator

Das Wichtigste vorweg: Nein, Masturbation hat keine negativen Auswirkungen auf den Körper – im Gegenteil, es gibt viele gute Gründe für Selbstbefriedigung – und nichts daran ist unnormal oder Grund zur Scham! Fast alle machen es. Egal welches Geschlecht, welches Alter oder welcher Beziehungsstatus. Heute wissen wir das – meinen wir zumindest, Dennoch ist das Thema immer noch für viele ein Tabu, insbesondere bei Personen mit Vulvina. Wir blicken auf Masturbation im Laufe der Geschichte und erklären, wer es wie häufig und an welchen Orten macht. Und haben natürlich die besten Tipps parat, wie es noch schöner wird.

Die positiven Effekte von Masturbation

Selbstbefiredigung hat viele positive Effekte, sowohl körperlich als auch für das seelische Empfinden. In unserer Infografik siehst Du auf einen Blick, was Du Dir mit Masturbation alles Gutes tun kannst!

Die noch bessere Schmerztablette

Masturbieren kann – hands down – die beste Medizin bei Periodenbeschwerden sein. Vielen hilft es, Kopfschmerzen oder Krämpfe während der Periode durch eine entspannte Solonummer zu lösen.

Bye-bye Stress

Selbstbefriedigung kann eine wohltuende Auszeit für Körper und Geist sein und dabei helfen, Stress abzubauen.

Best. Workout. Ever.

Masturbation stärkt den Beckenboden. Das hilft bei der Rückbildung nach der Geburt und kann zu noch intensiveren Orgasmen führen. Unser Tipp: Mit vibrierenden Liebeskugeln wird Dein Workout extra heiß!

Gute Nacht!

Das Rezept für einen erholsamen Schlaf? Post-orgasmische Tiefenentspannung! Also: Hand anlegen und glückselig ins Land der Träume gleiten.

Besserer Sex

Je besser Du Deinen Körper und seine Hotspots kennst, desto besser kannst Du sie auch Deinen Sexpartner*innen erklären. Eine spaßige – und gründliche – Methode dafür ist übrigens Pleasure Mapping.

Glückshormone fließen lassen

(Solo-)Sex ist ein richtiger Stimmungsmacher und schüttet eine ganze Menge Glückshormone aus, allen voran Oxytocine und Endorphine.

Masturbation in der Vergangenheit

Im späten Mittelalter wurde Masturbation von der katholischen Kirche als Sünde und Untat gegen Gott betrachtet, für die sogar eine Leibesstrafe angesetzt war. Im Zeitalter der Aufklärung wurde Masturbation als eine gesundheitliche Gefahr deklariert. Oft musste sie als Ursache verschiedener körperlicher Gebrechen herhalten. Krankheiten wie Pocken oder Tuberkulose seien eine Folge exzessiven Masturbierens, aber auch Pickel, starke Körperbehaarung und Verdauungsprobleme – einfach alles lastete man dem Hand Anlegen an.

Das im Jahre 1712 erschienene Buch „Onania oder die abscheuliche Sünde der Selbstbeschmutzung“ verbreitete sich rasant auf dem gesamten Kontinent. Als der Schweizer Arzt Samuel-Auguste Tissot seine Arbeit „Die Onanie. Abhandlung über Krankheiten durch Masturbation“ veröffentlichte, war das Schicksal der Masturbation besiegelt.

Selbst die großen Denker der Aufklärung, wie Immanuel Kant und Jean-Jacques Rousseau, verurteilten Selbstbefriedigung als Ausdruck von Disziplinlosigkeit und „wollüstige Selbstschändung“. Erst in den 1950er-Jahren (Kinsey-Report) nahm man der Selbstbefriedigung den Stempel des Schädlichen und Schändlichen.

Masturbation heute

Glücklicherweise wissen wir heute dank moderner Forschung, Medizin und besserer Aufklärung, dass Masturbation weder ungesund noch unnormal ist, im Gegenteil. Selbstbefriedigung ist Sex mit allen positiven Effekten, aber ohne negative Folgen, wie sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken und ungewollte Schwangerschaften. Zudem ist Masturbation oftmals ein Orgasmus-Garant – ganz im Gegenteil zu Geschlechtsverkehr. Fakt ist allerdings auch, dass diese Thema noch immer mit Unsicherheiten behaftet und teilweise tabuisiert ist.

Kehren wir doch mal vor der eigenen Tür. Da werten wir stundenlang mit den besten Freundinnen den Sex mit unserem Neuen aus oder besprechen Dessous, Verhütungsmethoden, Sexstellungen und Vorlieben – aber wie oft reden wir schon in großer Runde über Selbstbefriedigung? Eben. Das Thema ist etwas sehr Persönliches. Vielleicht wissen wir, ob und welchen Vibrator die besten Freund*innen besitzen, aber woran sie beim Masturbieren denken, wie genau und wie oft sie es tun und ob sie dabei immer zum Orgasmus kommen, das liegt im Verborgenen.

Es ist ein Thema, über das wir nicht oft (genug) sprechen. Deshalb ranken sich auch immer noch so viele Mythen um Solo-Sex. Haben Personen mit Penis nur eine begrenzte Anzahl an Spermien? Ist Selbstbefriedigung in der Beziehung Betrug? Alles Blödsinn, aber in Foren oder auf Social Media findet man solche Frage zuhauf.

Wir sind schon weit gekommen – es gibt aber auch noch einen langen Weg zu gehen. Positiv ist, dass Masturbation ihr Stigma laufend verliert. Heute gilt sie bei den meisten weder als abnormal, noch als reine Ersatzbefriedigung für alleinstehende Menschen. Wir haben erkannt, dass Selbstbefriedigung eine Bereicherung und ein Zugewinn zum Sex zu zweit (zu dritt, zu viert …) ist und damit auch innerhalb von Beziehungen ihre Berechtigung hat.

Wer masturbiert eigentlich – und wie oft? Statistiken zu Masturbation

Verschiedenste Studien belegen, dass die meisten Menschen masturbieren. Männer mehr als Frauen – aber auch die holen auf. Eine Umfrage der Indiana University aus dem Jahr 2009 mit 5.865 Beteiligten zwischen 14 und 94 Jahren ergab, dass 78 % der Befragten bereits masturbiert haben. Bei Männern um die 30 sind es ganze 93 %, bei Frauen im selben Alter sind es 80 %. Eine Studie der Bonner Universität setzt sogar noch einen drauf: Demnach masturbieren 90% aller Männer und 86 % aller Frauen.

Bezüglich der Häufigkeit gehen die Zahlen zwischen den Geschlechtern deutlicher auseinander. Während die Studie der Indiana University ergab, dass 23 % der Männer zwischen 25 und 29 Jahren zwei bis drei Mal die Woche masturbieren, verwöhnen sich nur 8% der Frauen so regelmäßig. Nur knappe 2 % der Frauen masturbieren vier Mal die Woche oder öfter. Bei Männern sind es hingegen 14 %. Selbstbefriedigung ist damit die erste und häufigste Art von Sex, die Menschen in ihrem Leben haben.

Obwohl die Mehrheit der Menschen in den eigenen vier Wänden (im Bett, unter der Dusche, in der Badewanne, vor dem Fernseher…) masturbiert, ist auch der Arbeitsplatz ein beliebter Ort für eine menage à moi. Eine Umfrage von Time Out New York ergab, dass 39 % der Befragten bereits einmal oder mehrfach auf der Toilette im Büro onaniert haben. Eine Umfrage der US-amerikanischen Glamour von 2012 bestätigt das Ergebnis: 31 % der Männer gaben an, auf der Arbeit masturbiert zu haben. In der gleichen Umfrage erklärten 10 % der Männer, auf einer Party Hand angelegt zu haben und ganze 24 % sogar schon einmal beim Autofahren (?!).

Masturbationsfantasien: Woran denken Menschen beim masturbieren?

Erotische Geschichten und Fan-Fiction über Dom/Sub-Beziehungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Internetforen. Kaum ein Blog, der sich mit Sexfantasien und -geschichten befasst, kommt nicht irgendwann auf das Spiel mit Macht und Unterwerfung zu sprechen.

Fifty Shades of Grey ist sogar in über 50 verschiedene Sprachen übersetzt und weltweit rund 100 Millionen mal verkauft worden. Das Erfolgsgeheimnis dahinter ist weiblich. Die große Mehrheit der Leser dieser Romanreihe sind Frauen. Nicht selten ist in Fan-Foren zu lesen, dass gern zu dem Buch masturbiert wird – und so sicherlich auch zu anderen erotischen BDSM-Geschichten. Der AMORELIE Sexreport So lieben wir 2017 bestätigt das: Rollenspiele stehen laut der repräsentativen Umfrage mit 22% sogar auf Platz 2 der erotischen Fantasien bei deutschen Frauen. Bei Männern liegt sie nur auf Platz 6 mit 14 %.

Die Sexfantasie Nr. 1 bei Deutschen ist Oralsex. Ganze 64 % der Männer und 41 % der Frauen träumen davon, mit dem Mund verwöhnt zu werden. Auf Rang 2 dieser Liste steht bei Männern übrigens Analsex mit 32 %. Auf Platz 3 – der wiederum gute Rückschlüsse auf die Masturbationsfantasien und -gewohnheiten schließen lässt – steht bei Männern (25 %) und Frauen (20 %) das Anschauen von Pornos. Denn seit diese im Internet problemlos verfügbar sind, ersetzen sie oftmals die eigenen Gedanken und Vorstellungen – bei Männern UND Frauen.

Darüber hinaus denken wir Umfragen zufolge häufiger an keine konkrete Person beim Masturbieren, nicht einmal an Partner*innen, Freund*innen, Kolleg*innen oder sogar Ex-Partner*innen. Oftmals spielt die Person in unseren Gedanken gar keine Rolle, denn vielmehr denken wir nur an kurze Sequenzen mit beliebigen Menschen oder sogar nur an die Geschlechtsteile. Auch realitätsferne Gedanken spielen bei der Masturbation eine Rolle. Viele Menschen fantasieren bei der Selbstbefriedigung von Szenen, die sie im wahren Leben niemals ausprobieren möchten – von Gangbangs bis hin zu Sex mit Menschen, zu denen sie sich in der Realität niemals hingezogen fühlen würden. Fantasie bleibt eben Fantasie.

Anleitung und Techniken zur Selbstbefriedigung

Masturbation: Tipps für Personen mit Vulva


Jeder Mensch tickt anders. Das gilt auch in puncto Selbstbefriedigung. Die einen mögen es „quick and dirty“, andere nehmen sich lieber Zeit und genießen. Die Möglichkeiten, sich selbst zu befriedigen, sind endlos. Diese Tipps können Dir helfen, Dein Solo noch zu verbessern:

  • Masturbieren ist kein Fremdgehen, ein schlechtes Gewissen musst Du also nicht haben – auch dann nicht, wenn Du bei der Selbstbefriedigung mal an jemand anderen denkst, als Dein Babe. Fantasien haben noch keinem geschadet und heißes Kopfkino ist schließlich das A und O beim Masturbieren.
  • Gerade keine Energie für kreatives Kopfkino? Dann hilft auch mal ein Pornofilm als Anheizer. Denn: Ja, auch wir Frauen genießen es, hin und wieder mal erotischen Film zu schauen.
  • Wechsle Position oder Location: Wie wäre es mal in der Badewanne statt im Bett oder auf dem Bauch statt auf dem Rücken? So kannst Du zusätzlich den Druck auf die Klitoris durch Dein Körpergewicht genießen und in der Badewanne kann der Wasserstrahl des Duschkopfes wohlige Gefühle auslösen.

Masturbation: Tipps für Personen mit Penis


Hoch, runter, hoch, runter und kommen. Fertig. Penisse sind vermeintlich Meister im schnellen Onanieren. Wer aber mehr will als „Druck abbauen“, kann es auch mal damit versuchen:

  • Bewusstes Masturbieren: Nimm Dir Zeit, um Neues beim Onanieren zu entdecken. Verzichte auf Pornofilme oder andere visuelle Reize. Besinne Dich ganz auf Dich. Stimuliere nicht nur den Penis, sondern erkunde mit einer Hand auch die Sensibilität Deiner Nippel, Hoden oder Dammregion.
  • Schon mal von Edging gehört? Dabei treibst Du Dich immer wieder fast zum Orgasmus, unterbrichst aber vorher. Nach einer Pause geht es weiter. Nach einigen Wiederholungen dieses Spiels wirst Du den erlösenden Höhepunkt kaum erwarten können.
  • Probiere eine neue Masturbationstechnik aus – beispielsweise das „Feuer machen“. Beide Hände werden flach an den Penis gelegt, als würde man mit einem Stock Feuer machen wollen. So werden die Hände dann auch hin und her und auf und ab bewegt.
  • Anale Stimulation: Die Prostata – eine hoch erogene Zone – kann über den Anus ertastet werden. Den „P-Punkt“ erreichst Du mit einem gekrümmten Finger oder Anal-Toy. Tipp: Durch eine Prostatamassage kann Dein Orgasmus noch verstärkt werden.

Masturbation: Die besten Toys

Auflegevibratoren

Der Womanizer oder Satisfyer gilt als Orgasmus-Wunder! Der innovative Druckwellenvibrator verwöhnt mit einer neuen, patentierten Technik. Die Klitoris wird berührungslos von einem weichen Silikonaufsatz angesaugt, ganz ohne Gefahr der Überreizung. Ideal für Personen, die klitoral stimuliert werden wollen.

Rabbit Vibratoren

Ein Rabbit Vibrator ist ideal für intensive Stimulation von G-Punkt UND Klitoris. Tipp: Stimuliere Dich mit einer geringen Vibrationsstärke erst vorsichtig klitoral und führe den Vibrator anschließend vaginal ein. Durch die Doppelstimulation können Orgasmen noch intensiver erlebt werden.

Masturbatoren

Für Gefühle wie bei echtem Sex: Masturbatoren bieten intensive Stimulation des Penis durch ihre unterschiedlichen Strukturen im Inneren. Einfach den Penis mit etwas Gleitgel in die Öffnung einführen und den Masturbator auf und ab bewegen.

Anal-Toys

Die Stimulation des Anus beim Masturbieren lohnt sich – für sie und ihn! Die zahlreichen Nervenenden in dieser Region sorgen für intensive Gefühle, die zu noch explosiveren Höhepunkten führen können. Analvibratoren wie der Coast von MOQQA sind gerade für Einsteiger/innen ideal.

Geschrieben von
Mehr von Sarah B.

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